Die Karibik

Wir landen am 20. Dezember 2001 nach 2870 Meilen und 21 Tagen in St. Maarten an.

Noch sind es 30 Meilen und wir würden erst in der Nacht ankommen. Die Ansteuerung von St. Maarten bei Nacht ist nicht einfach, da Strömung, Wind, ein paar Riffe und flaches Wasser vorherrschen. Mit Radar und guten, wachen Augen fuhren wir langsam an der SO Küste entlang, passierten Phillipsburg und landeten in der Simson Bay , direkt vor der Brücke am 20. Dezember 2001 um 01.30 nachts. Ich bekam hier auch endlich tel. Kontakt mit Marianne, die schon seit dem 17.12.  in St. Maarten auf uns wartete - nun würde sie uns am nächsten Morgen an der Brücke erwarten.
Schnell wurde gerechnet, wer die Wette gewonnen hat. Es waren 21 Tage und 12 Stunden. § 1 der Skipperordnung bekam wieder einmal seine berechtigte Gültigkeit.

Am Morgen standen wir früh auf und um 09.30 öffnete sich die Brücke zur Durchfahrt in die Simson Lagoon. Wir meldeten uns per Funk in der Marina an, um einen Platz zu reservieren. Der Dockmaster war mit seinem Dinghi schon zu uns rausgekommen und würde uns hineinführen.

                                          

 
Marianne empfing uns winkend an der Brücke und lief dann schnell zur Marina. Dort gab es eine herzliche Begrüssung.
Wir öffneten die letzte Flasche Sekt und genossen unsere Ankunft
Unser Fazit: Es war ein toller Törn mit einem wunderbaren Schiff, einer Supercrew, ohne Streit und Frust, genau passendem Wetter, keinen spektakulären Zwischenfällen (die wir auch nicht unbedingt brauchten) und einem exakten Timing.
                                          
Heinz und Gerhard konnten ihre Flüge noch umbuchen und so Heiligabend doch zuhause bei ihren Familien feiern.
Für Heilig Abend haben Marianne und ich unser Schiff geschmückt, schliesslich hatte Marianne neben ihrem Gepäck auch einen Weihnachtsbaum aus München mitgebracht, der nun unsere Ecke im Cockpit schmückte und vor allem abends erleuchtete.

Am   nächsten Morgen sind wir - vor allem aus Kostengründen, denn die Marinas hier verlangen sehr viel Dollar Liegegebühr - aus der Marina vor Anker in die Lagune gegangen, haben am Heilig Abend im Cockpit einen Kartoffelsalat mit Würstchen genossen, die vielen Lichter am Ufer und den schönen Sternenhimmel bewundert und ein bisschen an zuhause gedacht, auch wenn es dort schon inzwischen nach Mitternacht war (5 Stunden voraus).
In den nächsten Tagen haben wir begonnen, Kontakt mit unseren amerikanischen Freunden aus der Schiffs-Kauf-Zeit (Herbst 2000) aufzunehmen, uns hier umzuschauen und nun ist unser Bekanntenkreis ganz schön schon gewachsen (Segler sind sehr kontaktfreudig). Mit 9 anderen Deutschen haben wir im hiesigen Spielkasino Sylvester bis um 03.30 Uhr gefeiert, am Neujahrstag waren wir zu einer Neujahrsparty bei unseren amerikanischen Freunden John und Ricarda auf derem Segelschiff und immer wieder zwischendurch bei anderen Seglern - oder die bei uns - bei einem Bierchen  beisammen. Hier erledigt man ja alles mit dem Beiboot, also dem Dinghi: einkaufen, Besuche machen usw. Wir haben uns gegenseitig zu Weihnachten ein neues Schlauchboot geschenkt, denn unser bisheriges, sehr kleines und wackliges Ruderboot ist den hiesigen Wasser- und Wellengegebenheiten nicht gewachsen. Als wir  das erstemal mit unserem “Alten” zum Einkaufen fuhren (und das sind hier nicht nur 100 m, sondern bis zu 3 km - mit Motor natürlich), wurden wir durch die Wellen bis auf die Haut naß und wir beschlossen ganz spontan, uns sofort ein neues zu kaufen. Nun ist alles viel komfortabler und macht mehr Spaß.

                                    
 
Nachdem wir nun hier schon 14 geruhsame Tage verbracht haben, bereiten wir uns jetzt auf die nächsten Ziele, die Virgin Islands und NL Antillen vor. Danach entscheiden wir, ob es nach Kuba geht oder nicht.
Wir grüssen Euch alle und wünschen Euch ein gesundes, erfolgreiches und friedvolles Jahr 2002
Eure Manfred und Marianne und White Witch

St. Maarten/Karibik - 19. Januar 2002

Die Lagune von St. Maarten, in der wir nun schon einige Wochen liegen, ist ca. 4 km breit und 3 km lang und man kommt nur dreimal am Tag unter einer Hebebrücke durch zwei sehr schmale Eingänge hinein, einmal auf der französischen und einmal auf der holländischen Seite.
St. Maarten hat die Besonderheit, zur Hälfte französisch und holländisch zu sein. Es gibt aber keine sichtbare Grenze, man weiss eben, wo man gerade ist. Beide Teile haben ihre eigene kleine Hauptstadt - Marigot F und Phillipsburg NL- und die Geschäfte haben jeweils die Preise in Franz. Franc oder NL Gulden ausgezeichnet, zahlen kann man aber überall auch in Dollar. Auf der franz. Seite gibt es nun seit dem 1.1.02 auch den Euro, d.h. wir haben uns nun mit dieser Währung auch ein bisschen eindecken können, da ich ja bei meinem Besuch vor 4 Wochen in Deutschland  noch keine Euro bekam.
In dieser Lagune ankern ca. 140 Segel- und auch einige Motorboote, schön verteilt im Abstand von ca. jeweils 100 m; es gibt auch einige Marinas, die aber sehr hohe Liegegebühren verlangen, so dass wir dort nur ganz am Anfang für 2 Nächte lagen. Das Ankern ist kostenlos und so spielt sich das ganze Leben der Segler innerhalb dieser Lagune ab.
                               
                         

Es ist wie zuhause in einer Reihenhaussiedlung: beim Durchfahren mit unserem (neuen) Dinghi grüsst und winkt man nach links und rechts, man sieht am Dinghi, ob jemand zuhause (sprich auf dem Schiff) ist oder ob Besuch da ist; dann schwimmen eben zwei oder mehrere Dinghis am Segelboot.
Alle Nationalitäten sind vertreten, manche liegen oder wohnen hier schon seit Jahren, andere sind nur auf der Durchreise. Alle Besorgungen werden mit dem Beiboot erledigt, die Geschäfte und auch einige Restaurants haben oft auch einen Eingang zum Wasser und eine eigene kleine Dinghipier. Liegt das Geschäft nicht direkt am Wasser, sucht man sich den nächstmöglichen Platz zum Anlegen (irgendwo geht es immer) und marschiert über vergammelte Werftgelände oder halbprivate Grundstücke zum Einkaufen und kein Mensch hat etwas dagegen oder kümmert sich darum. Alles, was man zum Leben braucht, ist wesentlich teurer als zuhause, bzw. im Mittelmeer. Es gibt hier z.B. kein einheimisches Gemüse und Obst (bis auf ganz wenige Ausnahmen), es muss also importiert werden; auf anderen Inseln wird es damit besser bestellt sein, wurde uns gesagt. Auch ein Restaurantbesuch zerrt wesentlich stärker am Geldbeutel als zuhause, geschweige denn im Mittelmeer, also wird dieses Vergnügen stark reduziert.
Gesprochen wird überall englisch, im französischen Teil von St. Maarten mehr französisch denn englisch. Die Temperaturen betragen tagsüber ca. 26-31° im Schatten, die Sonne selbst knallt ganz schön, aber durch den ständigen Wind (vor allem an Bord) wirkt es wesentlich kühler. Wir sitzen abends nachwievor ärmellos und kurzbehost im Cockpit, aber die Nächte sind doch so kühl, dass man gut schlafen kann. Es regnet erstaunlich viel, aber immer nur ganz kurz, so dass wir, wenn wir bei so einem Schauer endlich alle Luken dicht gemacht haben, die  ersten schon wieder öffnen können. Die Kriminalität hat in den letzten Jahren wohl ziemlich zugenommen, vor allem der Rauschgifthandel ist hier sehr stark ausgeprägt. Deshalb wird immer wieder - vor allem auch auf Schiffen - eingebrochen. Nachdem bei Freunden schon einiges passiert ist ( neben deren Bett stand schon zweimal ein Einheimischer), haben wir nachts permanent unseren Bewegungsmelder im Salon eingeschaltet. Wenn man dann manchmal schlaftrunken wohin muss, lösen wir auch schon mal selbst den Alarm aus, aber dann wissen wir wenigstens, dass er funktioniert. Allerdings ist die Gefahr des “an Bord kommens” von Unwillkommenen an Land oder selbst in bewachten Marinas grösser, als bei uns im Wasser schwimmend. Aber auch bei “schwimmenden” Segelfreunden gab es schon ungebetene Gäste, deshalb die Vorsichtsmaßnahme.

In den ersten drei Tagen meines Aufenthaltes hier - Manfred war ja noch nicht gelandet - wohnte ich durch Vermittlung eines amerik. Freundes in einem privaten Gästehaus, was natürlich sehr viel preiswerter und individueller als ein Hotel war - außerdem kümmerte sich die Besitzerin sehr um mich, gab mir Tips usw. Ich wollte mir ja auch die Gegend - aber ohne Mietauto - ein bisschen anschauen. Hier gibt es keine richtige Busverbindung, sondern ich lernte von meiner Gastgeberin, dass man sich einfach nur an den Strassenrand stellt, nach kleinen (meistens uralten) VW-Bussen Ausschau hält, bei denen an der Frontscheibe ein mehr oder weniger deutliches Schild mit dem Namen des Endzieles lehnt. Dann hebt man den Arm und schon hält der Wagen. Und das klappte wirklich und jede Fahrt - egal ob man gleich wieder aussteigt oder bis zum Ende mitfährt - kostet immer nur einen Dollar. Wenn man wieder aussteigen möchte - auch vielleicht z.B. mitten im dicksten Verkehr - schreit man “stop”, der Fahrer bremst, alle Wagen dahinter natürlich auch, und raus ist man.  Da alle paar Meter immer wieder jemand ein- oder aussteigen will, dauert es vielleicht länger, als man es von zuhause gewöhnt ist - aber hier hat man die Zeit! In diesen Bussen fahren fast nur Einheimische, sprich Farbige mit, und mehr als nur einmal fingen sie gleich ein Gespräch mit mir an: woher, wohin usw.; auch der Fahrer beteiligt sich oft sehr temperamentvoll an den Gesprächen seiner Fahrgäste - es ist lustig und sehr interessant. Auf diese Weise schaute ich mir die Hauptstädte Marigot und Philipsburg und ein bisschen die Gegend an. Ilona, meine Gastgeberin und ihr Mann haben einen Kiosk in einer Marina, an der wir oft mit unserem Dinghi zum Einkaufen anlanden und sie schlossen auch gleich Manfred in ihr Herz. Als sich auch noch herausstellte, dass Ilona Krankenschwester ist, war meine Suche nach einem Arzt für Manfreds letzte Hepatitisimpfung (den gekühlten Impfstoff hatte ich  aus München mitgebracht) beendet; da diese Impfung innerhalb von einer Woche nach Ankunft durchgeführt werden mußte, konnte Ilona ihn gleich nach seiner Landung - zwischen Kiosk und Segelbooten, aber unter “strengen hygienischen Bedingungen” -  impfen.

Jetzt werdet Ihr fragen, was wir denn um Gotteswillen solange hier machen bzw. gemacht haben - wissen wir eigentlich auch nicht. Manfred hatte von vornherein hier einige Wochen eingeplant, um sich zu erholen, Reparaturen am Schiff zu erledigen, Leute zu treffen usw. Die Zeit vergeht dann auch ganz schnell mit Tagesplanung, einkaufen, Reparaturen, aufräumen, Freunde besuchen oder selbst an Bord haben, mit dem Dinghi zum Baden aus der Lagune heraus fahren (hier drin ist das Wasser nicht so sauber) usw.
Wir müssen hier ja für alles - um unser Schiff herum - selber sorgen, wie z.B. Gasflaschen zum Kochen besorgen, Strom durch tägliches Laufenlassen des Motores (ca. 1 Std.) für Licht, Radio, Werkzeuge produzieren, Wasser zum waschen, abwaschen u.a. über Funk vom Wasserboot ordern, Diesel für den Motor tanken etc.etc.., auch wenn das nicht alles täglich organisiert werden muß. Wir leben in einer kleinen autarken Welt und dadurch wurde uns erst richtig klar, wie selbstverständlich wir zuhause all diese Serviceleistungen benutzen.  Dies alles braucht Stunden und Tage und so vergeht die Zeit- und die haben wir ja. Das Leben hier richtet sich auch sehr nach der Sonne. Sie scheint das ganze Jahr von ca. 06.30 bis ca. 18.30 und oft gehen wir um 20.00 schon schlafen (auch um nicht so viel Batteriestrom zu verbrauchen), stehen aber selten vor 08.30 auf. Der Tag ist also sehr kurz.
Mittags ist es oft sehr warm (auch wenn immer Wind zur Kühlung geht) und wenn wir nicht gerade zum baden gefahren sind, dann genehmigen wir uns schon  mal eine Mittagsruhe. Das Herumwerkeln am und im Boot hört so um 17 Uhr auf und es beginnt die Stunde des Sundowner - eine Zeit, die ich ganz besonders liebe. Der Wind schläft dann oft ein, der Himmel verändert sich, die Farben sowieso und es entsteht eine wunderbare Abendstimmung, die von uns mit dem gefüllten Glas in der Hand besonders genossen wird.

In diesen Wochen haben wir ganz schnell Bekannte und fast auch schon Freunde gewonnen. Der erste deutsche Seglerkopf reckte sich schon nach den ersten Tagen über unsere Reling, um nach uns zu schauen und gehörte zu Lorenz, der mit seiner Ingrid seit 9 Jahren (wenn auch mit Heimataufenthalten unterbrochen) erst auf einem Segel- und nun auf seinem Motorboot lebt. Die beiden nahmen uns dann an Sylvester zum Abendessen mit Tanz in eines der zahlreichen Spielcasinos zu anderen Bekannten mit.
Wir selbst steuerten zu diesem Abend Olav und Brigitte von der SY Helios aus München bei, die wir inzwischen kennengelernt hatten.
                                   

Beide sind in unserem Alter, segeln ein halbes Jahre hier herum, verbringen den Rest zuhause und wir werden hoffentlich einige Zeit gemeinsam verbringen. So hatten wir einen ausgesprochen lustigen Jahresabschlußabend mit nun insgesamt 11 deutschen Seglern. Im Neuen Jahr setzte dann ein reges besuchen auf den jeweiligen Schiffen ein; immer wieder fuhr jemand mit seinem Dinghi bei uns vorbei, stieg entweder kurz zu uns ein oder hing auch nur für ein Schwätzchen an der Reling oder wir besuchten die anderen. Durch Ramses und seine Svenni (beide segeln mehrmals im Jahr für Wochen in der Karibik) erfuhren wir, was hier so los ist und sie nahmen uns öfter zu Orten/Restaurants mit, die wir alleine nicht gefunden oder besucht hätten;
Horst und Werner sind schon in Rente und wohnen seit Jahren hier jeder auf seinem Segelboot. Jeder der neuen Bekannten hat so seine Geschichte und das macht das alles sehr interessant. Als erstes mussten wir (und wollten es natürlich auch selber) unsere alkoholischen Getränke an Bord aufstocken, um die gern gepflegte Gastfreundschaft an Bord erwiedern zu können. Als bei Olav und Brigitte auch noch Olavs Bruder Norbert mit Kirsten für drei Wochen an Bord kamen, wurden wir z.B. zur Begrüßung auf deren Boot zum Sundowner mit Rumpunsch eingeladen - das ist vielleicht ein tolles Getränk. Olav hatte zwar genügend vorbereitet, aber weil es eben so gut schmeckte, nicht mit dem Appetit seiner Gäste gerechnet; so langte es doch nicht und er mußte eine dritte Kanne nachmachen. Dafür ersetzte die Menge des Getränkes unser aller Abendbrot, denn wir gingen auch erst, als der Mond schon längst aufgegangen war und keiner hatte noch Lust, zu kochen.

Wir lernten dann auch noch Heiko und Jutta (im Alter unserer Kinder ) von der SY MOMO kennen, die zuhause alles verkauft haben und seit 4 Jahren herumsegeln. Beide können sehr gut mit Computern und Mailsystemen umgehen und bei der Installation unseres neuen Mailsystems “Sailmail” haben sie Manfred sehr geholfen, wie auch bei dem schon lange angestandenen Problem der Trennung der Starterbatterie von den Verbraucherbatterie durch ein Relais (dadurch kann die Starterbatterie - wie beim Auto -  nicht mehr “leergelutscht” werden).

An einem Abend hatten wir dann fast alle zusammen zu uns zum Sundowner eingeladen und wir hätten nie gedacht, dass 10 Personen in unser Cockpit hineinpassen, wenn auch eng zusammengerückt - trotzdem hatte noch jeder Platz, um sein Glas zu halten.
 

 

Weil eben alle auch hier für Wochen lagen, hatten wir keine Eile, weiterzusegeln!!

Aber dann war es doch soweit. Mit Olav und Brigitte und ihrem Besuch beschlossen wir, am 10. auf 11.01 gemeinsam in einer Nachtfahrt zu den wunderschönen British Virgin Islands zu segeln, 80 sm von hier. Es war eine ganz laue Nacht mit für Manfreds Geschmack zu wenig Wind, was sich dann später als ein Glück herausstellen sollte. Wir segelten also so drei Stunden bei 20 Kn aus Ost mit ausgebaum- ter Genua  und 6 Knoten Fahrt , als es plötzlich einen gewaltigen Knall gab und White Witch abrupt abbremste. Nach dem Anmachen des Decksarbeitslichtes (es war ja stockdunkel - kein Mond weit und breit), sahen wir mit Entsetzen, dass die Genua, also das große Vorsegel samt Rollreffeinrichtung backbord zu 2/3 im Wasser, teilweise unter dem Schiff schwamm. An Steuerbord war der Spinnacker- baum runtergekommen und das Segel versuchte ihn unter dem Schiff hindurch auf seine Seite zu ziehen. Er war gespannt wie ein Flitzbogen. Am schlimmsten war aber, das der Mast seiner vorderen Halterung, dem Vorstag, beraubt war und durch den starken Wellengang runterzukommen drohte.  Den Motor konnten wir nur im Leerlauf starten, denn es drohte ja auch Gefahr, dass sich die Genua in der Schraube verfängt. Andererseits brauchten wir Strom für das Arbeitslicht.
Dann leistete Manfred ganze Arbeit:
Zuerst gingen wir ohne Motorhilfe in den Wind, um das Großsegel zu bergen und Fahrt aus dem Schiff zu kriegen. Auf dem mit unserem neuen Schlauchboot vollgepackten Vorschiff turnte er -- natürlich  ordentlich gesichert--  herum, um zuerst den Spi-Baum zu bergen, dann zog er das Segel,  das teilweise mit Wasser gefüllt war,  Rollreffeinrichtung und Vorstag, Meter für Meter an Bord, um es entlang der Reling  festzubinden, damit es dem Wind keinen Widerstand mehr leisten konnte.
Um ihm wenigstens ein bisschen zu helfen, kroch ich auf allen vieren zu ihm, um das widerspenstige Segel festzuhalten. Diese ganze Aktion dauerte eine Stunde und waren wir froh, dass es nicht mehr Wind hatte.
Wir drehten dann um und fuhren zurück nach St. Maarten,, da wir erst 20 sm hinter uns, aber noch 60 sm vor uns gehabt hätten und wir in St. Maarten die Reparaturmöglichkeiten besser kennen. Gegen wind und  Wellen ging es zurück. Es war nicht gerade angenehm. Manfred kletterte noch einmal nach vorne, um den Mast gegen ein evtl. “runterkommen” doppelt zu sichern. Das instabile Schiff rollte und stampfte und wir brauchten die doppelte Zeit für die Rückfahrt.  - Nach 6 Std. waren wir endlich wieder am Ausgangspunkt. Es war um  05.15 Uhr  und noch dunkel. Die Lichter an Land irritierten uns stark bei der Annäherung an Land. Die ankernden Boote waren schwer zu erkennen, aber auch das haben wir gut gemeistert, der Anker fiel und wir sanken ins Bett.

   

Nun ging das grosse Überlegen, was zu tun ist und das Organisieren der Reparaturen los; die Versicherung hatten wir noch in der Nacht (zuhause war es ja schon morgens) angerufen, um den Schaden zu melden und per mail und Fax wurde es am nächsten Tag noch einmal ausführlich dargestellt. Unsere Freunde hier gaben div. Tipps, wo wir was machen lassen könnten, von einer Firma kam am Nachmittag jemand an Bord, um den Schaden anzuschauen und einen Kostenvoranschlag zu machen usw. Nach intensiven Gesprächen vor allem mit John , unserem amerik. Freund, der wohl auch schon alle möglichen Schäden gehabt und fast alles selbst repariert hat, entschloss sich Manfred, alles selbst zu machen. Über eine Firma hier haben wir versucht, die Ersatzteile, die es hier nicht gibt, in Amerika zu ordern. Da keine Identifikationsnummer der gebrochenen und zu ersetzenden Teile von uns gefunden wurden, fotografierte Manfred mit der Digitalkamera die bewussten Teile und diese Bilder wurden über Internet übertragen. Einige Stunden später hatten wir eine Liste in der Hand, aus der nun Manfred bestellen konnte. Teilweise waren die benötigten Teile gar nicht mehr im Sortiment; aber irgendwie klappte das Bestellen und nun warten wir auf die Ankunft der Sendung.
Manfred hatte sich entschlossen, in der Zwischenzeit das gesamte stehende Gut, also Wanten und Stage zu erneuern, eine Arbeit, die er auch weitgehend alleine machte. Mein Anteil an diesen Arbeiten bestand als Hiwi darin, dass ich ihn mehrmals am Tage mit Hilfe der elektr. Ankerwinsch in den 15m hohen Mast kurbelte, immer mit der Sorge im Nacken, er würde trotz Absicherung früher als gewollt “runterkommen” . Manfreds Talent, auch bis dato noch nie gemachte Arbeiten/Reparaturen nach kurzem überlegen durchzuführen, hat sich hier mal wieder bestätigt und uns Tausende von Dollar erspart (lt. Kostenvoranschlag einer Firma).

Anfang März 02, in den Virgin Islands

Die Ersatzteile zur Reparatur der Rollreffeinrichtung waren endlich nach zwei Wochen eingetroffen und Manfred konnte die restlichen Reparaturarbeiten erledigen
Er tat sich auch noch den Einbau neuer Verbraucherbatterien (Teil unseres Kraftwerkes an Bord) an, der ihn viele Arbeitsstunden kostete, da die Anschlüsse nicht so ganz passten und er sie neu einbauen musste.
Dann konnten wir endlich unseren zweiten Versuch starten, in die Virgin Islands zu kommen. In der Nacht zum 30.1., 03.30 Uhr  wurde der Anker gelichtet und diesmal ging alles gut, wir hatten guten achterlichen Wind mit 20 Kn, allerdings mit starkem Wellengang mit ca. 15 Fuß (d.h. immer, wir können uns nichts zu essen machen und leben diese Stunden von trockenen Keksen und Obst, kein Wunder, dass wir hier nicht auf unsere Linie achten müssen). Beide hielten wir Ausschau nach unserer ersten Insel in den Virgin Islands  ---  Virgin Gorda  ----

       

                                             

Bei Sonnenuntergang (also nach 13 Stunden und 90 Meilen) konnten wir direkt vor Virgin Gorda neben unseren Freunden Olav und Brigitte den Anker werfen, rechtzeitig zum Sundowner, den die beiden schon kaltgestellt hatten.

                                    


Da die beiden ihre abgelaufene Aufenthaltsgenehmigung für die britischen Virgin Islands nicht rechtzeitig verlängert hatten, mussten sie am nächsten Morgen auf Anordnung der Einklarierungsbehörde die BVI verlassen. Die Virgin Islands - eine Inselgruppe mit ca. 100 kleinen und größeren/bewohnten und unbewohnten Inseln teilt sich auf in einen britischen und in einen amerikanischen Teil. Da wir ja mit der “Helios” zusammen segeln wollten, sind wir gleich mitgefahren und am gleichen Nachmittag im amerikanischen Teil, auf der Insel St. John in der Cruz Bay eingelaufen, um dort einzuklarieren.
Wir wußten, daß wir wohl Probleme dabei bekommen würden, da wir in Deutschland versäumt hatten, uns ein Visum für Amerika geben zu lassen. Normalerweise brauchen Deutsche dieses Visum nicht, es sei denn, man reist mit einem privaten Boot  nach Amerika ein. Wir versuchten es also, aber der nette amerik. Beamte mußte uns leider “des Landes verweisen”. Er wies uns dann aber selber einen Weg,  wie wir ein einmaliges 90-Tage-Visum bekommen könnten und das taten wir noch am gleichen Nachmittag: Mit unserem Schiff wieder zurück nach West End auf Tortula in den BVI  (1  1/2 Std. entfernt), dort für eine Nacht geankert,  um 8 Uhr am nächsten Morgen vor dem britischen Immigrationsoffice, um einzuklarieren (damit hatten wir für 30 Tage Aufenthaltsgenehmigung für die britischen Inseln), gleich weiter um 9 Uhr mit der Fähre in die amerik. VI nach Cruz Bay auf  St. John  (30 Minuten), Einreisegenehmigungstempel erhalten, eine Stunde später mit der Fähre wieder zurück nach England und dann noch am gleichen Nachmittag mit unserem eigenen Schiff wieder nach St. John, um ordentlich mit White Witch in den USA einzuklarieren.
So einfach kann man in 4 Stunden 2x die USA und 2x  England besuchen.
Unsere Freunde (mit Visum) waren natürlich in Amerika geblieben und standen dann vor dem Einklarierungsbüro, als wir mit unserem heiß ersehnten grünen Visumsabschnitt herauskamen. Sie hatten bei der Fähre nach uns Ausschau gehalten, aber nicht damit gerechnet, dass wir schon wieder mit unserem eigenen Schiff zurück waren. Nun verbrachten wir einige Tage auf  St. John, der kleinsten von drei amerikanischen Inseln, segelten von Bucht zu Bucht - eine immer schöner als die andere.

Inseln mit weißem Strand, Palmen  umgeben von türkisblauem Wasser, was will der Urlauber mehr.

                                

St. John besteht zu 2/3 aus einem Nationalpark, der vor vielen Jahren von Rockefeller gespendet wurde. Wir machten auf uralten schmalen Trail-Wegen Wanderungen, die zwar recht anstrengend durch das immer-aufwärts-steigen waren, aber zur Belohnung traumhafte Ausblicke über die Insel, die Nachbarinseln und das Meer freigaben. Wir ersparten uns auch das Anmieten eines Wagens, denn mit den einheimischen Bussen macht es mehr Spaß, man sieht mehr, weil man ja höher sitzt und außerdem herrscht hier überall Linksverkehr, das wollten wir uns nicht antun. 
In einer der Buchten hat der Nationalpark einen Unterwasser-Schnorchel-Weg eingerichtet mit in den Meeresboden verankerten Bildern und Erklärungen über die Fische, Pflanzen, die verschiedenen Korallenarten  und Riffe. Für mich war es das erstemal, daß ich (mit neu erworbener Schnorchel- ausrüstung) so etwas sah und es war faszinierend, die Farbenvielfalt der Fische und Pflanzen zu beobachten.

                                               

Auch die Besichtigung  einer der 25 ehemaligen Zuckerplantagen “Annaberg” aus dem   17. Jahrhun- dert stand auf dem Programm. 
Die einzigen Einkaufsmöglichkeiten auf St. John gibt es  nur im Hauptort, so dass wir, als wir einmal bei einem Campingplatz vorbeiliefen, mit Begeisterung dort einkauften, auch wenn wir dann über eine Stunde mit unseren Tüten laufen mussten. Dafür hatten wir aber wieder frische Lebensmittel an Bord.
Wir wechselten dann zur größeren Insel, St. Thomas und konnten direkt vor der Hauptstadt, Charlotte Amalie im großen Hafenbecken einige Tage ruhig liegen. Mit dem Dinghi fuhren wir an Land, um einzukaufen, mal wieder Wäsche zu waschen und Ausflüge zu machen.
Da es hier riesige Supermärkte gab, die wir gar nicht mehr gewohnt waren, verfielen wir in einen Kaufrausch und konnten unsere eingekauften Lebensmittel, Getränke (vor allem natürlich Rum und Gin) nur noch mit einem “gemopsten” Einkaufswagen zum Dinghi bringen. Wir waren beruhigt, als wir abends sahen, dass ein Angestellter des Supermarktes überall die stehengelassenen Wagen wieder einsammelte - wir waren also nicht die einzigen!!
Beim Durchlaufen der Stadt entdeckten wir u.a. ein Schild eines “Internationen Gospel-Centers”, das am nächsten Tag, einem Sonntag, 2 Std. geöffnet hatte und Gäste willkommen hieß. Da wir und unsere Freunde diese Musik mögen und an einer Probe interessiert waren, beschlossen wir hinzugehen.
Es stellte sich heraus, dass dies der Gemeindesaal einer Sekte war, in dem wir nun 2 1/2 Stunden (!!) einen Gottesdienst miterleben durften, der so ganz anders war, als wir ihn kannten und  in dem viel gesungen und getanzt wurde. Wir waren die einzigen “Weißen” und gleich zu Beginn wurden wir sehr herzlich von der farbigen hübschen Pastorin begrüsst, die später eine derart flammende und uns alle mitreißende Predigt hielt, dass ich zum erstenmal den Hauch dieser Beeinflussung/Euphorie spürte, der z. B. von so bekannten Predigern wie Billy Graham vor vielen Jahren ausging.

                             

Die Gemeinde war stark mit eingebunden, immer wieder kam jemand nach vorne, um etwas vorzulesen, ein Gebet zu sprechen und es gab von Kindern kleine Rollenspiele und zauberhafte Tanzvorführungen. Alle zogen z.B. mit Gospelmusik einmal durch die Kirche, umarmten sich gegenseitig (als Geste der Freundschaft und Zusammengehörigkeit) und alle wollten uns auch umarmen und mit Segen bedenken. Wir wurden voll mit einbezogen und gebeten, uns vorzustellen und zu erzählen, woher wir kommen und warum wir hier sind. Es gab unter der Gemeinde einen Vorsänger mit einer tollen Stimme, der immer wieder alleine Gospels sang, die natürlich alle religiösen Inhalts waren, aber das haben ja diese Lieder sowieso. Er sang dann spontan so schön nur für uns vier ein Lied mit einem auf die Seefahrt und Gott abgestimmten Text -- God is your anchor--, dass es uns kalt überlief.

                                 

Diese Inbrunst beim Beten, Singen und Predigen hatte ich noch nie woanders gehört - es war für uns ein ganz besonderes Ereignis. Auf liebevolle Weise wurden wir von der kleinen Gemeinde verabschiedet.

 
     

Die hochsommerlichen Außentemperaturen tauten uns wieder auf, denn die Klimaanlage drinnen war auf vollen Touren gelaufen (jetzt weiss ich auch, warum fast alle Gemeindemitgleider langärmelig waren).

Nun hangelten wir uns von Bucht zu Bucht und lernten wieder neue nette deutsche Segler kennen. Bei Gretel und (auch) Manfred veranstalteten wir an Bord der SY “Stocksiefen” eine feuchtfröhliche Rumpunschfete mit Akkordeon- und Gesangseinlagen.

                                    

Es wurden Volkslieder und Shantys gesungen und dabei merkten wir, daß nach so kurzer Zeit (allerdings doch schon ein Jahr seit dem letzten Chortreffen) der Text von einigen der mal auswendig gekonnten Shantytexte nicht mehr so saß - da müssen wir eben wieder mehr singen!
So langsam lief unsere 30-Tage-Aufenthaltsgenehmigung für die BVI’s ab und wir hatten noch gar nichts von ihnen gesehen. Unsere Freunde, die sich dort schon einige Wochen aufgehalten hatten, wollten Gottseidank noch mal mit uns mitkommen und so segelten wir am 18. Februar von Amerika nach England , auf die Insel Tortola - in nur 4 Stunden! Von dort aus querten wir den “Sir Francis Drake Channel”, um die kleinerer Inseln Norman-, Peter-, Salt- und Cooper Island zu besuchen und die dort vorhandenen Schnorchelmöglichkeiten wieder mal zu nützen.
Direkt vor der Piraten-Insel Norman Island, die als Hintergrund für das uns allen aus der Kindheit bekannte Bucht “Die Schatzinsel” gilt, sind Bojen an einigen Höhlen (hier wurden früher wirklich Schätze gefunden) für kurzfristigen Schnorchelausflug ausgelegt. Dort machten wir Halt, um in die Höhlen hineinzuschwimmen - ich fand diese Art zu schnorcheln ein bisschen unheimlich, jede Minute rechnete ich damit, dass ein größerer Fisch oder ein kleinerer Hai auf mich zukommt und so habe ich lieber draußen die bunten Fische bewundert.
Als eine riesige dunkle Wolkenwand ein Unwetter ankündigte, eilten wir und alle anderen Schnorchler auf unsere Schiffe zurück, während ein amerik. Katamaran, der gerade erst mit ca. 40 paying guests zum Schnorcheln angekommen war, seine Leute ins Wasser “entließ” - es hatte angefangen, zu schütten und diese Schwimmer schwärmten bei strömenden Regen und steigendem Wellengang in die Höhlen aus, auch nicht gerade das Vergnügen, was die sich wohl vorgestellt hatten!
Wir wollten an unserer Boje das Unwetter erstmal abwarten, lagen mit unseren Freunden Samo und Vojka und ihrer “Panta Rei” im Päckchen, also direkt mit Seilen verbunden, nebeneinander an der Mooringbojeund tranken im Salon Kaffee, als es auf einmal rumste. Wir stürzten nach oben und sahen, dass in dem Moment die Mooringleine durch den starken Seegang abgerissen war und unsere zwei Boote - trotz ausgehängter Fender - aneinanderschlugen. Schnell sprangen Samo und Vojka in ihr Boot, die Motoren wurden gestartet, da wir drohten, Richtung Felsen abgetrieben zu werden, lösten die Seile und weg waren wir - das ganze hatte ca. 1 1/2 Minuten gedauert; wehe dem Schiff, wenn in solch einer gefährlichen Situation der Motor nicht gleich anspringt!
Gleich nebenan war eine große Bucht, in die wir zum Abend sowieso gegangen wären. Nun war diese (durch das Unwetter bedingt) schon sehr belegt mit anderen Schiffen und wir mussten eine ganze Weile suchen, bis wir einen Ankerplatz gefunden hatten. Die meisten Schiffe lagen an den Mooringbojen, das sind im Meeresboden Taue, über Wasser durch eine Boje gehalten und mit einer Festmacherleine verbunden, an der dann festgemacht wird. Man spart sich das Ankern und schont den Meeresgrund. Allerdings kostet das Festmachen  15-20 $ / Nacht, und das ist uns zu teuer. Wir haben bis jetzt immer schöne und sichere Ankerplätze gefunden. So auch in der dieser Nacht.
Der Wind fegte immer noch durch die Bucht, auch wenn der Regen nachgelassen hatte und Manfred legte sicherheitshalber noch einen Heckanker aus. In der Nacht drehte der Wind dann permanent und das Schiff änderte  immer wieder seinen Schwojkreis - einmal berührten wir sogar den Steg zum Land; Manfred fuhr daraufhin noch um 1.30 Uhr ein neues Ankermanöver. Alles in allem eine unruhige Nacht, aber das kannten wir ja schon vom Mittelmeer her aus ähnlichen Situationen. Dafür präsentierte sich diese Piratenbucht in den nächsten zwei Tagen als ein wunderschöner Liegeplatz - mit der “Billy Bone”- Piratenbar, in der um 17 Uhr die Happy Hour  mit einem Böller  “eingeschossen” wurde und mit Spazierwegen auf die Höhen der Insel, von denen wir wiedermal eine Traumaussicht in alle Richtungen geniessen konnten.
Danach haben wir das Wrack des vor 150 Jahren vor Salt Island gesunkenen engl. Postschiffes“Rhone” erschnorchelt. Man kann noch einiges in ca. 8 m Tiefe erkennen. Die Post war aber nicht mehr da....

Immer, wenn sich unsere Frischvorräte dem Ende neigen, steuern wir einen größeren Ort an, denn die kleinen Inseln sind bis auf  einzelne Privathäuser oder Restaurants unbewohnt. Es gibt hier wie im “echten” England eine Restaurantkette mit dem Namen Pusser, vor allem bekannt durch den guten Rum , aber auch durch “Klamotten” und ihre Pubs. Diese Pubs gibt es hier in den BVI’s gleich viermal und deren  Spezialität sind “Chicken Wings”. Pro Wing zahlt man nur 0,30 Eurocent und sie werden knusprig und in einer karibischscharfen Sauce serviert - hinterher meint man, die Lippen in Eiswasser tauchen zu müssen. Diesmal fielen wir zu 6 in den Pub ein und bestellten insgesamt 50 Chicken Wings - siehe unten!

                                      

Weiter ging es - diesmal in die Nähe des einzigen Flughafens in den britischen Virgin Islands auf Tortula, da der Sohn von Brigitte und Olav für drei Wochen zu Besuch kam. Es gibt eine Ankerbucht direkt vor der Landebahn für die kleinen Flieger, so dass man mit dem Dinghi an Land fahren und in 5 Minuten die Wartehalle erreichen kann. Einen km davor gibt es die kleine (ca. 8.000 qm) zauberhafte Insel (Marina Key), umgeben von einem Riffgürtel und nur von einer relativ schmalen Seite her erreichbar, an der wir ankerten.

                                      
In den dreißiger Jahren hatte ein jungverheiratetes (wohl reiches) amerikanisches Ehepaar die Insel gekauft (damals sicher einsam und unbewohnt), sich dort niedergelassen, ein Haus gebaut, ein Buch geschrieben und einige Jahre in dieser romantischen Umgebung verbracht. Der Krieg beendete dieses Idyll, der Mann wurde eingezogen, die Frau ging zurück nach Amerika und beide kamen nie wieder auf dieses schöne Fleckchen zurück.

                                  

                                               
  

Über diese Lovestory wurde sogar ein Kinofilm vor Ort gedreht und heute hat hier diese engl. Geschäftskette Pusser ein kleines Hotel mit 4 DZ und 2 Häuschen, einen Andenkenladen, ein Restaurant und vor allem auf dem höchsten Punkt der Insel, d.h. ca. 25 m hoch, eine Freiluftbar, speziell für die vielen Segler, die hier mindestens einen Tag vor Anker liegen, eingerichtet.

                                                                   
 

         
 

Abends, zur Happy Hour, bei einer Rundumsicht von 360 °, unterhält Countrymusiker Michael Bean 

   

mit Gesang, Guitarre, Mundharmonika und zwischendurch auch Akkordeon die dicht an dicht sitzenden Gäste, bis der Mond aufgegangen ist - eine tolle Stimmung.

                                         

Leider wurde die fröhliche Stimmung am nächsten Morgen durch Geräusche an unserem Dieselmotor
unterbrochen, die auf einen Schaden hinwiesen. Das Antriebsrad der Süßwasserpumpe war lose. warum so etwas passiert, weiß kein Mensch, nur repariert werden muß es. Also hatte Manfred mal wieder einen Tag lang zu tun, alles auseinanderzunehmen, zu reparieren und wieder zusammenzubauen. Oh, diese Hände, ölverschmiert und schwarz wie bei einem Schornsteinfeger. Aber nun läuft er wieder (der Motor) und wir warten auf das nächste “Ereignis”.

Wir blieben drei Tage vor Marina Key, zwischendurch holten Brigitte und Olav ihren Sohn vom Flughafen ab, Wojka und Samo mit ihrer Segelyacht “Panta Rhei” kamen auch noch und ergänzten die Runde.
Am 28. Februar (letzter Tag der DM) segelten wir dann weiter zu den berühmten “Bath” auf Virgin Gorda . Die ist eine Bucht, in der riesengroße Granitblöcke liegen, die ein Labyrinth von Schluchten und Gängen, von Grotten und kleinen Wasserpools gebildet haben, in denen man rumklettert, schwimmt und schnorchelt - ein gewaltiges Naturereignis. Zu vergleichen mit den “Findlingen” in deutschland, nur in Amerika ist eben alles viel,viel größer.

    

                                               
 

In dieser herrlichen Gegend hat der amerikanische Baumagnat Donald Trump eines seiner Feriendomiziele mit eigenem Sandstrand gebaut.

                               


Noch am gleichen Tag ging es weiter in den Gorda Sound, einer  riesigen Naturbucht begrenzt von mehreren kleinen Inseln und Korallenriffen. wir trauten uns auf die private Insel Mosquito Island rauf, da dort kein Mensch zu sehen war, obwohl lt. Buch dort eine kleine exclusive Hotelanlage bestand.Alle Häuser mit den Zimmern waren unbewohnt, ein Restaurant mit noch gedeckten Tischen, offene Nebengebäude, Schuppen mit Freizeitgeräten - aber keinen Menschen. Offensichtlich war diese Hotelanlage (incl. der ganzen Insel) im Moment nicht im Betrieb, aber wir kamen uns wie im Abenteuerbuch vor - jeden Moment dachten wir, es biegt jemand um die Ecke und fragt, was wir dort machen!! Schöne Spaziergänge, herrliche kleine Strände mit Palmen und Kokosnüssen und alles verlassen ..... Natürlich gab es auch hier die “Honeymon Bay”, einsam und gerade für zwei Verliebte, wellenumtost.

                              

Eine Insel nur für uns! In dieser großen Bucht verbrachten wir an immer anderen Plätzen vier Tage, bis wir einmal rum waren. U.a. lagen wir vor dem bekannten “Bitter End Yacht Club”, einer schönen Hotelanlage zu horrenden Preisen, das Doppelzimmer kostete dort zwischen 700 und 900 Dollar --- pro Tag wohl gemeint----

 
        

 Von dort hatten wir einen wunderbaren Blick auf das Meer und die Korallenriffe. Deshalb möchten wir Euch ein paar dieser Aussichten in größerem Format zeigen.

 

In der Mitte rechts ist deutlich die Passage zu erkennen, durch die wir mit dem Schiff eingefahren sind. 50 Meter breit, starke ströhmung und sehr flach, bb und stb Korallenriffe. Bei Nacht würden wir da nicht durchfahren.

Der Blick auf die kleinste bebaute Insel der VI “ Saba Rock” ist unvergleichlich und weckt selbst bei uns noch Urlaubsträume. Leider ist die Insel in den letzten Jahren schlimm verbaut worden.

Oliver griff sich noch ein herumliegendes Surfbrett und führte uns bei 6 Bft. seine Surfkunst vor. Alle Achtung, können wir nur sagen.

 

Ja, und dann lief unsere Aufenthaltserlaubnis in den britischen Virgin Islands ab, und nachdem es Kontrollen gibt, wollten wir nicht riskieren, erwischt zu werden und relativ hohe Strafen zahlen zu müssen.

Also ging es zurück in die USVI’s, wo wir teils in bekannten, teils in immer noch neuen Buchten ankerten. Langsam bereitet sich Manfred auf unsere Weiterfahrt nach Puerto Rico, Dominikanische Republic und Kuba vor, die wohl so um den 18. März beginnen wird - davon das nächste Mal mehr.

Wieder auf den amerik. Virgin Islands, St. Thomas, 17. April 2002

Wir werden immer “gemahnt”, schneller unsere Homepage zu aktualisieren, aber  die Zeit vergeht - trotz “Nichtstun” - derart, dass wir irgendwann entsetzt feststellen, jetzt müssen wir aber wieder ran....

Im letzten Teil haben wir nicht unseren Hauptgrund für den langen Aufenthalt in den Virgin Islands beschrieben: Wir hatten, als wir unsere Aufenthaltsgenehmigungen für die britischen und die amerikanischen V.I. in der Tasche hatten, am gleichen Tag - dem  1. Februar - unsere Pässe mit den fertig ausgefüllten Visaanträgen zu Freunden nach München zur Weiterleitung an das amerik. Konsulat in Frankfurt geschickt. Das war ein Risiko, aber wir wollten für alle Fälle ein 10-Jahres-Visum, nicht nur das einmalige 90-Tage-Visum haben. Nun mußten wir “abwarten und Rumpunsch trinken”, bis unsere Ausweise wieder da waren, denn ohne die konnten wir nirgends woanders hin...

Unsere Freunde Olav und Brigitte mit Sohn Oliver beendeten leider unsere so nette Segler-Gemeinschaft Mitte März, denn Olivers Urlaub war zuende. Die Eltern segelten wieder in Richtung St. Maarten zurück, da sie Ende April nach München zurückfliegen wollen. Zum Abschied wurde nochmal groß gefeiert und Olav und Manfred wurden dazu von Brigitte mit großem Ernst ordentlich hergerichtet. Ein Bussi gabs als Lohn.

                                  

Wir ankerten in Erwartung unserer Pässe in der schönen Bucht ”Chocolate Hole” in der Nähe der kleinen Hauptstadt Cruz Bay auf  St. John, wo wir in einem Mailoffice registriert waren, um dorthin unsere Post schicken zu lassen. Es waren inzwischen 6 Wochen vergangen, die Pässe waren schon längst wieder (mit Visum) unterwegs zu uns und es dauerte und dauerte...  Wer weiß, vielleicht lief schon jemand anderes mit ihnen herum?
Jeden Tag fuhren wir mit dem Dinghi an Land, liefen 10 Min. zur Hauptstraße und hielten dort den Daumen hoch in Richtung Stadt... Es dauerte nie länger als 5 Minuten, bis uns ein freundlicher “Local” oder Amerikaner für die 7 km mitnahm. Im Postbüro kannte man uns nun inzwischen auch schon, wir wühlten im Posteingangskasten, nichts... Also wieder per Anhalter zurück, nicht ohne vorher den täglichen Bedarf gleich eingekauft zu haben. Alle unsere “Fahrer” fragten natürlich nach dem woher und wohin und waren meistens so begeistert von unserer Geschichte, daß sie uns meist bis zum Dinghi fuhren, auch wenn es für sie ein Umweg war.
In “unserer” kleinen Bucht lagen außer uns nur die Segel- und Motorboote der Anwohner, die auch zum Baden an den Strand kamen, man kannte uns und es ergab sich so manches nette Gespräch.
Auf den Tag drei Wochen nach Absendung aus München (und nach insgesamt knapp acht Wochen) traf endlich die ersehnte Post ein. Dank modernster Technik eine doch erstaunlich kurze Zeit. Oder?
Gleich am nächsten Tag - dem 28. März - ging es westwärts in Richtung Puerto Rico.
Manfred hatte sich in dieser Pässe-Wartezeit wiedermal Arbeit am Schiff gesucht und gefunden: Wir hatten ja unser Schlauchboot bei kürzeren Strecken immer hinter uns hergeschleppt, da das Verstauen auf dem Vorschiff  etwas mühselig ist und vor allem viel Platz wegnimmt. Nun hat er mit einfachsten Mitteln am Heck “Davids”  montiert, mit denen das Dinghi transportiert wird.

                                          

Auf der Überfahrt zur Insel Culebra, einem “Vorposten” der Hauptinsel Puerto Rico, bewährte sich dieser Eigenbau zum erstenmal; wir fahren bestimmt bis zu 2 Knoten schneller,  als wenn das Dinghi hinterher gezogen werden muß, wir können es abends hochnehmen und der Unterboden des Beibootes bleibt länger sauber.
Culebra ist eine angenehme Tagesreise von den Virgins Islands entfernt. Wir hatten schon einige Warnungen über die dortige Clearing-Bürokratie gehört und so sind wir sofort, nach “Anker nieder” an Land und per Anhalter zum Flughafen, da dort der Zoll und die Einreisebehörde ist. Wir mußten tatsächlich die genaue Ankunft in Minuten angeben und der Beamte war sehr zufrieden mit uns, als er die kurze Differenz zwischen Ankunft im Hafen und Eintreffen im Office aufschreiben konnten. Es gab Segler, die erst am nächsten Tag einklarierten und denen daraufhin drastische Geldstrafen angedroht wurden; sie waren “leider” so ehrlich, die wahre Ankunftszeit zu sagen; wir haben daraus gelernt und sind im Zweifelsfalle - just arrived- , schließlich kann das kaum kontrolliert werden!
In Puerto Rico wird spanisch gesprochen, Behörden und nicht wenige Einheimische können englisch, wenn nicht, haben wir außerdem Hände und Füße eingesetzt und sind immer klar gekommen.
 
Von Culebra ging es am nächsten Tag in einem langen Schlag an die Südküste von Puerto Rico, einer langgezogenen, sehr grünen und bergigen Insel. Wir hatten dort Palmas del Mar ausgesucht, eine kleine künstliche Hafenstadt, in der die meisten Bewohner der bunt gestrichenen Häuser einen eigenen Liegeplatz für ihre Boote vor der Haustür haben - ähnlich Porto Cervo auf  Sardinien  oder Puerto Banus /Marbella, aber leider ohne Flair. Eine teure, leider ziemlich tote Stadt.
 

                              

Mit dem Dinghi fuhren wir die kleinen Wasserwohnstraßen anschauen, als ein mittlerer Wolkenbruch uns überraschte und wir unter der überhängenden Reling eines großen Motorbootes - eben vor so einem Haus -  Schutz suchten. Dies muss für die gegenüberliegenden Bewohner recht lustig ausgesehen haben (David und Goliath), da ein Blitzgewitter von Fotoapparaten über uns erging. 
Am nächsten Morgen ging es bei wieder strahlendem Sonnenschein weiter bis Salinas, einer riesigen Mangrovenbucht mit hohen Bergen im Hintergrund, in der bestimmt an die 40 Segelboote ankerten.
 

                                  

Die dort vorhandene Marina hatte ein Dinghipier (das ist nicht überall so oder kostet beim Anlegen häufig 5 $), so daß wir ohne Probleme an Land konnten, um - wieder per Anhalter - zum nächsten Supermarkt zu fahren. Dabei merkten wir, dass es hier nicht ganz so einfach war, Autos anzuhalten; die Puerto Ricaner kennen das wohl nicht oder wollen nicht, aber geschafft haben wir es trotzdem, hier und später auch in den anderen Orten. Dafür stellten wir mit Begeisterung fest, dass fast alles wesentlicher billiger war als in den bisherigen Karibikgebieten. Nach Salinas war der nächste Ort Ponce und dann waren wir auch schon in Boqueron, dem Absprunghafen im Westen Puerto Ricos zur Dominikanischen Republik.

Wir hatten uns auf diesem Teil der Reise keine Muße gelassen, da wir ja bis nach Kuba wollten und die Zeit uns etwas im “Nacken” saß: Bis wir über die Dom. Rep. in Kuba sein würden, wäre es wohl Ende April, dann einige Zeit in Kuba und wieder gegen Wind und Welle zurück bis zum Süden der Karibik.... und im Juni beginnt offiziell die Zeit der Hurricans!!!
Durch die Paßwarterei waren 4 Wochen “verschenkt”, auch wenn es uns in den Virgins sehr gut gefallen hatte. Es blieb eigentlich keine Zeit mehr, um sich noch einiges anzuschauen, alles südlich von St. Maarten war uns ja noch unbekannt. Mir hatte das seit Wochen im Magen gelegen und nun (erst)  in Boqueron hatte ich ein intensives Gespräch mit meinem Skipper - mit dem Ergebnis, dass mein verständnisvoller Mann ein Einsehen mit meinen Ängsten hatte (vielleicht hatte er ja ähnliche Gedanken?) und das Unternehmen Kuba erstmal abbrach, auch wenn es ein lohnendes Ziel gewesen wäre. Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben...

So drehten wir also um, allerdings würde es ab jetzt (mindestens bis zu den Virgin Islands bzw.  sogar      St. Maarten) immer gegen Wind und Wellen gehen, aber das war es mir wert!
Meine Nächte waren wieder sorgenfreier... Wir konnten  uns etwas Zeit lassen und das nützten wir auch aus: Zwei Tage lagen wir z.B. in La Parguera ganz ruhig innerhalb eines großen Riffgebietes.

                  

Tagsüber mit anderen Ausflüglern, aber nachts ganz alleine, was  schon sehr unheimlich auf mich wirkte. Man hört nur das Wellenbrechen an den Riffen, kein Mond, stockfinstere Nacht - gut, daß ich meinen Skipper bei mir habe! 
Um diese Riffgebiete zu erkennen, müssen wir die Seehandbücher, Papier- und elektronischen Karten studieren. Riffe und seichte Stellen sind nur bei Sonnenschein “over the shoulder”, wie die Amis sagen, an der Färbung des Wassers zu erkennen. Das Wasser wird braun, die Wellen brechen sich weiß an den meist dicht unter der Wasseroberfläche  gewachsenen Korallenriffen. 
Meine sündhaft teure Spezialsegelbrille hat sich endlich bewährt, da sie mir beim Erkennen dieser Stellen durch ihre Spezialgläser gute Dienste leistet und so stehe ich in diesen Gebieten auf dem Vorschiff und halte Ausschau.
Andererseits üben gerade die Korallenriffegroßen Reiz auf uns aus, denn nur dort können wir die bunten Fische und teilweise noch intakten Korallen erschnorcheln.
 

                          
 

In Salinas trafen wir unsere Segelfreunde Wulf und Karin wieder, mit denen wir in Culebra ausgemacht hatten, gemeinsam San Juan, die Hauptstadt Puerto Ricos, zu besuchen. So starteten wir eines frühen Morgens mit dem Pueblo (öffentl. Bus); diese Busse haben die Eigenschaft, nicht nach Fahrplan zu fahren , sondern wenn er voll oder zumindest fast voll ist. Man wartet also geduldig, bis die ca. 7-9 Passagiere zusammengekommen sind. Wir mussten erst in den nächsten Ort und dort umsteigen, wobei wir diesmal keinen Bus (wegen der geringen Nachfrage) hatten, sondern einen großes Auto für 6 Fahrgäste + Fahrer. Wir waren zu viert, ein Mädchen wartete schon und damit es gleich los gehen konnte, “kauften” wir alle für je 1 $ den Platz für den nicht vorhandenen 6. Passagier. Nun ging es über die Berge auf die Nordseite und  mehr oder weniger abenteurlich kamen wir nach 1 1/2 Std. am Busbahnhof in der Vorstadt von San Juan an. Unser Chauffeur ging ein Bier trinken, zur Altstadt (unserem eigentlichen Ziel) waren es ja “nur” noch 15 Kilometer...   Julio, ein anderer Busfahrer, erkannte gleich unsere Situation:
“Was, laufen wollt ihr, daß ich nicht lache . Da kommt ihr morgen früh an. Und wer fährt euch zurück nach Salinas?”

                         

 “Ich biete euch an, in die Altstadt zu fahren, dort auf euch 3 Std. zu warten und dann bringe ich euch direkt zu eurer Marina nach Salinas!  Preis 18 USD pro Person”.  Ist bestimmt viel zu teuer , aber wir schlagen für 15 USD ein. Julio, ein ganz lustiger, sagt OK, und freut sich bestimmt innerlich über das gute Geschäft!!
Wir hatten schöne Stunden. Julio fuhr uns sogar noch zuerst durch und um die Altstadt herum, um uns Tips zu geben und wartete dann, bis wir unsere Besichtigung beendet hatten. Eine schöne, sehenswerte Stadt mit gigantischer Festung  “Forte San Felippe Del Morro” aus  u.a. spanischer Besatzungszeit. Ein paar Bilder sprechen für sich:

                                 

 

Marianne erklärt die Geschichte von Old San Juan.

 

                                               

 

    

                                               


Julio brachte uns wohlbehalten, ständig schmunzelnd murmelnd “ Da wollten sie zu Fuß hinlaufen, ha,ha ,ha”, nach Salinas zurück. Da wir dort mehre Tage ankerten, hatten wir inzwischen einen netten Kreis mit  Helmut und Pauline, Peter und Arlene, sowie Wulf und Karin gegründet und trafen uns regelmäßig abends in der Hafenbar zu einem Bier.
Die Trennung von netten Leuten fällt uns immer schwer. aber wir wollten ja weiter nach Osten. Wir treffen uns sicher irgendwo wieder.
Über Palmas del Mar ging es dann für  2 Tage auf die Insel Vieques und von dort zurück nach Culeb

Dies wurde ein schwarzer Tag für den Skipper, aber lasst ihn selber erzählen:

Ja, das war schlimm, denn da habe ich mal eine Lektion bekommen wegen schlechter Törnvorbereitung.
Alles ging schief.
- Hugo, unser deutscher “Wetterfrosch”, gab über Kurzwelle morgens keinen Wetterbericht ab, da er dem Formel 1-Rennen in San Marino lauschte.
- Wir lagen im Windschatten von Vieques und ich meinte, mehr als 15 Kn Wind von vorne habe es draußen nicht.
- Ich hatte aber auch die Karten nicht gelesen und dachte außerdem, wir hätten nur ca. 12 Meilen bis Culebra.
Als wir nachmittags um 14.30 losfuhren und auf das Cap Punta Arenas, die NW Spitze von Vieques zukamen, fuhren wir beinahe auf die riesige Untiefe. Na ja, denke ich, hole mal die Karten raus. - Glück gehabt - .
Aber es sind ja über 25 Meilen, stelle ich schnell fest. Und das gegen 5 Windstärken und 3 m hohe See. Das schaffen wir nie bis zum Sonnenuntergang.
Na ja , ich hole auch die elektronischen Karten vor, setze den Kurs auf  die Bahia Sardinas an der Westküste von Culebra ab, denn in die verriffte Ensenada Hondas wollte ich bei Nacht nicht reinfahren. Aber auch in die Bahia Sardinas muß man wegen der Riffe an beiden Seiten  sehr vorsichtig reinnavigieren.
Mit dem geplotteten GPS-Kurs könnte ich es schaffen, wenn nicht......  .
 Um 19.30, bei totaler Dunkelheit, fuhren wir endlich in die Bucht. Es pfiff nach wie vor.
Der Kartenkurs zeigte genau auf das Marinadock mitten zwischen den Riffen.
Plötzlich, alles auf einmal --- Marianne ruft: Riffe backbord voraus, das Log geht von 4-3-1-auf  0 Meter Tiefgang unter dem Kiel.
Ich haue den Rückwärtsgang rein, aber schon bekommt der Kiel geräuschvolle Bodenberührung. Gottseidank kommen wir schnell wieder frei. Oh Schreck, schon wieder Glück gehabt.
Wir finden gut in die Bucht und ankern bei starkem Schwell. Aber wieso die Grundberührung bei klarem Kartenkurs???
Ja, ist doch klar, weiß jeder, daß die Karten eben auch nicht immer genau stimmen. Manchesmal haben wir laut GPS und Karte schon an Land gelegen, obwohl wir sicher im Hafen unseren Rumpunsch tranken..
Ich analysiere den Kurs mit einer anderen Karte und tatsächlich zeigt diese genau die Stelle an, an der White Witch  den Grund geküsst hat.
Lange Story , kurzer Sinn: ich hatte mehrere Grundregeln mißachtet.

- Wind und Meer haben keine Seele, sie kennen keine Gnade.
- Schlechte Vorbereitung rächt sich immer. Jeder Fehler wird bestraft.
- Verlasse dich nicht alleine auf  Seekarten.
- Fahre nie bei Nacht in unbekannte und verriffte Ankerplätze.

Es wird mir eine Lehre sein.

Ein Tiefdruckgebiet hatte sich angekündigt und uns schon ersten Regen auf Vieques und dann auch auf der Fahrt nach Culebra beschert, verbunden mit starkem Wind, so daß wir am nächsten Tag in die ruhigere Bucht Ensenada Honda fuhren, um dort besseres Wetter abzuwarten.
2 Tage später, am 17. April, starteten wir dann auch bei Sonnenaufgang nach St. Thomas. Der Wind hatte zwar etwas abgeflaut, aber die Wellen schüttelten uns und unser Schiff ganz schön und so waren wir froh, als wir mittags in unsere geliebte, schon oft beankerte “Honeymoon Bay” den Anker fallen lassen konnten - vor drei Wochen waren wir hier nach Puerto Rico gestartet. 

Wir haben unterwegs immer wieder andere Segler getroffen und deren Geschichten gehört. Die große Seglergemeinschaft teilt sich eigentlich in drei verschiedene Gruppen auf:
Eine segelt ca. 6 Monate in der Karibik, läßt dann in der Hurricanzeit ihr Schiff außerhalb der Gefahrenzone in einer Marina liegen, fliegt nachhause, um den Sommer und Herbst daheim zu genießen und ab Oktober beginnt dieser Kreislauf aufs Neue!
Ein anderer Teil der Segler sind mehr oder weniger richtige Aussteiger. Sie haben (bis auf Ausnahmen) zuhause alles verkauft, besitzen gerade  mal eine Postadresse in Deutschland und sind  in der ganzen Welt unterwegs. Die Zahl der auf  See verbrachten Jahre bewegte sich bei unseren Bekannten von 6 bis 22 Jahren!!!
Da kann man nur staunen, was die alles zu erzählen haben. Dazwischen liegt eine kleinere Gruppe von Seglern, wie wir, die sich eine bestimmte Zeit für dieses Abenteuer auf  See setzen -  oft ist eine Weltum- segelung eingeschlossen, um danach wieder - wenn auch vielleicht mit Sehnsucht nach der Ferne  im Herzen - in das “normale Leben” zurückzukehren.
Und immer sind es  Paare, egal ob verheiratet oder nicht - keine einzige gemischte bzw. reine Männer- oder Frauengemeinschaft haben wir getroffen, allerdings auch bis jetzt keinen Einhandsegler, also jemanden, der ganz alleine segelt!

Wir haben uns gedacht, daß auch die Technik an Bord incl. der Kommunikation mit anderen von Interesse ist, deshalb wird Manfred beim nächstenmal einiges darüber “ausplaudern”. Er denkt da an Themen, wie:

-Kommunikation
-Navigation
-Energie
-Wichtige Schiffsausrüstung

Wenn Ihr spezielle Fragen habt, dann schreibt uns bitte unter“Kontakte”

Martinique, 10. Juni 2002

Die uns selbst gesetzten 4 Wochen für die monatliche Aktualisierung haben wir leider überschritten und ich möchte die Gründe dafür zum besseren Verständnis kurz erklären: seit wir von den Virgin Islands Richtung Karibikbogen gingen, hatten wir fast permanent ungünstigen Wind zum Segeln. Idealerweise weht Ostwind, aber bei uns ließ sich Südost oder noch schlimmer nur Südwind sehen. Bei “unserem” Südost kam der Wind mehr von vorne bzw. von der Seite, d.h. man segelt “hart am Wind”. Das Schiff hat dann permanent Schräglage und jedes Aufhalten unter Deck, z.B. um an der Homepage zu arbeiten, ist unmöglich. Kommt der Wind von vorne, muß man motoren, gegen Wind und Welle kämpfen und dann hält man sich erst recht oben im Cockpit auf. Wenn wir dann nach 6-9 Std. Segeln und eben manchmal auch motoren  am Ankerort sind,  wird gerade noch etwas relaxt, gekocht, nach mails geschaut und ab und zu an der Homepage gearbeitet, wobei wir auch zugeben, nicht immer gleiche Lust und Energie dafür zu haben. Es  sind ja auch viele Stunden Arbeit, so daß wir - vor allem diesmal - einfach nicht nachkamen - dies als kleine Entschuldigung; manche meinen, wir hätten ja unendliche Zeit, aber so ganz stimmt es nicht immer!!

Wir waren zurück nach St. Thomas auf den Virgin Islands mit dem festen Vorsatz gekommen, nur kurze Zeit dort zu bleiben, um dann wieder nach St. Maarten und endlich weiter südwärts zu gehen. Aber wie es dann so kommt...
Wir trafen in der Bucht von  Charlotte Amalie, der Hauptstadt von St. Thomas, wieder zwei deutsche Schiffe, die “Trio Oldenburg” mit Evi und Peter sowie die “Swantje aus Emden” mit Klaus und Thomas, die unsere Vorsätze, schnell weiterzugehen, vom Tisch der Kajüte fegten. Gemeinsam verlebten wir so nette Stunden an Bord und an Land, daß im Nu schon wieder fast eine Woche vergangen war, als wir den Anker hievten, um uns langsam Richtung St. Maarten vorzuarbeiten.
Und wieder behielten uns die Virgin Islands bei sich - Manfred bekam so heftige Zahnschmerzen, daß wir bei der nächst möglichen Gelegenheit, in Road Town auf der Insel Tortula , einen Zahnarzt aufsuchten. Da wir unangemeldet kamen, aber einen Notfall darstellten, wurde der Zahn zwar geröntgt, die Ursache auch entdeckt, aber Zeit für eine Behandlung hatte der Arzt nicht.
Immerhin wollte er uns sofort einen Termin bei seinem Kompagnon geben, der aber auf  St. Thomas praktizierte, und von dort waren wir doch gerade erst hergekommen!!! Das wollten wir uns aber nun doch nicht antun, 4 Std. zurücksegeln, wieder einklarieren usw. Also nahmen wir das Röntgenbild und gingen zum nächsten Zahnarzt. Der nun aber war in Urlaub, aber die nette Sprechstundenhilfe telefonierte zum dritten Zahnarzt und nun klappte es.
Wir saßen zwar einige Stunden im Wartezimmer, aber dann ging es los: Neue Röntgenaufnahme (traute er seinem Kollegen nicht??) und dann erklärte er Manfred, was nun geschehen würde. Die toten Nervenkanäle eines Zahnes mußten aufgebohrt werden (es war auch ein Abzeß vorhanden) und dann müsste das Ganze erstmal ruhen! Also begann er und ich hörte im Wartezimmer das nur zu gut bekannte Geräusch des Bohrers, wobei ich Manfreds Mut bewunderte, denn er wollte keine Spritze!! Ich wäre da feiger! Obwohl es normalerweise zwei Wurzelkanäle gibt, fand Herr Doktor nur einen, war aber auch nicht glücklich darüber, da er schon vermutete, daß es da noch einen geben müßte! Jedenfalls waren wir erstmal entlassen mit der Order, viel mit Salzwasser zu spülen und nach 4 Tagen wieder zu kommen. Sicherheitshalber blieben wir noch eine Nacht vor Anker liegen und das war auch gut so. Nachts bekam Manfred wieder starke Schmerzen und so saßen wir am nächsten Morgen wieder im Wartezimmer! Diesmal fand der Arzt doch den zweiten Kanal (der Ehrgeiz hatte ihn gepackt), bohrte ihn auf  und wieder waren wir entlassen. Diesmal hatte Manfred ein gutes Gefühl und so beschlossen wir, die Wartezeit bis zum nächsten Termin in der uns schon bekannten, wunderschönen Bucht Little Harbour auf Peter Island abzuwarten, wo wir baden, schnorcheln und relaxen konnten.
Wie klar das Wasser ist, sieht man an dem Rochen, den Manfred von Bord aus in ca. 5m Tiefe aufge- nommen habe.

                                                  

Die Zahnschmerzen kamen nicht wieder, nur beim Essen paßte Manfred nicht immer auf und dann gab es (Gottseidank vorbeigehende) fürchterliche Druckschmerzen. Beim nächsten Termin war der Arzt (und Manfred) sehr zufrieden und da wir weiter wollten, machte er den Zahnkanal provisorisch zu mit der Auflage, nach ca. 1 Woche zu einem Kollegen zu gehen, um das ganze richtig abzuschließen. Abends hatte Manfred immer per mail Christian, seinem Sohn und auch Zahnarzt, Bericht vom Vorgehen dieses Kollegen gegeben und von Christian kamen dann seine Kommentare und Empfehlungen zurück. Insgesamt lobte Manfred die behutsame und konzentrierte Behandlung! Nun ging es aber endlich weiter.
Da die Rückfahrt nach St. Maarten nach Süden mit gegenlaufender  Strömung geht, wollten wir einen für uns wenigstens etwas günstigen NO-Wind abwarten und hofften, den von der Nachbarinsel Anegada eher zu bekommen. Dies ist eine absolut flache Insel,  max. 3-4 m hoch, rings von Riffen und Untiefen umgeben und einige Segel-Chartergesellschaften haben deshalb sogar in ihren Verträgen ein Anlaufverbot dieser Insel aufgenommen.
Wir kamen aber gut durch alle Untiefen in die schmale, durch Bojen gekennzeichnete Fahrrinne und ankerten gemeinsam mit vielen anderen Booten vor den (auf dieser Inselseite) einzigen zwei Restaurants. Anegada ist auch bekannt für den (angeblich) frischesten und besten Lobster, da die Fischgründe dort noch fantastische Ausbeute liefern. Da wir bisher so am Essengehen gespart hatten, war hier ein Lobster- essen schon lange geplant. Es lag noch eine deutsche 43 Fuß große Hallberg Rassy dort und wir lernten uns auch gleich kennen: Christa und Wolfgang, die seit Jahrzehnten aus beruflichen Gründen im Ausland, jetzt in Brasilien leben. Also bildeten wir beim Abendessen gleich eine deutsche Kolonie und hatten uns viel zu erzählen.

                                         

Natürlich trafen wir uns auch in den nächsten Tagen bei Spaziergängen an den kilometerlangen menschenleeren (bis auf uns) Sandstränden. Dabei entdeckten wir eine “neue” Art der Versorgung von Strandmüll!!!

   

                          

 

Anläßlich des Sundowner besichtigten wir gegenseitig unsere Schiffe; es ist immer interessant, andere Boote und hier ganz speziell das gleiche Schiff, aber neuer und größer, anzuschauen.
Übrigens hatten wir zwei Stunden vor dem Lobsteressen zufällig miterlebt, wie “unser” Hummer mit seinen div. Leidensgenossen aus ihrem im Meerwasser hängenden Käfig herausgeholt und vorbereitet wurden.

  

                                     

Fast hätte ich mein Essen abgesagt (Manfred hatte Steak bestellt), aber dem Hummer hätte das auch nicht geholfen!! Immerhin ging es schnell - ein Stich wohl ins Herz, dann in der Mitte längs durch- gehackt, alle nicht benötigten Scheren/Fühler gekürzt und jede Hälfte schön (etwas zusammengerollt) in Alufolie gewickelt, mit Butter u.ä. bestrichen und in heißer Glut gegart: Geschmeckt hat es sehr gut, was bei diesem Preis (40 $: 1 Hummer zzgl. div. Beilagen) auch erwartet wurde. Mit uns aßen übrigens ca. 40 Segler, d.h. wohl 30 Hummer ließen ihr Leben, und das geht so jeden Abend!! Die Fischgründe müssen wirklich sehr ergiebig sein.
Auf Anegada habe ich auch das bisher schönste Schnorchelgebiet kennengelernt, das auf der anderen Seite der Insel vor einem kilometerlangen weißen und menschenleeren Strand liegt und zu dem wir mit einem Taxi gebracht und wieder geholt wurden. Wir schwebten und glitten über total intakte Korallen- gärten und die bunten Fischchen schienen uns zutraulich anzulächeln, jedenfalls wirkte es so durch ihre hochgezogenen Maulränder!
Der Wind veränderte sich leider nicht auf NO, wie wir es gern gehabt hätten, aber schließlich packten wir es an: am 3. Mai  gegen Mittag segelten wir los. 110 sm (ca. 120 km) lagen vor uns. Die ersten Stunden brachten uns in die gewünschte Richtung, aber dann drehte der Wind auf SSO und nahm gegen die Strömung auf  25 Kn zu. Wir  mußten kreuzen - die ganze Nacht ging es so und wir kamen kaum vom Fleck, jedenfalls kam es uns so vor!
Als es am nächsten Morgen um 05.15 dämmerte und wir endlich wieder etwas sahen, wenn auch nur bewegtes Wasser, hatten wir immer noch 50 sm vor uns. Also weiter kreuzen, aber am Vormittag reichte es sogar Manfred: Er holte alle Segel ein und nun motorten wir genau gegenan und das war auch schrecklich. Unser armes Schiff kämpfte mit den entgegenkommenden 4 M hohenWellen, knallte immer wieder hart auf  und obwohl wir mit voller Motorenkraft fuhren, legten wir weniger Meilen zurück, als unter normalen Bedingungen. Nach insgesamt 28 Stunden erreichten wir St. Maarten, übermüdet (wir hatten die Nacht wach (ich) bzw. dösend (Manfred) im Cockpit verbracht) und nur mit trockenen Keksen im Magen (bei diesen Schiffsbewegungen kann man sich nichts zu essen machen). White Witch war von den Brechern salzüberkrustet und auch im Schiff war es ungemütlich: Wasser findet immer wieder einen Weg!! ! Die Kajüte sah wie ein Schlachtfeld aus, obwohl wir gedacht hatten, alles sicher verstaut und festgebunden zu haben. Wir beseitigten die schlimmste Unordnung, duschten, aßen und fielen ins Bett, diesmal im Salon, da auch unsere Matratzen “angefeuchtet” waren.
St. Martin ist ja ein idealer Platz, um Reparaturen u.ä. zu erledigen, die entsprechenden Geschäfte sind alle gut mit Dinghi zu erreichen. Aber zuerst mussten wir noch etwas ganz anderes erledigen: Durch eine Erbschaftsangelegenheit war es notwendig geworden, daß Manfred sich bei einer Deutschen Botschaft eine Unterschriftsbeglaubigung geben ließ. Nach einigen Telefonaten kristallierte es sich heraus, daß er das nur in Trinidad erhalten würde, ganz am Ende des südlichen Karibikbogens! Da es auch noch eilte, konnten wir nicht abwarten, bis wir sowieso per Schiff dorthin kommen würden! Also machten wir daraus einen Extraausflug und flogen mit einem Inselhopper nach Trinidad. Im Reisebüro hatte man mir zwar gesagt, daß wir einmal umsteigen müßten, aber daß wir insgesamt auf dem Hinflug fünf und auf dem Rückflug vier Zwischenlandungen hatten, war die große Überraschung. Aber auch das hatte mal ein Ende , wir fanden in Trinidad durch die Vermittlung am Flughafen ein nettes kleines Hotel in einem tropischen Garten und genossen mal wieder breite Betten, duschen so lange wie wir wollten und vor allem am nächsten Morgen ein üppiges Frühstück mit tropischen Früchten, Porridge, Müsli, Säfte, Omelett, Kartoffelplätzchen usw. - nach dem einfachen Bootsleben alles mal wieder Luxus pur für uns!
Da die Maschinen zeitlich ungünstige Hin- und Rückflüge hatten, mußten wir zwei Übernachtungen in Kauf nehmen, um den vereinbarten Termin bei der Botschaft einhalten zu können. Der Besuch dort klappte auch, wir waren nur überrascht über die scharfe Bewachung. Als ich höflich bat, eine Toilette aufsuchen zu dürfen, bekam ich weiblichen Polizeischutz, allerdings natürlich nur bis zu einer bestimmten Tür! Den ganzen Tag liefen wir nun durch die sehr laute und geschäftige Hauptstadt Port of Spain. Wir hatten gehört, daß Trinidads Einheimische besonders nett sein sollen und das fanden wir auch.
Durch Zufall sahen wir im Vorhof eines Betriebes uralte Setzmaschinen meiner Firma Linotype und als wir neugierig diese eigentlich “Museumsstücke” von nahem anschauten, sprich in den Hof hinein gingen, kamen sofort einige Mitarbeiter - alles Einheimische, es war gerade Mittagspause - und wollten uns etwas darüber erklären. Als sie hörten, daß ich beim Hersteller gearbeitet hatte, waren sie hell begeistert und wir wurden sofort zu einer Führung durch den Betrieb eingeladen. Es stellte sich heraus, daß wir in der Hausdruckerei der Regierung von Trinidad gelandet waren und wir wurden nun von einem besonders netten Mitarbeiter durch verschiedene Abteilungen geführt, hinter uns ein Rattenschwanz von seinen Kollegen, die unbedingt mithören wollten, was da so geredet wurde. In der Druckerei entdeckten wir zu meiner Begeisterung nicht nur noch mehr Linotype-Setzmaschinen, sondern auch alte Heidelberger Druckmaschinen, beides aus dem Sortiment meiner Firma. Allerdings waren alle Maschinen so alt, daß diese Typen, zumindest in Deutschland, heute schon lange im Museum stehen. Auf meine Fragen, ob denn diese noch gut arbeiten und wie es so mit Ersatzteilen aussieht, hörte ich nur einhellige Begeisterung über die Zuverlässigkeit dieser bestimmt über 35 Jahre alten Maschinen; wenn Ersatzteile benötigt werden, wird improvisiert!  Dort wird auch noch mit Bleibuchstaben per Hand gesetzt, so wie es einige meiner früheren Kollegen noch gelernt hatten. Unsere kleine Gruppe pilgerte durch das ganze Gebäude und ganz am Schluß landeten wir in einem klimatisierten Büro, wo ganz moderne PC von Apple standen - die moderne Technik hält auch hier - wenn auch langsam - Einzug!
Wieder in St. Maarten zurück, überkam Manfred ein Einbau- und Reparaturrausch. Ich bzw. wir bekamen einen neuen Gasherd, der Warmwasserboiler, der in der Backskiste ganz unten eingebaut ist, wurde ent- sorgt, da er durch Korrosion inzwischen leckte, div. neue elektronische Geräte (GPS 152, Windmesser, Logge, GPS Repeater) wurden installiert, Maststeps im Abstand von 45 cm auf dem 14 m hohen Mast angebracht - mein praktischer Mann wütete tagelang und es herrschte eine Unordnung auf dem Schiff wie bei “Hempels unterm Bett”.

 

                   

Aber irgendwann war er mit allem fertig, es waren schon wieder mehr als 2 Wochen vorbei und das Liegen in der Lagune war durch permanente Böen von den Bergen herunter (Tag und Nacht) sehr unangenehm geworden. Ein weiterer Zahnarzt beendete bei Manfred noch schnell, aber gut, das angefangene Werk seines Kollegen  - nun war alles  geschafft!!
Wir hatten hier auch wieder deutsche Segler, Sigrid und Klaus, auch auf einer Hallberg Rassy, kennen- gelernt und außerdem Seglerfreunde aus Puerto Rico, Peter und Arlene, wiedergesehen, wir alle wollten nun weitergehen und so liefen wir - mehr oder weniger gleichzeitig - endlich am 22. Mai in Richtung Süden aus. Natürlich ging es bei steifem SO wieder gegenan oder wir konnten gerade anliegen. Wann endlich setzt der in allen Statistiken erwähnte ständige Ostpassat ein, fragen wir uns. Wir wollen, ähnlich wie auf Manfreds Atlantiküberquerung, den Wind mal raum oder von achtern haben und gemütlich segeln . So hatte es Manfred (und auch andere) mir auch immer prognostiziert.
Die nächsten Inseln auf dem sog. Karibikbogen waren in Tagesetappen zu bewältigen und so ließen wir den Anker zuerst auf der kleinen, zu den Niederländischen Antillen gehörenden Insel St. Eustatia, kurz Statia genannt, vor der Hauptstadt Oranjestad fallen.
 

           

Nach einem kurzen Rundgang durch den Ort suchten und fanden wir auch ein Restaurant in einem Hotel , das von einem Deutschen mit seiner irischen Frau geführt wird. Der Tip war in unserem Inselführer gestanden und ich hatte einfach mal wieder Appetit auf ein deutsches Essen.
Win, der Besitzer, freute sich offensichtlich sehr über unseren Besuch und er setzte sich immer wieder zwischendurch an unseren Tisch, um aus seinem schon 12 Jahre dauernden Kampf mit den Behörden und auch den Einheimischen zu erzählen. Er hat eine sehr schöne Hotelanlage hoch über der Bucht geschaffen und sein Schildern von Freud und Leid war sehr interessant. Wir hatten nach einem frisch zubereiteten Salat mit Knoblauchbrot ein herrliches echtes (also ganz dünnes) Wiener Schnitzel mit Beilagen, danach Apfelstrudel mit gefrorener Sahne - wunderbar!
Am nächsten Tag kam die Insel St. Christopher, kurz Kitts, dran. Die Hauptstadt Basseterre mit ihrem großen industriellen Hafen gefiel uns nicht so, aber wir gingen trotzdem an Land, um auch promt einem Taxifahrer, auf der Suche nach Touristenopfern, in die Hände zu fallen. Aber George war so nett und der Weg in die Stadt war so weit, daß wir mit ihm eine Inselrundfahrt aushandelten, die auch gleich angetreten wurde. George war sehr stolz auf seine Zuckerrohrinsel und er zeigte uns in vier Stunden viele Plätze, die besonders eindrucksvoll oder landschaftlich schön waren.

             

                                                   

Die Attraktion der Insel ist die restaurierte Fortanlage Brimstone Hill, im 16./17. Jhr. Mittelpunkt vieler heftiger Kämpfe zwischen Engländern und Franzosen und für die wir uns über eine Stunde Zeit nahmen.

                          

George, selbst Nachkomme von Sklaven, wußte viel historisches und wirtschaftliches zu erzählen und wir bereuten nicht, auf ihn “reingefallen” zu sein. Nach diesem Nachmittag holten wir dann noch den Anker auf, denn in diesem Hafen wollten wir nicht übernachten; George hatte uns eine schöne Bucht empfohlen und so fuhren wir 1 Stunde bis zur White House Bay, in der wir nun 1 1/2 Tage - hier lagen wir ganz allein - relaxten.
 Die Schwesterinsel von Kitts, Nevis, war nur zwei Stunden entfernt und hier benutzten wir mal wieder die öffentlichen Busse, die man einfach mit Handzeichen anhält, um uns diese sehr kleine Insel anzuschauen. Wir waren in diesen Bussen bisher immer die einzigen Weißen, offensichtlich benutzen die wenigen Weißen nur ihre eigenen Autos. Nevis wirkte auf uns ganz karibisch, auch weil der Bus weg von der Hauptstraße in die Berge  fuhr und da sah es so aus, wie man sich als Europäer das karibische Leben vorstellt: Inmitten einer suptropischen Vegetation Einheimische sitzend vor Wellblechhütten oder kleinen netten Holzhäusern, über allem üppige Blumenkaskaden, Hühner und Ziegen inmitten von spielenden Kindern.

      

                                    

Alle sind sehr freundlich, grüßen und wundern sich höchstens über uns, die da in ihrer Wohngegend auftauchen.
Hier trafen wir am Ankerplatz auch wieder Peter und Arlene mit ihrem Katamaran, die schneller als wir von St. Maarten angekommen waren.
Am 26. Mai segelten wir nach Montserrat, einer Insel, deren Vulkan seit 1995 wieder aktiv ist.

                       

1997 wurde die Hauptstadt und auch der Flughafen bei einem neuen Ausbruch total zerstört und unter Lava zugedeckt. Der nördliche Teil der Insel darf noch bewohnt werden und dort haben wir auch nach acht Stunden Segeln in der einzig möglichen Bucht geankert, zusammen wieder mit Peter und Arlene und neu dazugekommen Klaus und Sigrid, unsere Seglerbekanntschaft aus St. Maarten. Dieses gleichzeitige Zusammentreffen wurde bei uns mit mehreren Flaschen Wein begossen.

                                


Hier blieben wir nur eine Nacht und so segelten wir gleichzeitig mit Peter und Arlene und ihrer “Kopycat” in Richtung Guadeloupe weiter, während Klaus und Sigrid die Insel “erwandern” wollten, zumindest soweit es erlaubt war.
Da während dieses Segeltages die Kränkung unseres Bootes, also die Schräglage, nicht zu groß war, wollte ich mittags eine Kleinigkeit zu essen machen. Aber eine Welle nahm das wohl übel, denn sie schleuderte das Boot und damit auch mich so durch die Gegend, daß ich mit der Hüfte im Backofenfenster des nagelneuen Herdes landete und die Sicherheitsscheibe Hunderte von Glasstückchen im vorderen Teil des Salon verteilte. Außer einigen blauen Flecken hatte ich nichts weiter abbekommen und als wir am Spätnachmittag an der Westküste von Guadeloupe in der Bucht Anse Deshaies den Anker fallen ließen, entfernte Manfred erstmal die noch in der Tür hängenden Reststücke und “entglaste”  den Salon, dann war aber der Sundowner fällig!! Kopycat war schon da, Katamarane sind einfach (meistens) schneller!

Die beiden segelten schon am nächsten Morgen weiter, während wir uns die Insel anschauen wollten. Dafür spielten wir wieder Anhalter und wurden auch bald von einem kleinen Lastwagen mitgenommen, der auf Liefertour war. Auf diese Art und Weise lernten wir einige “hochinteressante” Eisenwaren- und Baumaterialgeschäfte kennen, fuhren aber dafür auch auf einer landschaftlich wunderschönen Straße bergauf und bergab, hoch oben im Führerhaus konnten wir alles bestens sehen. Wir stiegen dann in einen der öffentlichen Busse um, da unser “Lieferant” nun eine andere Strecke nahm!  Die Insel hat die Form eines Schmetterlings und wir fuhren nun quer durch den einen “Flügel”-Teil von Guadeloupe, alles Nationalpark mit bewaldetem Gebirge und Steilküsten fast ohne Strände, der andere “Flügel” ist flache Kalkinsel mit Zuckerrohrplantagen und Palmenküsten! Der Bus spuckte uns an der “Taille des Schmetterlings” aus, in der Stadt Pointe à Pitre, dem Geschäftszentrum der Insel. Entsprechend war auch der Verkehr und Lärm, aber für einige Stunden erträgt man es - auf unserem Schiffchen haben wir ja Ruhe genug! Guadeloupe ist französich, man merkt die französische Lebensart an allen Ecken, gemischt mit karibischer Buntheit! Es war ein Genuß, in einem kleinen Bistro direkt gegenüber dem karibischen Wochenmarkt eine Kleinigkeit zu essen und die Leute zu beobachten! Zurück nahmen wir wieder einen öffentlichen Bus, der uns auf einem anderen Weg zu unserer Ankerbucht fuhr - nach acht interessanten Stunden waren wir wieder an Bord! Am nächsten Tag ging es an der Westküste weiter bis zum Übernachtungsstop in der Anse à la Barque und dann zu der Inselgruppe Iles des Saintes, von Guadeloupe nur 2 Stunden entfernt. Auf Terre d’en Haut in der Anse du Bourg, einer wunderschönen kleinen Bucht, blieben wir eine Nacht, um dann nach Dominica weiter zu segeln.
Dominica gehört zu den niederschlagreichsten Gebieten der Welt und das merkten wir bei der Ankunft in der Prince-Rupert-Bay: es goß in Strömen und da wir gleich einklarieren mußten (es war Freitag nachmittag und die Büros schließen bis zum Montag), fuhren wir mit Regenschirm und Regenumhang bekleidet im Dinghi zum Einklarierungsbüro; eigentlich hätten wir aber diese Hilfsmittel nicht benötigt - wir waren trotzdem bis auf die Haut naß!
Aber am nächsten Tag lachte wieder die Sonne; Kopycat war schon seit einigen Tagen hier und hatte auf uns gewartet, da wir gemeinsam die Insel erforschen wollten.
Dominica ist auch bekannt für seine netten Einheimischen und das können wir nur aus vollem Herzen bestätigen: wir haben noch nie derart von Herzen kommende Freundlichkeit getroffen. Wenn wir durch den kleinen Ort Portsmouth am Scheitel der Bucht gingen, wurden wir von allen Seiten gegrüßt und ange- gesprochen, aber niemals aufdringlich. Sogenannte “Boat Boys”, fliegende Händler kamen ans Schiff auf Surfbrettern angepaddelt oder in kleinen Motorbooten und boten Ausflüge und Obst/Brot an.
Zuerst buchten wir eine Ruderbootfahrt in den Indian River

                                   

und erlebten mit Arlene und Peter ein friedvolles Dahingleiten auf diesem kurvigen Flüßchen durch und in eine verwunschene Urwaldlandschaft. David, unser 20-jähriger Führer erklärte uns die verschiedenen Bäume, Vögel und zeigte uns die Löcher am Flußrand, aus denen uns kindskopfgroße Landkrabben entgegenschauten.

                                   

                 

Nach 40 Minuten winkte am Ende eine offene Flußbar (wo wird es nicht auch hier etwas derartiges geben! !), von der aus man noch durch Bananenplantagen spazieren konnte. Als Belohnung (wofür eigentlich?) genehmigten wir uns (und unserem Führer)  in der Bar unter Urwaldbäumen einen Dynamitpunsch - nichts ahnend, wie so etwas wirkt, aber der Name hätte uns warnen sollen! Aber geschmeckt hat er wunderbar! David wurde offenbar öfter von seinen Touristen zu diesem Drink eingeladen und war ihn schon gewohnt - er brachte uns jedenfalls sicher durch die vielen Flußwindungen zurück. Im Gespräch mit David hatte sich ergeben, daß er direkt neben der ältesten Frau der Welt,
126 Jahre  alt und auf Domenica zuhause, wohnt und er meinte, wir sollen ihr doch einen Besuch abstatten. Also führte er uns zu ihrem kleinen Häuschen, das sie alleine bewohnt, aber rund um die Uhr von Freunden und Nachbarn betreut. Alle Kinder von ihr sind schon gestorben.... Die alte Dame schlief gerade und so warfen wir nur einen kurzen Blick hinein:

                                   

 
Am nächsten Tag machten wir vier mit “Baron” und seinem kleinen VW-Bus einen Tagesausflug, der uns von morgens bis spätnachmittags quer durch diese wunderschöne Insel führte. Wir kletterten z.B. nach einem Gang durch den Regenwald zu einem Wasserfall hinunter und badeten in diesem natürlichen, eiskalten Pool.

                                                 

Eine andere Attraktion waren zwei parallele Wasserfälle, ca. 100 m auseinander, wo der eine warmes und der andere kaltes Wasser mit sich führte, die sich dann beide durch viele große und kleine Steine ihren Weg nach unten suchten. Dadurch entstanden viele “Kleinstpoole” und wir konnten uns warme oder kalte Wasserlöcher aussuchen. Es gibt auf Domenica auch noch einige Hundert Nachkommen der indianischen Ureinwohner. Diese leben in einem abgeschiedenen Gebiet in den Bergen in primitiven Wellblechhütten, aber teilweise mit Fernsehen im überdachten Vorhof, also im Freien - kontrastreicher geht es nicht mehr! Am Straßenrand versuchen sie durch den Verkauf von selbst hergestellten Haushaltsgebrauchsgegen- ständen ihren Lebensstandard etwas aufzubessern. Jede Tour führt natürlich auch dorthin, aber ich kam mir dann schon vor wie im Zoo, allerdings weiß ich nicht, wer von wem “besichtigt” wurde: wir oder die Kariben!
Auf atemberaubend schmalen und bergigen Straßen (auch noch mit Linksverkehr!!!) führte uns unser Führer durch sein Land, eine der schönsten, naturbelassensten, üppigst grünen urwaldähnlichen Insel, die wir bisher gesehen haben. Da es kaum Strände gibt, die Berge ziehen sich bis zu den Steilküsten, kommen auch wenig Touristen hierher, aber für Individualisten wäre diese Insel ein Traum.

                    
Aber auch dieser Traum hatte am nächsten Tag ein Ende, wir gingen weiter mit einem nächtlichen Zwischenstop vor der Hauptstadt Roseau, der aber so rollig war, daß wir schon um 5.30 Uhr früh den Anker aufholten, um nun nach Martinique durchzusegeln.
Durch das frühe Lossegeln kamen wir nach 35 sm auch schön früh an - in der Mittagszeit fuhren wir in den Stadthafen von Fort-de-France ein, ein schmutziger, lauter und rolliger Platz, aber wir mußten hier erstmal ankern. Hier war einzuklarieren und Manfred wollten einen Segelmacher suchen, der unser etwas ram- poniertes Bimini (Sonnenschutz) an einer bestimmten Stelle verstärken sollte. Zwei unserer Laptops (wir haben drei an Bord) benötigten auch “ärztliche Hilfe” und wir hatten von Seglerkollegen die Adresse einer Klinik für Elektronik bekommen. Also nahmen wir eine Nacht im Hafen in Kauf, Manfred fuhr mit dem Dinghi zum Segelmacher und danach gingen wir wieder mit einem öffentlichen Bus und unter Mithilfe von netten Einheimischen zu der bewußten Klinik. Martinique ist ja auch wieder französich, kaum einer kann etwas englisch, wir kaum bis gar kein französich und nun finde mal dich durch! Aber wir fanden es und nun hoffen wir auf ein Erfolgserlebnis, wenn wir am Montag, nach Abholung, die Laptops wieder einschalten!!!  Fort-de-France liegt in einer riesigen Bucht und gegenüber - 3 sm entfernt - liegt eine sehr schöne Bucht, in die wir noch am gleichen Nachmittag flüchteten, um bis zum Montag zu bleiben. Das war ein Unterschied wie Tag und Nacht, landschaftlich schön, ruhig, sauberes Wasser zum Baden, ein kleiner Ort mit Geschäften und Restaurants und auch eine Wäscherei, in der ich endlich wieder waschen kann.
Manfred hatte beunruhigende Geräusche am Motor gehört und machte sich nun dran, nach der Quelle zu suchen. Wir hatten Wasser im Tank, der Impeller und die dahinterliegenden Simmeringe mussten gewechselt werden. Daraus wurde eine 1 1/2-Tage dauernde Schlacht mit Filtern, verrosteten Schrauben, für mich (Manfred sagte, auch für ihn!!) mehr oder weniger unbekannten anderen Ersatzteilen!  Da er zum Arbeiten am Motor auch die Treppe zum Deck abnehmen muß, turnten wir beide immer wieder über herumliegende Teile, dieselverschmierte Werkzeuge u.ä. nach oben - aber Gymnastik soll ja gesund sein. Zwischendurch fuhr er mit dem Dinghi in den Gottseidank recht gut ausgestatteten Zubehörladen, um wieder ein neues Teil zu kaufen. Aber er schaffte es mal wieder, den Motor durch gute Arbeit gnädig zu stimmen und nun läuft er und läuft und läuft....
Zur Belohnung für so viel schweißtreibende Arbeit (da unten im Motorraum herrschen Temperaturen von ca. 37 °), lud ich Manfred am Samstagabend in ein kleines typisch französisches Restaurant ein, das ich bei einem Strandspaziergang entdeckt hatte und das in unserem Reiseführer positiv beurteilt worden war. Und es hat sich gelohnt: Tischdecken, Kerzen, Blumen, gutes Essen - alle Tische gruppierten sich um einen kleinen Innenhof mit einem riesigen tropischen Baum und auf einer Bühne wurde Livemusik geboten. Zuerst brachten zwei Farbige “Harry-Belafonte-Musik” und danach sang der weiße Inhaber des Restaurants zur eigenen Guitarre französische Chansons, die ich so liebe! Dazu wurde getanzt, auch eine schweißtreibende Angelegenheit bei immer noch ca. 30 ° - aber wir hatten ja schon so lange keine Gelegenheit mehr dazu gehabt!!
Leider hatten wir beim Abholen der beiden Laptops kein Erfolgserlebnis, lt. Angabe des Technikers sind beide Harddisks defekt - verdammte Technik (Tschuldigung!). Einen Übernachtungsstop auf Martinique legten wir noch in der Bucht von Le Marin ein, bevor wir am 12. Juni nach St. Lucia weitersegeln werden.

Trinidad, 1. August 2002

Schon wieder sind viele Wochen seit der letzten Aktualisierung vergangen und leider können wir Euch diesmal nur noch wenige Bilder “liefern”: Wir haben am letzten Tag auf Grenada unsere Digitalkamera irgendwo liegengelassen; es kommen zwar nur zwei Plätze in Frage, aber sie ist dort von unseren Freunden, die wir sofort nach dem Feststellen des Verlusts per Funk von Trinidad aus verständigt hatten (sie waren noch auf Grenada), nicht mehr gefunden bzw. abgegeben worden. Nun müssen wir überlegen, wie wir zu einer Neuen kommen.

Am 12. Juni sind wir also von Martinique nach St. Lucia weitergesegelt - ein moderater Tagestörn mit ca.
21 sm. Die Rodney Bay, die wir zuerst anliefen, ist bekannt als das Endziel der alljährlichen ARC-Regatta, die von den Kanarischen Inseln dorthin führt. Durch einen ganz schmalen Eingangskanal kommt man in die Lagune und zur Marina und wie diese relativ kleine Lagune dann aussieht, wenn ein großer Teil der ca . 240 Teilnehmerschiffe der ARC dort ankert, kann man nur erahnen - bestimmt ein buntes Bild, da ja dann alle Boote über die Toppen geflaggt haben.
Wir ankerten aber vor der Lagune in der großen Bucht in himmlischer Einsamkeit mit nur einigen wenigen Schiffen. Man merkt, daß es Nach- und Hurricansaison ist - überall nur vereinzelte Boote; manchmal sehen wir den ganzen Segeltag über kein anderes Schiff!
Wir beide waren wohl ein bißchen besichtigungsmüde geworden, denn beim Segeln entlang der Westküste von St. Lucia mit insgesamt drei Übernachtungsstops machten wir nur einen ausführlichen Spaziergang  in der Marigotbay, von der unser Führer schreibt, es sei wohl die schönste Bucht im karibischen Raum. Dies ist eine ganz kleine Bucht mit üppiger Tropenvegetation und sie diente 1966 als Filmkulisse für “Dr. Doolittle” mit Rex Harrison in der Hauptrolle.
Mehr als ca. 4-5 Schiffe zum Ankern haben dort keinen Platz, da der meiste Platz von einer Chartergesellschaft mit ihren Booten eingenommen wird. Ob sie nun wirklich die schönste Bucht ist, können wir nicht beurteilen, aber hübsch ist sie!
Nach drei Tagen St. Lucia ging es am 15. Juni weiter nach St. Vincent, einer Insel, vor der wir von anderen Seglern nicht unbedingt nur Positives gehört hatten. Da sie - wie auch vorher schon Domenica - eine sehr arme Insel ist, vom Tourismus wegen fehlender Infrastruktur noch  nicht endeckt, störte viele Segler die penetrante Verkaufstaktik der lokalen fliegenden Händler (oder auch “boat-boys” genannt), für die die Segler die einzige Einnahmequelle sind. In den letzten Jahren gab es wohl immer wieder einige einzelne Händler, die zudringlich und böse wurden, wenn man nichts kaufte.
Das hat sich aber wohl etwas gegeben, jedenfalls können wir nichts derartiges berichten. Aber auch uns fing schon beim Einfahren in die Wallilabou-Bay

                                 

Julien ab, ein bildhübscher 21-jähriger Einheimischer, der sich als Hauptansprechpartner für unseren Aufenthalt dort anbot.

                               

Nachdem uns 2 Tage vorher auf St. Lucia ein deutsches Seglerpaar eben diesen Julien wärmstens empfohlen hatten, nahmen wir nun sein Angebot an. Das war auch gut so, denn als wir uns unserem von Julien vorbestimmten Ankerplatz näherten, hingen schon 5 andere boat-boys an der Reling, die alle etwas anderes anboten. Julien schaffte erstmal Ordnung, in dem er alle uns vorstellte und mich dann fragte, was ich denn so brauche. Ich kaufte dann von einem Avocado, vom nächsten Mangos (alle sollten etwas verdienen!) und bestellte bei Julien für den nächsten Morgen Tomaten, Brot und wenn möglich frischen Fisch. Keiner von den leer ausge- gangenen boat-boys war ärgerlich, vielleicht ein bißchen traurig, aber ich brauchte einfach keinen handgefertigten Schmuck oder ähnliches.  Danach ließen uns auch alle mehr oder weniger in Ruhe und wir genossen diese hübsche Bucht gemeinsam mit 5 anderen Seglern. Beim einklarieren und danach beim Bierchen im einzigen kleinen Restaurant trafen wir nur freundliche Leute, dabei gut bewacht von einem Polizisten oder Securitybeamten, der dort auf und ab ging. Tage und Wochen später hörten wir sehr unerfreuliche Dinge über diese Bucht; es waren in den letzten Monaten einige Überfälle auf Segler vorgekommen bis hin zum Mord an 4 Franzosen - deshalb wohl dieser Polizist, der den schlechten Ruf wieder etwas aufbessern sollte. Gottseidank haben wir das bei unserem Aufenthalt dort noch nicht gewußt, so haben wir gut geschlafen.
 Am nächsten Morgen brachte uns Julien das frische Brot rechtzeitig zum Frühstück und dann sah ich ihn weit draußen beim Angeln unseres gewünschten frischen Fisches! Nachdem er nach drei Stunden immer noch angelte, wir aber eigentlich weiter wollten, pfiff Manfred ihn zurück und uns wurden nun 5 noch zappelnde Red Snapper präsentiert, allerdings waren das wohl noch Babys bzw. Kleinkinder, wenn auch von einer sehr wohlschmeckenden Sorte.

                                   

Julien präparierte sie dann in seinem Ruderboot pfannenfertig für uns vor und nachdem er erst dann seinen Gesamtlohn für seine “Dienste” erhielt, ging es weiter - mit einer schönen Erinnerung an Wallilabou!

Unser nächstes Ziel am 16. Juni waren die Grenadinen, eine Inselgruppe zwischen St. Vincent und Grenada, die aus 8 größeren, bewohnten Inseln und etwa 100 Eilanden und Felssplittern besteht. Zuerst besuchten wir Bequia, wo wir in der Admiralty Bay mit dem Hauptstädtchen Port Elizabeth unsere Kopy Kat-Freunde Peter und Arlene wiedertrafen. Diese Bucht hatte ein wunderbar klares Wasser, obwohl hier nicht wenige Schiffe lagen und auch Fährbetrieb bestand. Mit Peter und Arlene besuchten wir an einem der Tage auf Bequia eine Schildkrötenfarm.
                                 

Weit drinnen im Land (erst dachten wir, es wäre zu Fuß zu erreichen, aber dann machten wir doch Autostop) hatte ein Amerikaner 1995 ein Riesengrundstück direkt am Meer erworben, wo er seitdem versucht, die frisch ausgeschlüpften Schildkröten vor den Gefahren ihres Lebens zu retten. Von zigtausenden von ausgeschlüpften Jungen überleben wohl nur ganz wenige die Anfangszeit und so gibt es überall auf den Inseln Helfer, die zu der ihnen bekannten Ausschlüpfzeit  viele Junge auf diese Farm bringen, wo sie in großen, aber auch in kleinen Einzelbecken, nach Altersgruppen zusammengefaßt, bleiben, bis sie mit 2 1/2 Jahren überlebensfähig geworden sind und wieder zurück ins Meer dürfen. Unser Führer durch die Farm hob u.a. eine 25 Jahr alte Schildkröte (sie wurde nach einer Krankheit dort gesund gepflegt) für uns aus ihrem Element - das war schon ein gewaltiges Exemplar!

                               

Andere kleinere Schildkröten, die wohl (durch diese Gefangenschaft?) sehr agressiv zu ihren Mitgenossen waren, diese dann verletzt hatten, “wohnten” teilweise in Einzelhaft, das sah eigentlich recht traurig aus - lauter kleinste Einzelzimmer! Alle Verletzungen an den Tieren waren mit einer lila Tinktur bestrichen, damit der Pfleger immer genau weiß, wo die zu behandelnde Stelle war. Manche Tiere waren geradezu überzogen mit Lila, andere hatten nur einzelne Flecken, aber auch wir beobachteten einige Schildkröten, die zu ihren Gefährten recht agressiv waren. Als wir ein kleineres Exemplar in die Hand nehmen durften, merkten wir erst, wie hart ihre Beine (oder soll ich Flossen sagen) sind: da “unsere” Schildkröte sich verständlicherweise wehrte, aus dem Wasser genommen zu werden, schlug sie wie wild mit “Händen und Füßen” um sich und das tat unseren Armen ganz schön weh! So kommen dann die Verletzungen bei ihren Artgenossen zustande.
Nach einigen Tagen beschlossen Kopy Kat und wir, gemeinsam zu den berühmten Tobago Cays zu segeln.  Vorher legten wir aber einen Übernachtungsstop in der zauberhaften kleinen Palmenbucht Salt Whistle Bay auf der winzigen Insel Mayreau ein. Wir hatten den Tip bekommen, vom Strand aus zum einzigen Städtchen der Insel zu wandern; also quälten wir uns einen ziemlich steilen Weg hinauf, wurden aber dann auf dem höchsten Punkt des Hügels mit einem traumhaften Ausblick über diese erwähnten Tobago Cays belohnt, die wir am nächsten Tag bei hohem Sonnenstand (dann sieht man alle Tücken der Einfahrt) besuchen wollten. Wir stiegen dann auch noch in den kleinen Ort hinab und fanden ein nettes einfaches Restaurant, das mit dem Angebot warb, wenn vier Personen zum Essen kommen, braucht der Skipper nicht zu zahlen (also vier für drei). Da wir ja zu viert waren, rechneten wir ganz schnell um, was es dann nur für jeden kosten würde und schon machten wir für abends eine Reservierung und suchten auch schon unsere Gerichte aus. Der Service des Restaurants ging sogar noch weiter - wir wurden am Abend von unserer Bucht mit dem einen von insgesamt nur vier auf der Insel vorhandenen Autos abgeholt und auch später wieder zurückgebracht. Für uns war liebevoll ein Tisch mit Tischdecke, geblümten Geschirr (wie bei Muttern), Kerzen und Blumen gedeckt worden, es blieb auch bei dem einen reservierten Tisch und so wurde nur für uns gekocht, sehr lecker karibisch: Vorspeise: Callalou, eine sehr gut gewürzte Suppe aus einem spinatartigen Gemüse (eine Spezialität in der Karibik), dann das scharf gewürzte Fleisch einer Seemuschel mit mehreren Beilagen und als Nachtisch hausgemachter Käsekuchen und flambierte Bananen. Daß das halbe Dorf an unserem Tisch bzw. der kleinen Veranda vorbeizog, um uns beim Essen zuzuschauen, störte uns nicht - das waren wir sogar schon gewohnt, zumindest in so kleinen abgelegenen Orten!
Am nächsten Tag ging es dann per Motor die ca. 1 Std. zur den Tobago Cays - vier unbewohnten Palmen -Inselchen, rings umgeben von Riffen und nur durch zwei schmale Passagen zu erreichen - das ganze Gebiet ist seit einigen Jahren zum Nationalpark erklärt. Das Wasser ist kitschig blau bis türkis und grün, wunderbar klar und man ankert auf herrlichem weißen Korallensand, immer wieder unterbrochen von grünen Pflanzenfleckchen. Die Hauptbeschäftigung aller dort ankernden Segler besteht im Schnorcheln; mit dem Dinghi kann man ganz weit raus bis zur Riffkante fahren, dort an den im Meeresboden verankerten Moorings festmachen und dann schwebt man über völlig intakten licht- durchfluteten Korallengärten mit allen ihren Bewohnern - wunderbar. Diesmal sahen wir sogar einen Babyhai, der sich ja gerne in Riffen aufhält - er kümmerte sich aber nicht um uns, was vor allem mir ganz lieb war. Hier blieben wir nun einige Tage, schnorchelten jeden Tag, besuchten die kleinen Inselchen, erschreckten dort die wilden Ziegen und zehrten von unseren genügend vorhandenen Vorräten.

Aber dann zog es uns weiter - zum Ausklarieren dieses Teiles der Grenadinen mußten wir nach Union -Island in die Clifton Harbour Bay, einem kleinen Hafenbecken, das mit - allerdings gekennzeichneten -  Riffen nur so gespickt ist! Alle Einfahrten in die unterschiedlichsten Buchten/Häfen, in denen lt. Karte Riffe vorkommen, erlebe ich immer als Gallionsfigur auf dem Vorschiff, denn dort habe ich mit meiner Spezialsonnenbrille den besten Blick für evtl. Gefahren.

Unser nächstes Ziel war auf der Insel Carriacou dieTyrell Bay, in der es eine uns empfohlene Werft gibt, in der Manfred evtl. unser Schiff für einige Tage an Land bringen wollte - unser Unterwasserschiff brauchte dringend einen neuen Antifoulinganstrich. Manfred war ganz begeistert von der kleinen sauberen und so privat anmutenden Anlage, daß er fast schon entschlossen war, hier zu bleiben. Aber dann überlegte er es sich doch anders, denn der Ort und auch die ganze Insel boten nicht viel für einen längeren Aufenthalt. Außerdem sollte es Richtung Trinidad und Venezuela wesentlich preiswerter sein!
Also ging es am nächsten Tag - immer noch gemeinsam mit Kopy Kat - weiter nach Grenada, der südlichsten Insel der Windwardgruppe, hier ist auch die offizielle Hurricangrenze!
Der Hauptort von Grenada, St. George’, wird als eine der reizvollsten Städte in der südlichen Karibik genannt und er schaut auch wirklich pittoresk aus mit seinen bunten Häusern und Dächern, kein Hochhaus stört! Im kleinen Hafen der Stadt trafen wir einige Deutsche mit ihren Booten, die wir zwar von der Stimme her kannten (nämlich über das Funkgerät), aber noch nicht persönlich kennengelernt hatten. Umso größer war nun die Freude und wir bekamen von der “Solitaire” mit Caroline und Günther Tips und Empfehlungen für diese Insel, für die wir immer sehr dankbar sind, ersparen sie uns doch manchen Umweg! Alle Geschäfte und auch die Altstadt waren in Fußnähe und so liefen wir in den nächsten Tagen kreuz und quer durch diese recht hügelige Stadt - einen Kinderwagen möchte ich hier nicht schieben; auch hier, wie in fast allen karibischen Orten und Städten, lebt man gefährlich als Fußgänger. Es gibt kaum Bürgersteige und der Autoverkehr teilt sich mit uns die Straße, aber wir geben nie auf und laufen, wo immer es nur geht!
Auch hier benutzten wir wieder die öffentlichen Sammelbusse, die nur abfahren, wenn genügend Passagiere vorhanden sind und fuhren quer durch das auch wieder herrlich grüne, üppige Grenada bis Grenville, einem Ort an der Atlantikküste. Beim Durchschlendern wurden wir vom Lärm in einer Schule in einem schönen alten Kolonialhaus angelockt. Wo so gelärmt wird, kann nicht gerade Unterricht gehalten werden und so schauten wir neugierig um die Ecke. Im Untergeschoß gab es nur einen sehr großen hohen Raum, aufgeteilt durch mehrere große Schultafeln in nun abgeteilte Klassen, wo verschiedene Jahrgänge gemeinsam unterrichtet wurden -  und da tobte das Völkchen herum - es war der letzte Schultag vor den drei Monate dauernden Sommerferien. Einen Stock höher - auch wieder nur ein großer, mit Tafeln abgeteilter Raum - herrschte dafür atemlose Stille - dort saßen wohl die älteren (ca. 10 -13jährigen) Schüler und schrieben einen letzten Test, wie wir erfuhren! Als wir um das Haus herumgingen, sahen wir den schönsten Pausenhof, den man sich denken kann: Direkt am Meer, unter hohen schattigen Bäumen standen die “Brotzeit”-Tische und Bänke; sogar eine Klasse hatte das Glück, dort im Freien ihren Schulraum zu haben, denn an der Seite, in einem kleinen eingezäunten Garten, saßen an Pulten und auf Bänken Erst- oder Zweitklässler, die gerade noch ihren letzten Unterricht bekamen. Ob bei dieser Aussicht die Aufmerksamkeit der Schüler gewährleistet werden kann, ist zwar fraglich, aber das werden die Lehrer schon im Griff haben!
Grenada wird ja auch die Gewürzinsel genannt und deshalb besuchten wir dort noch eine Muskatnuß- fabrik, wo wir eine sehr interessante Führung bekamen und uns die Hosentaschen mit Muskatnüssen vollstopfen konnten.
Wir wechselten nach drei Tagen unseren Ankerplatz und gingen von St. George’s - gemeinsam nun mit der Solitaire, der Slow Motion und Kopy Kat - in die Prickly Bay, wo wir auch wieder baden konnten! Hier blieben wir einige Tage, machten dort in der kleinen Marina ein “Jump Up” mit (Barbeque mit Steelband und Tanz), wanderten jeden Tag in verschiedene Richtungen, um die überaus reizvolle Gegend anzuschauen und genossen Mangos in Hülle und Fülle, z. T. selbstgepflückt an Straßenrändern, z.T. beim Vorbeigehen von netten Einheimischen aus ihren Gärten rausgereicht.
Der Höhepunkt dort aber war das gemeinschaftliche Anschauen mit verschiedenen Nationalitäten der Originalübertragung des Endspiels Brasilien gegen Deutschland. Am Vorabend hatte uns ein brasilianisches Ehepaar zum Sundowner eingeladen und bei dieser Gelegenheit beschlossen wir, während der Übertragung - bei uns hier um 7 Uhr früh- gemeinsam zu frühstücken. Also stand ich an diesem Sonntag schon kurz vor 6 Uhr auf, um mehrere Kannen Kaffee und harte Eier zu kochen, packte Brot, Butter u.ä. ein, während die brasilianische Claudia ein Omlett aus 12 Eiern und Toast mitbrachte. In der Marina hatten wir organisiert, daß so früh schon der Fernseher lief und so waren wir ein buntes Völkchen, das dieses Spiel anschaute. Bernardo und Claudia waren die einzigen Brasilianer und sie jubelten natürlich besonders, als das erste und dann das zweite Tor fiel und wir alle freuten uns mit ihnen über den verdienten Sieg!
Und an diesem “wichtigen” Tag haben wir bei einem Spaziergang unsere Kamera irgendwo liegen- gelassen - und es wären noch einige schöne Bilder für die Homepage drauf gewesen!!

Nach insgesamt einer Woche auf Grenada holten wir am 1. Juli, diesmal am Abend um 22 Uhr, den Anker hoch, um die ca. 110 km oder 85 sm nach Trinidad zu überwinden. Der Wetterbericht hatte uns relativ guten Wind und eine Tropical Wave erst für zwei Tage später angesagt; nachts lief es auch recht gut, wir konnten segeln, aber am nächsten Morgen kam dann doch die Tropical Wave früher als angesagt und überschüttete uns zuerst mit Regengüssen und dann mit mehr oder weniger Dauerregen, dafür schlief der Wind ein. Also mußten wir ca. 7-8 Std. motoren, leider wieder gegen die Strömung! Nach insgesamt 18 Std. erreichten wir endlich Trinidad, der Wettergott hatte inzwischen Erbarmen mit uns und ließ beim einfahren in die große Bucht Chaguaramas die Sonne wieder scheinen, so daß wir unser erstes richtiges warmes Essen nach diesen 18 Stunden und den Sundowner im zwar nassen, aber sonnigen Cockpit genießen konnten.

An unserem ersten Tag in Trinidad besuchten wir hier alle fünf nebeneinander liegende Marinas und verglichen die Leistungen und Preise für das Herausnehmen unseres Schiffes; wir bekamen auch gleich für den nächsten Tag einen Termin bei “Power Boat” und so landeten wir am Tag drauf auf einem Abstell- platz, gut abgesichert mit verschiedenen Stützen gegen ein Umfallen! Für uns stellte man eine Leiter auf und dies war nun für eine Woche unser mehrmaliges tägliches Fitneßprogramm - immer wieder fünf Meter auf einer wackligen Leiter runter und rauf, dann zum Abschluß ein eleganter Beinschwung über die Reling! Eine Woche Campingleben begann - unsere Toilette und das Wasser konnte man ja nun nicht mehr benutzen, also zogen wir, wie viele mit uns auf dem Gelände, immer zwischen Boot und Duschen hin und her. Die erste Nacht dort oben war schrecklich - es fehlte die Brise vom Wasser, dadurch war es unter Deck unerträglich heiß und die Mücken freuten sich über den Neuzugang! Zuerst zog ich nach oben ins Cockpit - die Nachtluft war angenehm kühl - dann kam Manfred hinterher; inzwischen hatten sich diverse Mücken schon an uns satt getrunken. Da der Rest der Nacht im Freien uns gut gefiel, verbrachten wir die nächsten fünf Nächte von vornherein im Cockpit. Für mich hatte Manfred eine Matratze nach oben gezerrt und er schlief auf allen Kissen und Decken, die wir so an Bord hatten. Das Gesicht wurde mit Autan ein- geschmiert und so überstanden wir diese Nächte besser, als wir dachten. Die Nachtfeuchte wurde durch unseren großen Sonnenschutz etwas abgefangen, regnen tat es nicht in dieser Zeit und die Mücken waren auszuhalten! Mit Vogelgezwitscher direkt über sich aufzuwachen, hat seinen eigenen Reiz!
Manfred stand täglich bereits um 6.30 unterm Schiff, um jeweils das Tagessoll am Streichen (insgesamt zwei Grundierungs- und drei Hauptanstriche, sowie zweimal den Wasserpaß) fertig zu bekommen, bevor die Sonne zu stark wird, bzw. bevor am Mittag oft der tägliche Regenguß einsetzte, wenn auch nicht lange!
Das Leben an Land betrifft ja nicht wenige Segler, da viele die relativ günstigen Preise ausnützen, um an ihrem Schiff zu arbeiten. Manche leben Monate auf ihrem aufgebockten Zuhause, es ist wie eine große Familie! Die “Nachbararbeiter” kommen vorbei, um sich vorzustellen, Tips für alles mögliche zu geben und vor allem die Männer führen natürlich Fachgespräche. Dreimal die Woche fährt kostenlos ein Bus zu verschiedenen Supermärkten, es werden Ausflüge angeboten und Samstags gibt es die Möglichkeit, um 6 .30 auf den lokalen Obst- und Gemüsemarkt in die ca. 10 km entfernte Hauptstadt Port of Spain zu fahren. Dies war wirklich ein Erlebnis  - so billig und frisch habe ich im letzten halben Jahr kein Obst und Gemüse kaufen können! In dieser Woche an Land habe ich diese Fahrten alle ausgenützt, denn es waren nur einige Schritte vom Boot zum Bus und die Busfahrten mit all den Seglerinnen (und wenigen Seglern) waren ausgesprochen lustig!
In Trinidad ist gerade Regenzeit und das merkten wir eigentlich jeden Tag, aber es kommt dann fast immer gleich wieder die Sonne - allerdings ist es dadurch auch recht schwül und dämpfig an Land - auf dem Wasser allerdings ist es angenehmer und das genossen wir dann auch wieder, als wir nach genau einer Woche wieder auf unseren Ankerplatz zurückkehrten. Manfred hatte alle Arbeiten gut durch- gezogen, das Ausbessern und Polieren am Überwasserschiff erledigte parallel ein Einheimischer.
Jeden Morgen um 8 Uhr gibt es in dieser Bucht über UKW auf einer bestimmten Frequenz einen aktuellen Wetterbericht, Ankündigungen für Barbeques in den verschiedenen Marinas, geplante Ausflüge, Angebote bzw. Gesuche für alle möglichen Sachen usw. Hier liegen vor allem Amerikaner vor Anker oder eben an Land und die sind sehr gut organisiert und alle anderen - wie wir - profitieren davon. Den 4. Juli - den amerk. Unabhängigkeitstag - feierten wir mit vielen anderen zusammen mit einem Grillfest und einer tollen Steelband - als Abschluß gab es dann noch ein großes Feuerwerk!
Da wir in dieser Ankerbucht nicht baden können - es gibt zu viel Industrie -, motorten wir einmal für drei Tage mit unseren hier wieder getroffenenen slowenischen Freunden der “Panta Rei” Vojka und Samo zu einer anderen Insel, jetzt unbewohnt, aber bis vor 35 Jahren war hier eine Leprakolonie. Die Häuser verfallen langsam, die damals vorhandene Straße ist nur noch teilweise vorhanden und nur am Wochen- ende kommen die Einheimischen hierher zum Baden. Wir schauten uns einige dieser Häuser an, ehemals schöne Holzhäuser im Kolonialstil, hoch, luftig mit traumhaften Aussichten auf die ganze Insel und ihrer großen Naturbucht, wo wir nun ankerten. In den Häusern, die wir uns ansahen, hatten damals Nonnen ihr Domizil und man sah genau noch ihre kargen Zellen, sogar teilweise noch die Bettgestelle! Auch ihre Kapelle war noch gut zu erkennen - wir fragten uns, warum man die Häuser nach der Auflösung der Leprastation nicht eigentlich für etwas anderes hätte verwenden können, aber vielleicht steckt da auch ein bißchen Aberglaube oder Furcht vor der Leprakrankheit dahinter?!
Der einzige Bewohner auf dieser Insel ist der Leuchtturmwärter (alle 7 Tage wird er für eine Woche abgelöst) und zu diesem Leuchtturm wanderten wir hoch - sehr anstrengend in der Hitze, aber oben angekommen belohnte uns mal wieder die schöne Aussicht. Der Wärter freute sich sehr über unseren Besuch und er kletterte mit uns bis ganz nach oben und erklärte uns stolz die (moderne) Technik. Unter uns lagen Trinidad, Venezuela (nur 7 sm eintfernt) und einige kleine Inselchen - und das weite Meer! Auf dem Rückweg von diesem Ausflug trafen wir - wieder am Wasser - ein lokales Fischerboot, das Ausflügler zum Baden gebracht hatte und sich nun die Wartezeit bis zur Abfahrt mit Bier vertrieb. Innerhalb von drei Minuten saßen wir auf ihre Einladung hin auf ihrem Boot, nun auch wir jeder mit einem Bier in der Hand und unterhielten uns - zum Abschluß wurde uns noch ein am Vortag gefangener Thunfisch - ca. 0,80 cm lang - geschenkt!! Unser Abendessen war gesichert! Gottseidank übernahmen Vojka und Samo das Präparieren des Fisches und so schwelgten wir am Abend gemeinsam in Massen von Thunfischfilet und den von uns beigesteuerten Beilagen.
Trinidad hat eine Schwesterninsel, das kleine Tobago, ca. 60 sm oder 85 km entfernt. Viele Segler scheuen die Fahrt zu der schönen Insel, geht es doch gegen Wind und Wellen. Ich hatte im Veranstaltungskalender gelesen, daß in Tobago ab dem 20. Juli “Heritage”-Festspiele stattfinden, d.h. Erinnerung! In den verschiedenen Orten der Insel werden Veranstaltungen durchgeführt, wie sie früher, d .h. im 17./18. Jh. stattfanden. Da wir auch mal wieder sauberes Wasser zum Baden wollten, wagten wir am 18. Juli die Fahrt in Richtung Tobago. Zuerst ging es an der fast unbewohnten, steilen, aber wunderschön grünen Nord- küste Trinidads entlang, bis wir uns zur Nacht einen Ankerplatz vor dem kleinen Fischerort Las Cuevas suchten.
Nach einer sehr “rolligen” Nacht brachen wir schon um 6 Uhr morgens auf, um nun im rechten Winkel nach Tobago abzubiegen, immer gegen Wind und Welle, also mit Motor und ziemlichem Geschaukel! Am Spätnachmittag erreichten wir die Höhe von Tobago, wo wir in die Buccoo Bay, aber nun mal wieder durch Riffgebiet, wollten. Eigentlich soll einem beim Durchfahren von Riffgebieten die Sonne über die Schulter schauen, d.h. mit dem Sonnenlicht fahren. Wir waren ein bißchen spät von der Tageszeit her dran und die vorhandene Sonne versteckte sich auch noch hinter Wolken, aber Manfred fuhr ganz genau nach Kurs und auch ganz langsam, während ich mal wieder Gallionsfigur spielte,so daß wir gut durchkamen und als einziges Segelboot unter einigen Fischerbooten ankern konnten - anscheinend traut sich nicht jeder Segler dort hinein. Nach uns, aber wohl nicht dicht genug hinter uns, versuchte noch ein Segler, einzufahren, drehte aber dann um, weil es wohl zu unsicher für ihn war.

In dieser Buccoo Bay blieben wir nun einige Tage, um etwas von den Festspielen mitzubekommen. Gleich am nächsten Tag sollte im Landesinnern eine “Old Time Wedding” stattfinden. Auf Tobago gibt es wieder ein etwas anderes Prinzip von Transportmöglichkeiten. Richtige Linienbusse fahren nur von der Haupt- stadt Scarborough in einige Gegenden und alle anderen Orte haben ihre privaten Autos mit einer Lizenz zum Transport von Mitfahrern. Man stellt sich also an eine Straße, schaut, welches Auto ein H als ersten Buchstaben auf dem Nummernschild hat und das stoppt man nun. Der Fahrer kann ablehnen, einen zum gewünschten Ort zu bringen, wenn es ihm nicht passt oder wenn er selbst woanders hinfährt. Aber oft hat es geklappt und so fuhren wir erst zur Hauptstadt (ca. 15 km für ca. 0,80 cent) und dann mit einem Bus nach Moriah, wo eine Hochzeitsfeier aus den besseren Kreisen aus dem 17. Jh. nachgestellt wurde.
Wir hatten das Glück, einen Platz in der aus einem Gemeindesaal umfunktionierten Kirche zu ergattern und bewunderten erstmal die eingeladenen Hochzeitsgäste, die ja schon auf ihren Plätzen saßen, bevor das Brautpaar kommt. Die Damen trugen wunderschöne lange, hochgeschlossene und langärmlige rosa und grüne Taftkleider, alle mit passendem großen Hut und Blumen in ihren behandschuhten Händen. Die Herren wirkten sehr distinguiert in ihen schwarzen Fräcken mit blendend weißen Hemden, die sich besonders gut von ihrer schwarzen Haut abhoben. Das ganze wurde jeweils von einem übergroßen Zylinder gekrönt, der natürlich in der Kirche abgenommen wurde! Und das alles bei 30° Hitze!! Das Warten auf das Brautpaar zog sich hin (wie manchmal im wahren Leben!) und inzwischen wurde Musik gespielt und wir alle sangen und wiegten uns im Takt! Aber dann war es soweit und die tiefverschleierte schwarze Braut - ganz in Weiß - zog am Arm ihres Vaters ein, etwas später der nervöse Bräutigam mit seinem Trauzeugen. Wir hatten schon vor Beginn der Zeremonie von draußen über Lautsprecher mitbekommen, daß irgend eine weibliche Stimme laute Zwischenrufe oder Kommentare abgab, aber nicht viel verstanden. Als nun der Pfarrer begann, die Trauung zu vollziehen, gellte wieder die Frauenstimme zu uns rein, zuerst mit Geklage und Geschluchze, dann mit Zwischenrufen bei fast jedem Satz des Pfarrers. Das war natürlich eine Einlage und zwar stellte es eine Frau dar, die nicht zur Hochzeit eingeladen war (deshalb zuerst die Klagen), und die nun zur Strafe dafür die ganzen Klatschgeschichten und Skandale, die es über das junge Paar gab, in die Kirche hineinrief! Da waren auch recht deftige Vorwürfe dabei, z.B. als der Pfarrer über die zukünftigen Kinder sprach, die Frau hineinschrie, was denn aus den schon vorhan- denen Kindern des Bräutigams (mit einer anderen Frau natürlich) werden sollte usw.
Da das Ganze ja im karibischen/englischen Mischmasch vorgetragen wurde, konnten wir leider nicht alles verstehen, aber nach dem brüllendem Gelächter aller Anwesenden muß es sehr aufschlußreich gewesen sein. Der Pfarrer vollendete aber trotzdem die Amtshandlung und dann zog das Brautpaar mit allen eingeladenen Gästen, vorneweg eine Musikkapelle, durch den Ort - jede Dame behütet von ihrem Begleiter mit einem riesigen schwarzen Stocksonnenschirm, ein lustiges Bild, als der Zug durch die Straßen zog.
Nach der Musik zogen in einer Reihe drei Frauen mit: eine mit einer großen Aussteuerkiste auf dem Kopf, gekrönt von einem Riesenkopfkissen (alle sollten sehen, daß die Braut nicht arm oder nackt heiratet), daneben eine Frau  mit einem großen gußeisernen Topf auf dem Kopf (sollte bedeuten, die Braut kann die Wäsche gut erledigen) und die dritte trug einen Korb mit einer hier überall wachsenden Brotfrucht (versinnbildlichte die Jungfräulichkeit der Braut). Der ganze Hochzeitszug bewegte sich im Takt der Musik, aber immer drei Schritte voraus und wieder zwei Schritte zurück, dies sollte das Auf und Ab im Leben bedeuten.
Wir alle, es waren ja viele Zuschauer gekommen, zogen mit dem Zug bis zur Ortsmitte und dort wurde dann getanzt, getrunken und gegessen - auch wie im richtigen Leben! Der Rythmus der Tambrin Bands ging auch uns “ins Blut” und fast automatisch bewegten sich unsere Körper im Takt!

Am nächsten Tag hatte unser Ort, wo wir ankerten, “seinen” Tag: ein Wettrennen von Ziegen. Es gab 7 Durchläufe von verschiedenen Ziegen; jede Ziege wurde zuerst vom Besitzer einmal im Kreis herum-  und damit vorgeführt, dann wurde sie einem Jockey übergeben, der sich nun mit seiner Ziege und den anderen Mitbewerbern in Boxen aufstellte, wie auf echten Pferderennen - d.h. nach einem Signal öffneten sich jeweils die Boxentüren und jeder Jockey jagte barfuß neben seiner angeleinten Ziege über die 100 m- Strecke, angefeuert von den Besuchern. Manche Ziege brach schon nach 10 m aus und zog ihren Herrn durch einen Zaun oder riß sich los und kam alleine durchs Ziel (das galt natürlich nicht), aber meistens kamen alle gemeinsam durchs Ziel - und der Besitzer der schnellsten Ziege nahm stolz einen Preis in Empfang. Am Schluß liefen alle Siegerziegen in einem gemeinsamen Rennen um den besten Platz!
Das Ganze zog sich den ganzen Nachmittag hin, zwischendurch gab es noch Extraeinlagen, u.a. konnten sich Besucher für ein Krabbenrennen melden. Jeder bekam eine angeleinte große Krabbe in die Hand und welche Krabbe zuerst die 2 m-Ziellinie überschritt, hatte gewonnen (manche Krabbe bewegte sich überhaupt nicht!). Dazwischen konnte man sich alle nur erdenklichen Fastfood- und andere Köstlichkeiten holen und es war eine Stimmung wie auf einem Rummelplatz. Für die Einheimischen ging es noch bis spät in die Nacht mit Discomusik weiter, aber wir zogen uns auf unser Boot zurück!
Vor zwei Jahren hatte ich in der Zeitschrift Brigitte einen Artikel über eine deutsche Kunstprofessorin,  Frau Louise Kimme, gelesen, die sich in Tobago ein Haus gekauft und auch ein kleines Museum eröffnet hatte. Mir gefielen auf den Bildern ihre teils überlebensgroßen karibischen Holzfiguren und als ich wußte, wir kommen auch nach Tobago, war schon beschlossen, daß wir dieses Museum besuchen.
Ihr Haus liegt wunderschön zwischen Bananen- und Bouganvilleaanlagen, sehr abseits der Straße, aber unser Taxifahrer kannte sie. Mit uns waren gerade einige einheimische Inselführer angekommen, die sich auch das Museum anschauen wollten, um es Touristen zeigen zu können. Frau Kimme machte uns die Tür auf und schaute nicht wenig, wie wir sie gleich auf deutsch mit ihrem Namen begrüßten. Sie freute sich jedenfalls sehr und wir konnten uns ganz ungeniert in ihrem Haus, in dem auch ihre Werkstatt integriert ist, umschauen. Überall stehen die wunderbar bunten, manchmal etwas abstrakten Holz- und Bronzefiguren, teilweise mit den Zügen von bekannten Persönlichkeiten, aber alle mit einem sehr ausdrucksvollem Gesicht.
Beim Herumspazieren hatten wir einen wunderschönen Golfplatz entdeckt und nun juckte es uns doch - wir hatten über 8 Monate nicht gespielt, weil die Greenfees so teuer waren, aber hier war es ein akzeptabler Preis und so standen wir an einem Tag um 5.30 auf, da wir so früh wie möglich abschlagen wollten, ehe die Hitze zu stark wird. Um 6.15 standen wir an der Straße, in der Hoffnung, daß wir so früh auch schon Autos mit einem H finden würden. Es klappte auch und so konnte eine wunderschöne Golfrunde beginnen. Außer einem anderen Flight waren wir die einzigen und hatten dadurch alle Zeit der Welt. Wir hatten uns auch ein Elektrocar gegönnt und so konnten wir die ab ca. 7.30 einsetzende Wärme gut überstehen. Wir spielten zum erstemal in unserem Leben auf einem richtigen karibischen Golfplatz, d .h. wir wandelten unter Kokuspalmen und blühenden Bäumen, immer wieder über Kokusnüsse und Palmwedel stolpernd und mit herrlichen Ausblicken aufs Meer. Sogar das Ergebnis unseres Spieles konnte sich in Anbetracht der langen Pause sehen lassen, beide spielten wir fast unser Handicap.
Inzwischen war ein anderes deutsches Segelboot zu uns in die Bucht dazugekommen, die LiBerTee mit Ernesto und Vera und nachdem wir uns beim wechselseitigen Sundowner beschnuppert hatten, verbrachten wir in der Folgezeit einige gemeinsame Tage. Erst fuhren wir - wieder mit dem Bus - auf einer sehr kurvigen Panoramastraße auf der Atlantikseite, wo wir nicht mit dem Boot hinkommen würden,  durch die ganze Insel nach Charlotteville, einem verschlafenen, aber hübschen Fischerort. Dann beschlossen wir, in die nächsten Buchten weiter zu segeln bzw. zu motoren , in denen immer wieder Veranstaltungen stattfanden. Dies war zuerst Plymouth, wo wir uns den “Old Time Karneval” anschauen wollten. In brütender Hitze zog sich ein kleiner Karnevalszug mit lustigen Kostümen durch den Ort bis zu einer Freiluftbühne, wo es gegen Eintritt mit Tanzeinlagen weiterging. Leider öffnete sich eine neue Tropical Wave über uns, so daß das Ganze sich ein bißchen früh auflöste, schade, daß die ganze Arbeit der Organisatoren so im Regen ertrinkt! Am nächsten Tag ging es weiter in die Castara Bay, wo wir auf unseren Schiffen ein Rennen von verschiedenen Klassen von Fischerbooten miterlebten, die wie die “Irren” an uns vorbei sausten. Auch hier wurde wieder bis weit in die Nacht mit ohrenbetäubender Discomusik gefeiert, so daß es uns jetzt langsam genug wurde.
Die letzte Etappe war für uns wieder die Man of War Bay mit dem Ort Charlotteville, den wir ja von unserem Busausflug schon kannten -  eine sehr schöne Ankerbucht, in der man es längere Zeit aushalten könnte. Auch hier gab es einen ganzen Tag lang lokale Umzüge der Einheimischen mit der beliebten Tambrin-Musik und Demonstrationen z.B., wie früher Kokusnußernten stattfanden, wie die Frauen ihre Wäsche an zentralen Brunnen wuschen und sie dann wieder auf dem Kopf nachhause transportierten und wie an zentralen Backöfen Brot und Kuchen gebacken wurde. Letzteres wurde dann dort auch verkauft und ich ergatterte unter “schwierigsten” Bedingungen und mit den anderen einheimischen Frauen “kämpfend” frisches Weißbrot und Kuchen für unsere Bordküche!
Inzwischen war es der 30. Juli, wir waren auch schon wieder fast 2 Wochen auf Tobago, länger, als wir eigentlich geplant hatten und so segelten wir - noch gemeinsam mit der LiBerTee - die Westküste wieder zurück, nun mit Wellen und Wind, ein schönes Segeln. In der Store Bay begann unser letzter Abend auf Tobago mit einem Frischfischabendessen, denn Ernesto von der LiBerTee hatte während seiner Segelei einen Dolphin (nicht Delphin!) gefangen, der groß genug war, um auch uns mit Filets zu beglücken!
Am 31. Juli, morgens um 6.30 holten wir den Anker auf  und segelten zurück nach Trinidad, nun auch wieder mit besten Segelbedingungen - nach 10 Stunden schönstem Segeln waren wir wieder kurz vor unserer Ursprungsbucht Chaguaramas Bay auf Trinidad, die wir aber nicht mehr an diesem Spätnach- mittag anliefen, sondern kurz vorher in der kleinen ganz ruhigen Scotland Bay ankerten, um nochmal die Ruhe der Natur zu genießen und vor allem in sauberem Wasser baden zu können! Wobei Manfred beim Wort “sauber” etwas protestiert. Das Wasser generell hier in Trinidad ist nicht so klar und blau/türkis wie in den bisherigen Gebieten - es wird wohl von einem großen Fluß aus Venezuela mit braun-dunkelgrünem Wasser beeinflußt. Wenn man in den kleinen Buchten ohne Industrie badet, sieht man auch längst nicht bis zum Grund und das Wasser ist durchsetzt mit kleinen weißen Partikelchen, aber nicht schmutzigen! Auf jeden Fall lädt das Wasser hier nicht so sehr zum Baden ein, wie in der bisherigen Karibik! Aber zum Erfrischen ist es trotzdem herrlich.

Isla Margarita, Venezuela - 6. September 2002

Und wieder blieben wir in Trinidad länger, als wir wollten - während unserer Tobago-Zeit waren inzwischen Caroline und Günther mit der SY “Solitaire” und Prisca und Rudi mit SY “Slow Motion”, in Grenada kennengelernte Seglerfreunde, in Trinidad eingetroffen und das mußte unbedingt mit div. Sundownern gefeiert werden. Außerdem hatte sich der tägliche Stammtisch in der Marina Powerboat durch andere deutsche Segler-Neuankömmlinge so vergrößert, daß wir noch gemeinsame Aktivitäten entwickeln wollten.
In der Hauptstadt Port of Spain besuchten wir z.B. abends ein sog. In-Lokal, daß durch gute Küche und schönes Ambiente bekannt war - und das hatten wir ja eigentlich nicht oft im letzten Jahr! Also fuhren wir - 15 Mann hoch, unter Führung von Udo - mit einem bestellten VW-Bus in dieses Lokal und es lohnte sich wirklich. Jenny’s Restaurant befindet sich in einem ehemals privatem Wohnhaus eines Engländers, einem schönen Holzhaus im karibischen Kolonialstil. Im Keller befand sich eine moderne Bar und im Paterre und  1. Stock waren die Eßräume - hohe luftige Räume und mit einigen Nischen für Gäste, die mehr unter sich sein wollten. Auf den kleinen alten Sideboards standen Bilder der engl. Königsfamilie und auch Königin Elizabeth lächelte von einem Gemälde auf uns herab - schließlich hat ja Trinidad eine englische Vergangenheit! Viele indische Gäste waren um uns herum, das Essen war indisch oder chinesisch und wirklich ausgezeichnet! Um 23.30 holte uns unser Taxifahrer wieder ab, denn abends in dieser Hafenstadt nach einem Taxi suchen, ist doch nicht so empfehlenswert - es ist schon zu viel passiert.

Ein andermal besuchten wir ein Freiluft-Konzert, auch wieder in Port of Spain und natürlich auch wieder mit unserem Taxidienst. Verschiedene Musikrichtungen wurden gebracht, Klassik, Pop, Rock’n Roll usw. Die Bands kamen von anderen karibischen Inseln, u.a. auch aus Kuba und aus der Domenikanischen Republik. Zur Eröffnung wurde - wie hier fast überall üblich - die Nationalhymne gespielt, die immer von den Besuchern mitgesungen wird - diesmal begleitete aber nicht das Orchester die Anwesenden, sondern ein ca. 11-jähriges Mädchen spielte die Melodie ganz gekonnt und wunderschön auf einer Pan-Trommel, dem typisch karibischen Musikinstrument, bei dem mit zwei Klöppeln in der Metalltrommel die einzelnen Töne angeschlagen werden.  Übrigens riß uns die Gruppe aus der Dom. Rep. am meisten vom Stuhl, im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Sänger und seine Begleiter mit der ins Ohr und in die Füße gehenden Musik ließen uns mittanzen und -singen - herrlich!
Dann war noch ein Tagesausflug dran!
Bert, unser Fahrer, der seine Frau mitbrachte (sie sollte endlich auch mal etwas von Trinidad sehen, obwohl hier zuhause!) fuhr mit uns an der Nordküste von Trinidad entlang. In der touristisch sehr erschlossenen Maracas-Bay hielten wir zum Lunch bei einem der (angeblich) besten Bake-and Shark -Stände an: kleine Hefekugeln werden im schwimmenden Fett ausgebacken, noch dampfend aufgeschnitten und mit paniertem Babyhai-Filet gefüllt. Dann geht man mit seiner Portion zu einem großen Tisch, auf dem div. Saucen, Tomaten, Salate usw. parat liegen, die sich dann jeder individuell noch in sein Brot füllt; das dann ohne große “Schweinerei” zu essen, ist genau so schwierig wie bei einem großen BicMac! Hat aber sehr lecker geschmeckt!
Die Route führte auf sehr engen, kurvigen Straßen parallel zur Küste, immer wieder mit schönen Ausblicken auf das Meer! Manfred und ich hatten ja die gleiche Strecke, allerdings auf dem Wasser mit dem Segelboot auf der Fahrt nach Tobago gemacht; nun sahen wir alles aus der Landsicht und es war wieder ein ganz anderer Eindruck. Immer wieder stiegen wir aus, um die stets wechselnde Landschaft zu bewundern und ganz am Ende der Straße machten wir Pause an einem wunderschönen einsamen Palmen -Strand, an dem auch ein Fluß in das Meer mündete. Hier konnte man sich aussuchen, ob man im Salz- oder im Süßwasser baden wollte!
Manfred probierte es aus und fand das Flußwasser im Gegensatz zum Meer sehr kühl, aber natürlich war es eine Wohltat, das Salz im Fluß abzuspülen!  Wir besuchten auch das Asa-Wright-Nature-Center, eine ehemalige Kakao-, Kaffee- und Zitronen-Plantage, heute ein Vogelnaturschutzgebiet!
Hierher kommen, vor allem aus den USA, begeisterte Vogelliebhaber, um vor allem ganz früh morgens (man kann auch hier übernachten) oder in der Dämmerung die unterschied lichsten Vogelarten zu studieren. Von der Veranda des alten Herrenhauses hatten wir einen schönen Blick in wild wuchernde, tropische Umgebung und konnten die niedlichen Kolibris ganz aus der Nähe beim Wassertrinken beobachten.
Wir hatten auf der Karte einen 9-Loch-Golfplatz in der Nähe unserer Bucht in Chagaruamas entdeckt, von dem aus auch einige Trails, also Wanderwege in die Gegend abgingen. Einen davon sind wir auch - nach einem ersten Blick auf den Golfplatz - gegangen, bzw. gestiegen, denn der Weg zog sich nach den ersten harmlosen 35 Minuten ganz schön den Berg hinauf; Gottseidank war der Himmel immer wieder etwas bedeckt, denn bei 33° und dazu Sonnenschein ist selbst der schönste Weg eine Tortur. Immer wieder ging es durch riesige Bambushaine und es gibt Wegabschnitte, da ist der Bambus ganz natürlich wie ein Dach über dem Weg gewachsen und wird hier “bambu chathedral” genannt - wunderschön. Oben angekommen sahen wir eine riesige verrostete Satellitenstation, Reste der amerikanischen Besatzung in Trinidad, die ja erst in den 60iger Jahren die Insel verließen.
Natürlich spielten wir auch einmal auf diesem Golfplatz eine Runde, übrigens ein öffentlicher Platz auf Trinidad. Da so ein Platz ja sehr preiswert für die Spieler ist, sahen wir um uns rum auch nur Einheimische - und wie gut die spielten!! Neu für uns war, daß wir entlang und durch Bambuswäldchen spielten und uns die ganze Zeit das Geschrei der Brüllaffen - wenn auch leider unsichtbar - begleitetete
Manfred hat offensichtlich vor, auf einigen Inseln die Zahnärzte auszuprobieren, um dann seinem Sohn, auch Zahnarzt, von deren Arbeitsweise zu erzählen. Auch in Port of Spain mußte er mal wieder zum Zahnarzt, denn die Krone des Zahnes, der schon in den Virgins Islands und auf St. Maarten behandelt worden war, hatte sich gelöst. Wir fuhren in ein öffentliches Krankenhaus, da Manfred auch einen Rund -um-Check lassen machen wollte und so pendelte er in diesem Krankenhaus von Zahnabteilung zu Allgemeinarzt, Labor und anderen Abteilungen. Sein Allgemeinzustand und alle Werte wurden als sehr gut bestätigt und der Arzt meinte, er könne noch div. Jahre unbesorgt weitersegeln!! Auch die Krone wurde mit Erfolg wieder eingesetzt (mal sehen, wie lange es hält) und die Kosten für dies alles lagen weit unter denen in Deutschland.

Schade, daß wir Euch keine Bilder zeigen können. Manfreds Kamera hat sich nicht wieder angefunden, er hat die gleiche Kamera jetzt bei Ebay im I-Net ersteigert und bekommt sie im Oktober von Evelyn Meincken mitgebracht, wenn sie uns in Venezuela besucht. Udo hat uns einige Bilder vonTrinidad zur Verfügung gestellt. Davon zeigen wir Euch nachfolgend einige. Durch Anklicken seht ihr die Bilder in schöner Größe:

 

Aber als inzwischen nun schon wieder 2 Wochen vergangen waren, wurden wir energisch! Trotz Abschiedsschmerz beim Verabschieden von einigen so netten Leuten wie u.a. Evi und Udo von der Mapema, die fast alle unsere gemeinsamen Ausflüge organisiert hatten (sie leben seit drei Jahren auf ihrem Boot in Trinidad und kennen sich natürlich gut aus), brachen wir am 18. August gegen 16 Uhr auf, um nun nach Venezuela zu segeln. Bis zur ersten Inselgruppe dort mußten wir 90 sm hinter uns bringen, also war eine Nachtfahrt angesagt. Nach anfänglichem Zögern setzte ein für uns günstiger Wind ein, allerdings mit einer nicht so schönen Welle! Die ganze Nacht mußten wir uns auf unseren jeweiligen Plätzen festhalten, um nicht “abgeworfen” zu werden.
 Zum Frühstück, also 9 Uhr, fiel der Anker auf Los Testigos, einer aus 4 Inseln bestehenden Gruppe, bewohnt von ca. 150 Einwohnern, meistens Fischern. Sehr schön war es dort, ganz ruhig, nur wenige andere Segelboote und wir faulenzten und erholten uns 2 Tage dort.
Am 21. August fuhren wir dann weiter nach Isla Margarita, einer sehr bekannten Urlaubsinsel, nicht weit vom venezulanischem Festland. Auf dieser 10 Stunden dauernden Segelfahrt erwischte uns dann unser erster Tropical Storm - für eine Stunde dachte ich, unser letztes Stündlein hat geschlagen! Wir hatten zwar die Wolkenwand weit hinter uns wachsen gesehen, aber nicht damit gerechnet, daß sie uns derart schnell (es dauerte nur Minuten) erreichen würde. Manfred hatte gerade noch geschafft, in das Großsegel ein Reff einzubinden, aber es wäre besser gewesen, zuerst das Vorsegel ganz zu bergen. In den Böen brachte es der Wind bis über 50 Knoten und da war an ein Segelbergen gar nicht mehr zu denken. Also hatte Manfred alle Hände voll zu tun, um mit den Segeln richtig umzugehen; dazu kam natürlich auch ein Wolkenbruch und das Wasser um uns herum tobte und schäumte. In der Kajüte sah es nach den ersten vier Minuten aus, wie auf einem Schlachtfeld, alles flog mal wieder durch die Gegend. Ich kämpfte “unter Tage” derweil mit den Luken, um sie richtig zu schließen - d.h. sie zuzuschrauben und das ist bei einer derartigen Schräglage auch nicht ganz einfach!  Nach einer Stunde ließ der Wind und der Regen nach und wir erreichten endlich zur Sundownerstunde Porlamar, den bekanntesten Seglerhafen auf dieser Insel. Bei der Ankunft nieselte es immer noch, natürlich keine Sonne und dazu ein häßliche Skyline mit vielen hohen Häusern - alles war nicht gerade dazu angetan, daß wir begeistert waren!  Im Ankerfeld von Porlamar hatte der Sturm einiges Unheil angerichtet. 12 Yachten gingen auf die Reise, weil sich ihre Anker gelöst hatten. Das Boot unseres Freundes Lothar wurde von einem Katamaran touchiert und am Bugkorb beschädigt. 

Am nächsten Morgen lachte aber die Sonne wieder, wir trafen auf bekannte Segler und da sah alles gleich nicht mehr so schlimm aus. Lothar von der Tamara, gut bekannt schon von Trinidad,  begleitete uns bei unserem ersten Landgang, um uns alles zu zeigen und zu erklären. In Venezuela sind die Behördengänge zum Ein- und Ausklarieren so umständlich, vor allem, wenn das eigene Spanisch nicht gerade gut ist, daß man Agenten dafür nimmt. Man gibt ihm alle erforderlichen Unterlagen wie Pässe, Schiffspapiere usw. und bekommt am Abend alles wunderbar zurück mit den erforderlichen Stempeln. Das kostet natürlich, erspart aber uns Seglern eine Menge Zeit, Fahrerei zum Nachbarort, sprachliche Probleme und andere Umstände!
Alles ist hier bestens organisiert: mit dem Dinghy kann man bequem an einem Steg anlegen, ein einheimischer Helfer steht schon parat, nimmt die Leine, packt den jedesmal mitgebrachten Müllsack zum Entsorgen (dafür hängt ein Marmeladenglas am Steg, in das jeder etwas Geld für ihn reinlegt), man geht in Juan’s Büro am Ende des Steges, gibt ihm wie gesagt alle Papiere, kann dort Bücher und Zeitungen tauschen, telefonieren, faxen, Internet besuchen, Wäsche zum Waschen abgeben usw.
Vor seinem Büro steht ein Klapptisch, an dem man bei Annique oder Bernardo Touren auf die Insel oder zum Festland buchen kann. Juan organisiert auch dreimal die Woche Busse zu riesigen Supermärkten, die auch eifrig von allen benutzt werden - hat doch Isla Margarita den (verdienten) Ruf, billiger als alle anderen Inseln in der Karibik zu sein!! Das merkten wir auch gleich an unserem ersten Morgen! Ich hatte beim Aufstehen beschlossen, zur Begrüßung von Venezuela irgendwo draußen zu frühstücken. Nach der “anstrengenden” Übergabe der Papiere an Juan zeigte uns Lothar gleich nebenan die Kneipe, in der sich - nicht nur abends -  alle Segler treffen. Unser Frühstück bekamen wir dort - ganz spanisch (ist ja die Landessprache) war es ein riesiges Omlett mit Tomaten und Zwiebeln und natürlich Kaffee - wunderbar! Dazu einen frisch ausgepreßten Passionsfruchtsaft für umgerechnet 0,80 Euro!!! Lothar genehmigte sich trotz der frühen Morgenstunde ein erstes Bier - für 0,40 Euro!! Ihr werdet jetzt lachen, weil ich das so aufzähle, aber so etwas hatten wir seit der Türkei, also seit einem Jahr, nicht mehr gehabt.
 
Gestärkt fuhren wir nun zu unserem ersten Besuch in die lebhafte Innenstadt - wieder mit einem Sammelbus - für 0,20 Euro!  Als erstes zeigte Lothar uns das preiswerteste Internetcafe: 1 Std. für 0,35 Euro ! Auch die anderen Geschäfte, vor allem die vielen Bekleidungsboutiquen, waren so peiswert wie noch nirgends! Jedenfalls waren wir restlos begeistert und versöhnt mit den vielen Hochhäusern -  übrigens meistens Appartements für die Festland-Venezulaner, die hier ihren Urlaub verbringen.
Allerdings hatten wir dann an diesem Vormittag noch eine nicht geplante “Sightseeingtour” zu den zahlreich vorhandenen Banken - wir waren in ungefähr 12 Banken, um mit unserer Karte Geld aus dem Automaten zu ziehen - nirgendwo gelang es. Auch innen an den Schaltern waren wir erfolglos. Wir mußten ziemlich aus der Innenstadt heraus laufen, bis wir endlich bei der Bank Mercantil unser Geld bekamen.
Gleich am nächsten Tag fuhr ich mit einem der kostenlosen Busse zum Supermarkt, erstmal ohne Manfred. Ich wollte in Ruhe schauen, was es dort gibt, damit wir dann beim richtigen “bunkern” schneller agieren können, hat man doch nur 2 1/2 Std. Zeit, die man aber auch braucht. Wie von anderen vorausgesagt, es ist alles da, was man sich nur wünschen kann und wirklich sehr viel preiswerter, als in der ganzen Karibik!
Auch so ein “Ausflug” in den Supermarkt ist wieder perfekt organisiert: man bekommt schon im Bus ein Band mit einer VIP-Karte und einer laufenden Nummer um den Hals gehängt und schon stürzen sich die sehr netten und jungen Verkäuferinnen auf einen, um Sonderangebote oder günstigere Waren als die, die man gerade genommen hat, anzubieten - ist mir mehrmals passiert!! Beim Bezahlen an der Kasse wird die lfd. Nr. auf den Kassenzettel geschrieben, ein Junge packt alles in Kartons, die mit Klebeband richtig zugeklebt werden und auf jeden Karton wird wieder die lfd. Nr. geschrieben. Ein Securitymann kontrolliert noch einmal alles, hakt den Kassenzettel ab, die Kartons kommen in einen Einkaufswagen, die Wagen stehen in einer Reihe bei den Sicherheitsleuten und man kann dann noch in aller Ruhe durch andere Geschäfte bummeln oder etwas essen/trinken. Bei der Abfahrt werden alle Kartons in einen separaten kleinen Laster geladen und der fährt dann unserem Bus hinterher - bis zum Dinghysteg, wo schon wieder der Einheimische lauert, um mit einer Sackkarre alle Pakete (mit der eigenen richtigen Nummer!!) zu den einzelnen Dinghys zu fahren - sehr bequem gegenüber dem sonstigen Geschleppe!!

Außer Lothar hatten wir auch Sylvia und Conny mit ihrem Catamaran wiedergetroffen und mit Sylvia machte ich einen Einkaufsbummel aus - ohne Männer und einen ganzen Tag. Es war herrlich! Man vergißt, wie schön es doch ist, mal mit einer Frau unterwegs zu sein und vor allem in bei Männern unbeliebte Geschäfte zu gehen! Das müssen nicht immer Boutiquen sein, wir haben mit Wonne Geschäfte mit allem möglichen Krimskrams durchforstet und haben so manches gefunden, was schon lange für das Bordleben gesucht wurde! Die Krönung war ein Geschäft, in dem u.a. ein Sonderposten Schuhe von Benetton verkauft wurde - jedes Paar für umgerechnet 0,90 Euro. Wir haben dreimal nachgefragt, weil wir es nicht glauben wollten. Eigentlich hätten wir alle Schuhe aufkaufen und dann mit Gewinn weiter- verkaufen sollen! Jedenfalls deckten wir uns beide genügend damit ein!
An unserem ersten Sonntag fuhren wir gemeinsam mit Lothar, Sylvia und Conny in ein ganz einfaches Fischrestaurant, direkt am Strand neben den Fischerhütten. Mit dem Dinghy landeten wir an unserem Tisch, die nackten Füße aalten sich im Sand und der Tisch stand unter schattigen Palmen - ein Postkartenidyll! Als Aperitiv gab es einen vor unseren Augen frisch ausgepressten Fruchtsaft, die noch zuckenden Fische wurden uns zum Aussuchen an den Tisch gebracht und für das Ganze zahlten wir mit Getränken umger. p.P. 10 Euro! Langsam begannen wir zu begreifen, warum viele Segler von Venezuela so schwärmen!!

Mit Bernardo, einem in Caracas geborenen Deutschen, machten Lothar und wir einen Tagesausflug. Da wir ja nur zu dritt waren, wurde es eine sehr individuelle Inselrundfahrt. Bernardo zeigte uns die schönsten Ecken und Fleckchen der Insel, die man kennen muß, denn auf den ersten Blick wirkt Isla Margarita nicht besonders attraktiv! Es fehlt wie bei den anderen Inseln die satt-grüne Vegetation, hier hat es fast Wüstencharakter. Aber Bernardo kennt natürlich “seine” Insel, und zum Einstieg fuhr er mit uns zum zweiten Frühstück zu einem großen lokalen Marktgelände, weit draußen vor der Innenstadt. Dort herrschte das übliche Gewimmel, aber uns lockte mehr die Ansammlung von Dutzenden von kleinen Imbißständen, wo es frische Empenadas gab. Das sind kleine Maismehlteige, in die von uns selbst ausgesuchte Füllungen wie Fleisch, Gemüse, Käse oder Obst  eingewickelt, zu Taschen geformt und ganz kurz in schwimmendem Fett ausgebacken werden, sehr lecker! Noch heiß wurde es uns in die Hände gedrückt, dazu kauften wir nebenan einen frisch gepreßten Fruchtsaft und dann standen wir mit vielen anderen Frühstückenden in der Menge herum, staunten, schauten und genossen.
Wir fuhren an diesem Tag u.a. auch auf ein ehem. Fort und es gibt ja immer eine Geschichte um diese alten Anlagen. Früher bettelten hier Kinder die Touristen an, das gefiel einigen Einheimischen gar nicht und so wurden die Kinder in der Geschichte dieses Forts unterrichtet, d.h. sie lernen die mit Sagen und Wahrheiten vermischte Historie auswendig und bieten diese Story den Touristen an. Bernardo kennt alle diese Kinder, er führt in einem Büchlein die Namen auf, weiß auch, wer von ihnen wirklich die Schule regelmäßig besucht (da mangelt es bei manchen!) und an diese verteilt er gerecht die Chance, seinen Kunden, also uns, diese Geschichte zu erzählen und natürlich dafür ein Trinkgeld zu bekommen. So war es also auch bei uns: schon bei unserer Ankunft auf dem Fort wuselten 4-5 Kinder um uns rum, jeder in der Hoffnung, Bernardo sucht ihn aus. Einer kann ja nur gewinnen und so saßen wir hoch oben auf den Zinnen, mit einem weiten Blick in die ganze Umgebung und unser kleiner Erzähler fing an (auf spanisch natürlich), immer einen Satz zu sagen, wartete, bis Bernardo übersetzt hatte und so ging es ca. 10 Minuten lang. Strahlend verschwand er dann mit seinem verdienten Geld und wir hatten auch Freude daran gehabt .
Da es nicht nur uns, sondern auch wohl Bernardo besonders viel Spaß machte, mit uns herum zu fahren, waren wir länger als normal unterwegs; erst bei Dunkelheit, nach 10 Std., kamen wir wieder zurück; wir hatten von Bernardo auch viel über die Mentalität der Venezulaner, über die für uns unverständlichen wirren politischen Verhältnisse usw. gehört - insgesamt ein gelungener und interessanter Tag!
Ich hatte inzwischen auch meinen Rückflug am 20. Okt. von Caracas über Lissabon nach München buchen können. Wir hatten erst gedacht, es würde vielleicht von Deutschland aus günstiger zu buchen sein, aber nach div. mails mit Freunden wurden wir eines anderen belehrt und so hatten wir hier bei einem Reisebüro bei einer eifrigen Venezulanerin den für mich günstigsten Flug herausgefunden, aber es sind doch ca. 790 Euro geworden. Da ich ja nur einen Flug brauche, könnte ich jetzt an Interessierte den eingetragenen Rückflug nach Caracas anbieten: 20. Nov. München-Lissabon-Caracas, wie wär’s??? Über den Preis läßt sich reden!!!
Da die Tage hier vergehen wie nichts, sind auch schon wieder 2 Wochen auf dieser Insel vorbei. Wir haben noch einmal den Bus zum Supermarkt benutzt, um so richtig zu bunkern. Zwei Einkaufswagen, voll bis zum geht nicht mehr, wurden in insgesamt acht Pakete verpackt, in erster Linie sind es Konserven, Grundnahrungsmittel und alkoholische “Kostbarkeiten”! Manfred ist der Meinung, das reicht nun bis zu seinem Einstieg in den Pazifik im März nächsten Jahres, so ganz glaube ich zwar nicht daran, aber wir werden ja sehen....
In der Zwischenzeit hatten wir ein russisches Päarchen, Victor und Galina aus Georgien mit einem Katamaran, kennengelernt, die sich in  12 Jahren in Deutschland eine Existenz aufgebaut hatten und sich nun auch, zumindest Victor, einen Segeltraum erfüllen. Bei einem Abend bei uns an Bord erfuhren wir viel Interessantes über das Leben in Rußland und Georgien.
Am 7. September werden wir Richtung Festland weitersegeln, da wir in einer Marina in Puerto la Cruz das Schiff für eine Woche “deponieren” werden, um am 14.9. in die Anden zu fliegen. Aus Seglerkreisen haben wir eine Privatadresse in der größten Universitätsstadt von Venezuela, Merida, bekommen, wo wir uns nun für eine Woche aufhalten werden, um diese schöne Gegend kennen zu lernen!

Wunderschönes (und preiswertes) Venezuela

Die Fahrt von Isla Margarita nach Puerto la Cruz wurde für zwei Tage  in Cubagua unterbrochen, einer nur von wenigen Fischern bewohnten Insel und beliebter Zwischenstop - von dort ist es ein Tagestörn nach Puerto la Cruz, man braucht keine Nachtfahrt einzulegen! Am 10.9. brachen wir dann sehr früh von Cubagua auf, konnten auch div. Seemeilen unter Segel zurücklegen und erst, als die Küste von Venezuela auftauchte, ließ der Wind nach - wie so oft in Landnähe!
Unseren Freund Lothar von der “Tamara”, der schon einige Wochen in der von uns angepeilten Marina Redonda lag, hatten wir über UKW eine Stunde vorher erreicht und so kam er uns dann bei der Einfahrt in die große Lagunenlandschaft mit seinem Dinghy entgegen, um uns in die richtige (von fünf) Marina zu geleiten. Auch Peter von der “KopyKat” stand winkend am Steg, wir hatten uns ein Vierteljahr nicht gesehen und so war die Freude groß.  Abends luden wir die beiden zum Sundowner auf White Witch ein, Lotharius kam noch dazu. Wie immer genossen alle Mariannes “Pina Colada”.

Die Marina Redonda stellte sich als ein schöner Aufenthaltsort heraus, ruhig, mit großem Schwimmbad und der üblichen Open-Air-Bar. Es war ja das erstemal seit 9 Monaten, daß wir
wiedermal in einer Marina lagen und wir genossen diese bequeme Art zu liegen, mit allen Bequemlich keiten, die man braucht! Am nächsten Tag unternahmen wir erstmal mit unserem Dinghy eine Erkundungsfahrt durch die riesige Lagune, die sich tief ins Land hineinzieht. Immer wieder gehen Wasserarme in verschiedene Richtungen ab und an den Ufern sind sehr unterschiedliche Häuser hingebaut worden - von wunderschönen bis schrecklich häßlichen Haustypen ist alles vorhanden. Hier haben sich die wohlhabenden Venezulaner ihre Sommerdomizile gebaut, mit eigenem Bootsanlegeplatz! Deshalbgibt es auch mehre Marinas, Einkaufszentren, sogar einen Golfplatz!
Mit dem Dinghy kann man das alles abfahren und das ist auch die sicherste Methode, sich zu bewegen. Alle Marinas und Häuser sind zur Straßenseite hin schwer bewacht, da leider die Kriminalität hier am Festland sehr ausgeprägt ist. Die Häuser sind alle bis hoch hinauf total vergittert und in dem erwähnten Einkaufszentrum, wunderschön angelegt mit Brunnen, Palmen u.ä. patroullieren Sicherheitskräfte mit Maschinengewehren unter dem Arm, bei jeder Bank wird man so “bewacht”!
Wir fuhren auch einmal mit dem öffentl. Bus in die kleine Stadt Puerto la Cruz, auch dort sehr oft vor und teilweise in den Geschäften diese bewaffneten Securityleute - ein komisches Gefühl, aber wohl nötig! Wir hatten allerdings nie ein unsicheres Gefühl bei unserem Bummel, aber wahrscheinlich kommt das bei dieser Bewachung auch nicht auf!
Allerdings geht hier von den Seglern keiner nach Einbruch der Dunkelheit in die Stadt oder in die Umgebung der Marina, zu viel ist schon passiert. Aber das hatten wir auch nicht vor, haben wir doch in der Marina alles, was wir brauchen!

Am 14. September war es dann soweit - unser Ausflug in die Anden konnte beginnen. Unser bestelltes  Taxi (registriert am Eingang der Marina, man kann ja nie wissen) holte uns zu nachtschlafener Zeit (5.30) ab und brachte uns zum Flughafen Barcelona, 25 Minuten entfernt. Um 7.10 startete unsere kleine Propellermaschine und dadurch, daß sie relativ niedrig flog, hatten wir den ganzen Flug über eine schöne Sicht über das Land unter uns. Mit zwei Zwischenlandungen erreichten wir dann 3 Stunden später Mèrida , eine Stadt auf 1.640 m Höhe, auf einem Hochplateau schön gelegen, rings umgeben von den Anden mit ihren 3.000er bis - über 5.000er-Bergen. Unsere Gastgeberin, eine 37-jährige Venezulanerin holte uns am Flughafen ab und brachte uns in ihr Haus mitten im Zentrum, in dem sie mit ihrer rüstigen 76-jährigen Mutter und ihrer 21-jährigen Studententocher lebt.
Das zweistöckige Haus ist groß genug, dass sie zwei Zimmer mit eigenem Bad vermieten kann, nur an Segler übrigens, ihre Adresse kursiert und so kamen auch wir daran! Eine interessante Woche inmitten der lebhaften Familie und ihrer 2 kleinen, wuschligen Hunde begann - wir fühlten uns sehr gut aufgehoben und betreut. Die Wohnküche samt Kühlschrank und TV konnten wir mitbenutzen und mehr als einmal saßen wir zusammen.
Manfred schaffte es sogar, den Fernsehsender Deutsche Welle mit ihrem deutschsprachigen Programm zu finden und so sahen wir abends gerne die letzten Wahlvorbereitungen in Deutschland!
Da alle Familienmitglieder ihren eigenen Fernseher hatten, störte es keinen, daß da ausser Spanisch auch noch Deutsch durch die Wohnung schallte! Gioia spricht ein klares gut verständliches Englisch und sie gab uns viele Tips und Infos, schriftlich und mündlich.
Mèrida ist die größte Universitätsstadt mit 70.000 Studenten in Venezuela, da sie wohl als einzige kostenlos ist, abgesehen von einigen Nebenkosten. Dadurch ist es eine sehr lebendige Stadt mit vielen jungen Menschen. Nur wenige Schritte hatten wir es zu allen wichtigen Gebäuden, zu den verschiedenen Restaurants und Luncherias, das sind hier die Gaststätten, in denen man sehr preiswert frühstücken bzw. mittags Kleinigkeiten essen kann. Fast jeden Morgen suchten wir uns eine andere Luncheria, denn Frühstück war nicht beim Zimmerpreis (für das Zimmer mit Bad 14 Euro pro Nacht) dabei. Hier ißt man schon am Morgen sehr deftig, gefüllte und ausgebackene Teigtaschen sind der Renner, dann deftige Omletts, Suppen usw. Wir probierten jedenfalls alles aus und konnten dann dabei auch die Einheimischen beobachten, die hier offensichtlich zahlreicher als bei uns auswärts frühstücken.
Gleich am ersten Abend hatte uns Gioia ein Konzert in dem von außen schrecklich aus- sehenden Beton -Kulturcentrum empfohlen, innen überraschte es allerdings durch eine sehr gute Akkustik. Da gerade die Semesterferien zu Ende waren, spielte zur Eröffung des neuen Semesters das Uni-Symphonieorchester und als Gast war ein Quartett von vier älteren Herren geladen - und die rissen uns alle glatt von den Stühlen. Sie spielten eine Mischung aus Klassik und Folklore mit Kontrabaß, Querflöte, Guitarre und einem wohl typischen Instrument hier, der oder dem Cuatro, das sich ähnlich wie die Guitarre anhört. Es war toll - das Orchester, aber vor allem das Quartett und am Schluß bekamen sie “standing ovations” und mußten einige Zugaben bringen - insgesamt ein lang entbehrter Genuß!

Wir machten mit Gioia in diesen 8 Tagen zwei Touren, eine “heiße” und eine “kalte”. Die heiße führte in den Süden auf der Panamericana-Straße zuerst zu einer alten Indiosiedlung, die an einem See liegt. Das Wasser ist Süßwasser, aber salzig, bedingt durch am Boden in 22m Tiefe liegenden Sodakristalle. Die Legende unter den Indios sagt allerdings, der Grund hierfür wären die Tränen der Frauen und Kinder der von den spanischen Eroberern umgebrachten Männer dieser alten Siedlung! Wir besuchten einen Abkömmling dieser Indios, der seit Generationen als einziger die Erlaubnis hat, diese Sodakristalle vom Grund des Flusses zur Herstellung einer Art Droge zu benutzen. Dafür holt er in Eimern das Wasser mit dem schlierigen Schlamm aus dem See, läßt es zuerst  12 Std. kochen, läßt dann die daraus gewonnen Kristalle noch einmal 12 Std. in großer Hitze, aber ohne Wasser “garen” und kann dann diese Steine zu einer Art Pulver zerreiben. Dieses Pulver verkauft er (dies ist sein Lebenunterhalt) und daraus stellen dann andere, gemischt mit Tabak und Asche, eine Art Kautabak, genannt “chimò” her, der Hunger und Durst betäubt!
Weiter ging es zu einer Zuckerrohrverarbeitung. Inmitten der Zuckerrohrfelder, unter einem nur mit Wellblech gegen die brütende Sonne geschütztem Unterstand arbeitet eine ca. 12-köpfige Familie an - für uns - vorsintflutlichen Maschinen zur Herstellung von braunem Zucker.
Jeder hat seine Aufgabe: der erste packt das frisch geschnittene Zuckerrohr ordentlich vor eine Presse, der nächste schiebt es dann hinein, der dritte bringt die anfallenden Abfälle zum Trocknen in die Sonne, der vierte transportiert dann diese getrockneten Reste zum Ofen und der nächste schiebt pausenlos dieses Brennmaterial hinein. Dieser Ofen beheizt mehrere Becken, in die nun von der Presse her der süße Saft in das (erste) Becken hineinläuft. Ein anderer sorgt dafür, daß dieser Saft eine bestimmte Zeit in jedem Becken vor sich hin kocht (wahrscheinlich mit jeweils unterschiedlichen Wärmegraden) und der Chef der ganzen Sippe entscheidet, wann aus dem letzten Becken der nun karamellisierte dickflüssige Saft in einen Auffangbehälter laufen darf, in dem Holzgitter mit jeweils 12 Kästchen in der Größe der hergestellen Zuckerbarren liegen. Nach dem Erkalten werden dann die Würfel herausgeklopft, in Packpapier eingewickelt und verkauft. Unter diesem Unterstand herrscht eine infernalische Hitze, bedingt durch das von der Sonne aufgeheizte Wellblech, den angeheizten Ofen, die kochenden Becken und der sowieso heißen Luft; ich habe geschätzt, daß dort mindestens 40° geherrscht haben! Dazu kommt, daß unzählige, sprich hunderte von Bienen herumschwirren,  angelockt natürlich von dem süßen Duft!
Uns wurde nun inmitten des Geschehens die Prozedur erklärt, nachdem wir beruhigt wurden, daß die Bienen nicht stechen würden!  So ganz geheuer war uns trotzdem nicht, aber es passierte wirklich nichts! Wir bekamen frisches Zuckerrohr zum Kauen und Lutschen (schmeckt schön süß und saftig) und durften einen Würfel braunen Zucker mitnehmen (ca. 1000 gr). Dafür spendierten wir für alle eine Lage Coca Cola und einige Zigaretten als Dankeschön!
Als nächstes stand der Besuch einer ehemaligen Kaffeeplantage auf dem Program. Sie liegt in  einem wunderschönem Tal und ist heute als Museum hergerichtet. Diese Hazienda Victoria war ein Traum und anhand vieler aufgestellter Originalmaschinen, aufgehängter Bilder und Fotografien mit Erklärungen konnten wir uns sehr schön vorstellen, wie vor noch gar nicht so langer Zeit hier eine rege Kaffeeproduktion stattgefunden hatte. Das Ende dieser Familien- hazienda waren verschiedene Jahre der Mißernten durch zu viel Regen und andere wirtschaft- liche Gründe; daß wir in der kleinen Bar natürlich einen Kaffee tranken, versteht sich von selbst.
Den Abschluß dieses Tages bildete dann das wohlverdiente Essen in einem Restaurant mit Blick über diese herrliche, reiche tropische Vegetation und als Gegensatz dann wieder die schroffen Felsen, die sich bis ins Tal zogen - alles auf einer Höhe von 2000-3000m.
Beim Einfahren wieder in Mèrida zeigte uns Gioia auch noch die Villenviertel mit schönen Häusern, aber auch wieder alle vergittert! Daß wir dort auch noch ihre Schwester und ihren Bruder “überfielen”, die nebeneinander wohnen, war eine gelungene Überraschung - sahen wir doch mal zwei ganz unterschiedliche Privathäuser!
Beim “kalten” Ausflug packten wir auf Anraten von Gioia unsere wohlweislich mitgebrachten Fleecejacken ins Auto, denn nun fuhren wir mit ihr in den Norden - die Transandina, die bis auf 4.200 m hoch und dann wieder runter führt, ist die höchste asphaltierte Straße in Venezuela und auf dem Wege dorthin kamen wir durch die höchstgelegenste  Stadt in Venezuela, San Rafael, 3.140m hoch. Um unsere warmen Jacken waren wir nun sehr froh und zum Aufwärmen bekamen wir einen am Straßenrand von Indios verkauften heißen Trunk aus Gewürzen, Fruchtsaft und etwas Alkohol.  Die Attraktion in diesem Ort ist aber ein besonderes Gottes- haus, eine kleine Kapelle aus lose übereinander getürmten Steinen von den hiesigen Berghängen, nur ab und zu mit etwas Mörtel zusammengehalten. Der Künstler war Juan Fèlix Sanchez, ein hier überall berühmter Architekt, Kunsthandwerker und Bildhauer. Am Paso Aguila, am höchsten Punkt der Straße, kehrten wir um, denn nach Columbien, wohin die Straße letztendlich führt,  wollten wir ja nicht!
Im Nationalpark Sierra Nevada wartete nun auf uns ein Ausflug zu einem 45 Minuten ent- fernten See - aber nicht per Pedes, sondern auf dem Rücken zweier Pferde. Es war zwar regnerisch, ein typisches Wetter für diese hochgelegene Gegend, aber das schreckte uns nicht ab und wir wurden durch sonnige Momente für diesen Mut belohnt. Der Ritt führte bergauf und -ab durch eine wunderschöne Hochgebirgsgegend und obwohl auf ca. 3.500 m, blühten hier viele Wildblumen, vor allem die nur hier vorkommenden Frailejones, das sind rosetten- artige Pflanzen mit gelben langen Blütenstielen.  Daß mein Pferd die ganze Zeit über im Wettstreit mit Manfreds Pferd stand , sei nur nebenbei erwähnt - es wollte unbedingt immer als erstes gehen und jedes überholenwollen des anderen wurde erfolgreich abgewehrt.  Auf den flachen Abschnitten fiel es sogar in Trapp (nicht wissend, daß ich das erstemal auf einem Pferd saß), so daß unser Führer Mühe hatte, uns (per Fuß) zu folgen. Aber ich blieb oben!
In diesem Nationalpark gibt es auch auf 3.700m Höhe eine Condorstation, die immerhin 7 dieser von der Aussterbung bedrohten majestätischen Tiere betreut. Leider sahen wir keine freifliegenden, obwohl der nette Ranger für uns mit seinem Fernglas alle Berghänge absuchte. Dafür konnten wir in einem großen Gehege zwei verletzte Condore von ganz nah beobachten und einer machte uns sogar die Freude, kurz seine weiten Schwingen (bis zu 3m) auszu- breiten. Gioia versuchte zwar, mit allerlei Lauten ihn dazu zu bewegen, von seinem Felsen zu uns herunter zu kommen, aber das war dann wohl doch zu viel verlangt! Beim Absteigen von dieser Condorstation begrüßte Gioia eine ihr von anderen Besuchen gut bekannte Mestizen- familie, die dort in einem 1-Raum-Haus wohnt. Wir durften das 3 Monate alte Baby bewundern, dick eingepummelt auf dem Arm der Mutter, während die anderen 4 Kinder um uns rum wuselten. Auffällig bei den Kinder der Mestizen, Mischlinge aus Indios und Weißen, sind die roten Wangen; in dieser Höhe produziert ihr Blut mehr rote Blutkörperchen, bei den Erwachsenen verliert sich dann die rote Farbe meistens.
Diese zwei Tagestouren waren voller Gegensätze, aber gerade deshalb besonders interessant und Gioia verstand es, uns die Mentalität und Lebensgewohnheiten der Menschen dort sehr nahe zu bringen!

Mèrida besitzt ja die höchste und längste Seilbahn der Welt; in vier Abschnitten wird man bis auf 4.765m hochgeschaukelt und von oben hat man einen phantastischen Ausblick auf die Anden und auf das wie eine Spielzeugstadt wirkende Mèrida und den Pico Bolivar.   Auch hier waren wir um unsere warmen Sachen froh, zeigte das Thermometer ganz oben trotz strahlender Sonne nur 3 °. Wir waren ganz früh mit einer der ersten Bahnen gefahren, denn wir hatten noch viel vor: Nach dem Rundblick von ganz oben fuhren wir eine Etappe wieder tiefer, schwangen uns dort jeder auf ein Maultier und kletterten mit ihm und unserem Führer auf der Rückseite dieses hohen Berges von nun 4.045m auf 2.500m herunter. 4 Stunden zogen wir bergauf und -ab auf steinigen, ganz schmalen uralten Pfaden, durch unberührte blühende Täler, bis wir zu unserem Ziel kamen, einem kleinen Bergdörfchen, Los Nevados. Zwischendurch machte unser Führer, der ja zu Fuß gehen mußte, einmal schlapp - ihm war bedingt durch die Höhe (sagte er) schlecht und er legte sich an den Wegesrand; eigentlich hätte dies uns eher zugestanden, denn in dieser Höhe kann es bei uns Ungeübten schon zu Keislauf- oder anderen Problemen kommen. Nun war es also umgekehrt und wir beide saßen währenddessen auf unserem Muli und überlegten, was wir machen sollten, wenn er evtl. nicht mehr aufstehen würde! Immerhin waren wir weit weg von jeder Zivilisation!
Dazu sagen muß man, daß diese Führer ja morgens um 6 Uhr schon die gleiche Strecke umgekehrt, also von Los Nevados zur Seilbahnstation (wenn auch reitend auf ihrem Muli) hinter sich gebracht haben und nun noch einmal mit uns die gleiche Strecke zurück zu Fuß! Mit diesen Märschen verdienen sie sich ein Zubrot zu ihrem bäuerlichem Leben, es ist ihr einziger Verdienst, denn sonst gibt es in dieser Bergwelt keine anderen Möglichkeiten.
Wir teilten mit ihm dann unsere Vorräte (essen und trinken hält ja Leib und Seele zusammen) und er erholte sich wieder! Das Tempo unseres Rittes war langsam und ich dachte schon laut über ein Absteigen und “zu Fuß schneller vorankommen” nach, vor allem, als uns ein ein- samer Wanderer überholte! Als ich es dann aber in die Tat umsetzte, war ich entsetzt, wie meine Beine wackelten (immerhin nach 2 Std. Muliritt), ich außerdem ganz schön in dem Geröll rutschte und vor allem Manfred mit Führer und Mulis - schneller als ich gedacht hatte - um die nächste Wegbiegung verschwanden. Natürlich warteten sie dann auf mich und ich stieg dankbar wieder auf!
Los Nevados ist Ziel von Bergsteigern und Wanderern und deshalb ist jedes dritte Haus von den ca. 22 Häusern eine Posada. Das sind immer alte restaurierte Häuser und die Zimmer liegen meistens um einen Patio (Innenhof) herum -  sehr oft ganz einfache, in größeren Orten aber auch schon komfortablere Unterkünfte, vor allem aber preiswerter als Hotels.
Gioia hatte uns eine von den Posadas empfohlen und so suchten wir nach dem Abstieg von unserem Maultier (nun wackelten uns aber beiden die Knie) und der Bezahlung von umger. 13 Euro für uns bei !!!  die  “Bella Vista” auf. Der Ort liegt am Hang und unsere Posada hatte wirklich eine schöne Aussicht auf das ganze Tal. Unser Zimmer war ganz einfach, aber sogar mit Bad und warmen Wasser - was will man mehr. Es war ja inzwischen Nachmittag geworden und wir waren neugierig auf den Ort. Wie so oft, spielt sich auch hier das Dorfleben auf dem Platz vor der Kirche ab. Dort trafen wir auf eine holländische Wandertruppe, die ebenfalls etwas sehen wollte und so saßen wir alle friedlich, mit einem Bier in der Hand , auf einer Mauer, tauschten Reiseerfahrungen aus und sahen den auf ihren Maultieren die steile Hauptstraße rauf- und runtergaloppierenden Einheimischen zu.
Zum Übernachtungspreis gehörte auch das Abendessen und abends saßen wir in der Wohnküche der Bauernfamilie bei Suppe, Hühnchen mit Beilagen und Fruchtsaft! Mit uns am Tisch war  noch ein Ehepaar aus Caracas und wir verständigten uns zwischen den einzelnen Bissen mit Händen und Füßen, etwas Spanisch und Englisch. Hier auf 2.500m wurde es am Abend natürlich empfindlich kalt und wir holten uns sicherheitshalber noch zwei Decken mehr, die wir dann auch gut brauchen konnten!
Nach einem reichhaltigen
Frühstück am nächsten Morgen nahm uns das andere Paar in ihrem eigenen Jeep mit nach Merida - das war am Vortag so verabredet, denn sonst hätten wir eines der Dorfjeeps benutzen müssen, die die Touristen (natürlich gegen Bezahlung) wieder nach Mèrida bringen. Los Nevados war früher nur auf Fußwegen erreichbar, nun gibt es inzwischen zwar unbefestigte Sandwege, die aber nur von Jeeps bewältigt werden können. Also holperten wir auf diesen schmalen, ausgefahrenen und kurvigen Straßen (kann man eigentlich nicht dazu sagen) zurück nach Mèrida, wieder vier Stunden lang, obwohl es nur 59 km dorthin sind. Unsere Bandscheiben litten, aber die ständig wechselnden Aussichten auf Berge und Einblicke in Täler ließen die Strapazen leichter ertragen. Daß wir bei der Einfahrt nach Mèrida merkten, daß wir einen platten Reifen haben, hat uns alle bei dieser Wegstrecke nicht verwundert!

Unsere Ausflüge auf eigene Faust wurden wieder - wie schon so oft - mit den öffentlichen Bussen durchgeführt. 40 km von Mèrida entfernt liegt das 400jährige und 1968 total restaurierte Kolonialdörfchen Jaji.
Von dort wanderten wir zu der kleinen privaten Hazienda El Carmen, die immer noch Kaffee produziert. Da gerade keine Saison für Kaffee ist, lag eine himmlische Ruhe über der Anlage, aber das kleine Restaurant im zweiten Innenhof war geöffnet! Wir waren zwar die einzigen Gäste, wurden aber nett vom Vater des Besitzers empfangen und er sorgte sogar dafür, daß wir etwas zu essen bekamen, obwohl eigentlich nur am Wochenende die Küche in Betrieb ist. Nur für uns kochte das Mädchen hinter dem Freiluft-Herd ein köstliches Essen “Pollo al la placha con verdura”und dann war eine Siesta fällig, die wir im ersten Innenhof auf weichen Sesseln hielten, die dort ringsherum vor auch zu vermietenden Zimmern standen!
Ein anderer Ausflug ging in den Ort Tabay und von dort kletterten wir ca. eine Stunde einen schmalen Steig steil hinauf, dann wieder hinunter in ein anderes Tal und dort erwarteten uns natürliche Thermalquellen. Am Gegenhang konnten wir beobachten, wie ein Bauer sein extrem steiles Feld mit einem Ochsengespann umflügte. Wie vor hunderten von Jahren, wobei  morderne Flugmaschinen diese Steilheit gar nicht bewältigen könnten
Von hoch oben kommen warme Quellen, die mit ganz wenigen Mitteln in einer kleinen Anlage zusammengeführt wurden, ohne daß gleich Hotels o.ä. drumherum entstanden sind, mitten im Grünen! Es gibt ein Becken mit 30° warmen und ein anderes mit 37 ° warmen Wasser, dazu eine Natursauna. Das ist ein ganz kleiner gemauerter Raum, in den 50° heißes Wasser in ein kleines Becken lief, über das einfach ein Holzbrett gelegt war, auf dem max. zwei Personen sitzen konnten. Es dampfte wirklich etwas und war heiß genug, daß der Effekt des Schwitzens erreicht wurde. Gleich neben diesem Häuschen kommt dann die Natur-Kaltdusche aus dem Hang! Hier verbrachten wir einige Stunden, denn unser Badezeug hatten wir dabei! Der junge Mann, der den geringen Eintritt kassierte, war gleichzeitig Gärtner, Bademeister und Verkäufer von Getränken!
Auf fast 3.000m nach La Culata führte uns ein anderer Ausflug. Beim Aussteigen an der Endhaltestelle merkten wir, daß irgend etwas gefeiert wurde (es war Samstag). Einheimische waren mit einer Art Tracht angezogen, Hirten ähnlich, und als wir Musik hörten, gingen wir gleich auf die Suche. In einer ganz kleinen Kapelle tanzten zwei Männer umeinander herum, der eine mit einem Holzkästchen in den Armen , in dem eine Figur war, der andere mit einem mit Blumen geschmückten Stock. Dazu spielten einige Männer ganz einfache Instrumente. Als dieser kurze Tanz vorbei war, rief ein Anführer einige Worte, alle wiederholten etwas und dann ging der Tanz von vorne los, wobei die beiden Tänzer immer wieder von anderen abgewechselt wurden. Nach ca. 20 Minuten zogen alle Beteiligten und div. Zuschauer den gleichen Weg lang, den wir auch “erwandern” wollten, also hatten wir alle die gleiche Richtung. Noch wußten wir nicht so recht, was das alles bedeuten sollte. Dieser Weg zog sich den Berg - an einigen Bauernhäuser vorbei - hinauf  und dann merkten wir, daß die ganze Truppe wohl vorhatte, jedes der Häuser zu besuchen und überall den Tanz und die Musik vorzuführen. Es wirkte auf uns wie zuhause zur Weihnachtszeit, wenn am 6. Januar die Heiligen Drei Könige die Haushalte besuchen, singen, den Segen bringen und vielleicht etwas dafür bekommen.
Aber auch die kleine Prozession merkte, daß wir ihnen folgten und sie luden uns ein, mit in die Häuser zu kommen. Beim ersten und zweiten konnten wir uns (aus Höflichkeit) noch dagegen wehren, aber dann wurde ich einfach mit in ein Haus gezogen. Offensichtlich wußten die Bauernfamilien auch, daß sie Besuch bekommen würden, denn es war immer ein Teil der Diele oder auch des Wohnzimmers leer geräumt, mit einem Tisch mit Blumen und Kerzen geschmückt und dort vollzog sich dann immer wieder der Tanz mit der Musik und den Worten. Die Worte drückten Glückwünsche für das Haus aus und danach ging der Hausherr mit einer Schnapsflasche herum und alle Mitwirkenden bekamen ein Glaserl. Danach ging noch mehrmals der Tanz von vorne los, wobei auch das Glaserl wieder vollgeschenkt wurde. Man merkte dann so langsam, daß der Alkohol seine Wirkung tat, denn nach dem vierten Haus ging schon alles etwas langsamer und einige Tänzer und Musikanten wurden von der zweiten Besetzung abgelöst. Manfred war inzwischen auch mitgezogen worden und im fünften Haus trafen wir uns wieder. Natürlich hatten wir uns beide sehr zurückgehalten und nur um die Ecke gelugt, aber wir wurden sehr freundlich immer wieder ins Gespräch gezogen. Dann konnten wir uns aber absetzen und fragten uns nur, wie die Teilnehmer es wohl bei dieser “Verpflegung” schaffen würden, alle vorgenommenen Häuser zu besuchen! Das letzte, was wir von der Gruppe sahen, war, wie einige versuchten, über einen Gartenzaun zu klettern, um den Weg zum nächsten Haus abzukürzen!!

Wie immer, vergeht die Zeit viel zu schnell und so waren unsere acht Tage schon wieder herum und wir sagten dieser schönen Gegend, in der auf 3.000 m noch Gemüse wächst und Rosen blühen, “Auf Wiedersehen”. Noch einmal (am 22.9.) ein dreistündiger Überblick über Venezuela aus dem Fenster des Flugzeuges und schon waren wir wieder “zuhause”, wobei uns beim Verlassen des Flugzeuges die heiße und etwas feuchte Luft wie ein Schlag trag - was für ein Unterschied zu der wunderbaren Höhenluft in den Anden!
Unsere White Witch erwartete uns in bester Verfassung, wir blieben noch einige Tage, um Vorräte einzukaufen und letzte kleine Reparaturen zu erledigen (irgend etwas fällt immer an!).
Unseren letzten Abend verbrachten wir mit Lothar recht feucht in einer Bar in der Marina Mare Mare, in der es jeden Mittwoch zur Sundownerstunde die Getränke umsonst (!) gibt. Zuerst trauten sich Manfred und Lothar gar nicht in die Bar mit ihren kurzen Hosen - es sah dort viel vornehmer aus als normalerweise in den Seglertreffs (hier war auch ein Hotel angeschlossen!) und da ich ein - wenn auch - Strandkleid anhatte, ortete ich erstmal die Lage und konnte dann grünes Licht geben. Inzwischen waren div. andere Segler in der gleichen Kleidung eingetrudelt und so kamen wir eine Stunde lang in den Genuß von viel zu vielen Cocktails u.ä. Aber sie wurden uns direkt aufgedrängt und als höflicher Mensch lehnt man ja nicht ab!!
 Am nächsten Tag, dem 26. September, verließen wir mit Lothar und seiner “Tamara” die Marina, ankerten beide für eine Nacht vor der kleinen Insel Chimana Segunda und bekamen an Bord der Tamara einen letzten schönen Rumpunsch, denn nun trennten sich unsere Wege - Lothar wollte zurück zur Isla Margarita und wir hatten vor, für einige Tage auf die Insel Tortuga zu gehen, knapp 60 sm entfernt!
In der Morgendämmerung starteten wir und konnten gegen 16.30 in der Playa Caldera den Anker fallen lassen. Uns erwartete ein über  1 1/2 km langer Sandstrand in einer halbmondförmigen Bucht, so flach und schmal, daß man über dem Strand gegenüber die andere Seite vom Meer sehen konnte. Einige Segelboote waren schon da, erzeugten bei mir wieder eine sicheres Gefühl (ganz alleine möchte ich eigentlich aus Sicherheitsgründen nicht mehr ankern) und wir lernten auch gleich ein anderes sehr nettes Segelerehepaar, Lorle und Walter auf ihrer “Mariposa” kennen, auch aus München!
Außerdem entdeckten wir, daß mit uns die “Sangria” mit dem spanischen Ehepaar Carmen und Santiago ankerte. Wir hatten die beiden im letzten Jahr auf Lanzarote kennengelernt und nun sahen wir uns wieder! Santiago nahm uns gleich mit auf Langustenfang.
Dazu fuhren wir in drei Dinghys weit hinaus um die Riffe herum, ankerten dort mit einem kleinen Sternanker in der heftigen Dünung und die Männer, bewaffnet mit Harpunen, tauchten , um in Höhlen in bis zu 11m Tiefe nach diesen begehrten Tieren zu suchen. Sie hatten schon Routine darin, während Manfred keine entdeckte, aber er ging mit ihnen mit, um zu lernen. Wir Frauen schnorchelten derweil und sahen auch einiges, aber keine Krebse. Santiago fing dann für uns eine Languste - er selbst hatte schon so viele gegegessen, daß er gar keinen Appetit mehr darauf hatte. Also gab es bei uns zu Mittag gegrillte Languste - unsere erste an Bord!

Wir machten auch die Bekanntschaft von Moncho, einem Fischer, der (mit einigen anderen Kollegen) der einzige Bewohner auf Tortuga ist. Lorle und Walter sind seit vielen Jahren mehrere Monate in Venezuela, können gut Spanisch sprechen, und waren mit Moncho schon länger befreundet. So kamen auch wir unverhofft in den Genuß einer Einladung in Monchos Behausung. Dies war ein Palmwedelunterstand mit halbhohen Wänden, in dem eine Hängematte (sein Bett) hängt und ein Minifernseher und ein Radio als Kontakt zur Außenwelt dient. Daneben steht sein Küchenhaus, eine Hütte mit Sandboden, einem 2 -Flammengasherd und an den Wänden fein säuberlich aufgehängt viele Geräte und Töpfe! Mancho kocht nämlich manchmal auch für angemeldete Touristen, die - wenn sie wollen - in einer weiteren Hütte in Holzbetten (bis zu sechs Personen) auch übernachten können. Wasser gibt es nicht auf dieser Insel und so muß Moncho mit seinem von Flugzeugen (es gibt eine Sandrollbahn für ganz kleine Flieger) angelieferten Süßwasser sehr haushalten, aber er und auch wir inzwischen waschen und kochen viel mit dem sauberen Salzwasser.
Gegessen wird natürlich im Freien an einem langen Holztisch, mit Blick auf die Bucht und alle Segelboote . An diesem Abend am Strand kochte Walter - es gab eine wunderbare Fischsuppe aus Lobsterschalen und Resten! Ganz lecker, kann beim Käfer in München nicht besser sein, hier nur garantiert frisch, und ich habe mir gleich das Rezept geben lassen. Wir hatten Wein mitgebracht und obwohl wir kaum, Walter und Lorle ja ganz gut Spanisch und Moncho nur Spanisch sprechen konnte, war es ein lustiger Abend. Es muß Moncho so gut gefallen haben, daß er uns spontan wieder für den nächsten Abend zu sich einlud - diesmal wollte er eine Lobsterpasta für uns kochen!
Also gingen am nächsten Tag Walter, Manfred und Moncho mit einem Dinghy auf Lobsterfang und ich genoß einen Ratsch mit Lorle! Die Ausbeute der Männer waren drei Lobster und so fanden wir uns wieder am Abend am Strand ein und schauten im Küchenhaus Moncho bei der Zubereitung seiner Pasta zu. Da ja der von uns mitgebrachte Wein, der auch zur Zubereitung benötigt wurde, gekostet werden mußte, wurde eine Flasche schon von uns allen beim Zusehen und Kochen geleert - Küchen sind doch zu gemütlich!! Die Pasta selbst schmeckte großartig. Moncho schmorte dafür die halbierten Lobster (mit Schalen) mit Zwiebeln, Knoblauch und Gewürzen an, löste dann das Fleisch heraus, die Schalen wurden für die geplante Suppe weggelegt, fügte eine Dose Tomaten hinzu und nun wurde mit div. Gewürzen abgeschmeckt - fertig! Wir hatten zwei Pfund Nudeln mitgebracht und da auch noch ein Freund von Moncho dazu kam, blieb nur ein kleiner Rest übrig, den Wolfgang und Lorle mitbekamen. Danach kochte Wolfgang von den Resten wieder die leckere Fischsuppe und diesen Rest bekamen wir, in eine der geleerten Weinflaschen umgefüllt,  mit an Bord. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie traumhaft romantisch solche Abende hier in der Karibik, besonders in Venezuela, sein können. Die Fischer sind von einer uns nicht bekannten herzlichen Gastfreundschaft und beleidigt, wenn man sie bezahlen will. So können wir nur mit  kleinen Gegenleistungen oder Geschenken, wie ein T-Shirt, eine Flasche Whisky oder Rum, oder eine technische Reparatur aufwarten, die nicht gefordert, aber natürlich auch nicht abgelehnt werden. (Leider kann Manfred immer noch nicht fotografieren).
Nach einer Woche lösten wir uns - wenn auch ungern - von Tortuga und der “Mariposa”, aber wir mußten ja am 9. Oktober unsere Freundin Evelyn vom Flughafen Caracas abholen. Zuerst fuhren wir wieder Richtung Festland nach Carenero, einem kleinen Ort mit einigen privaten Marinas in einer schönen Mangrovenlandschaft. Hier ankerten wir ca. 100m entfernt von den Marinas, um den Gefahrenmomenten sprich evtl. Überfällen aus dem Wege zu gehen. Es hätte schöne Ankerplätze in den einzelnen Mangrovenbuchten gegeben, aber das war uns zu einsam, auch hier hatte es Überfälle auf Segler gegeben . Zuerst waren wir ganz alleine am Ankerplatz, aber nach einigen Stunden waren wir vier Schiffe - die anderen hatten wohl die gleiche Überlegung gehabt!
In unserem Reiseführer war für hier ein “birdwatching” empfohlen und so fuhren wir per Dinghy zur Abenddämmerung in einen Wasserkanal, ankerten und warteten ab. Tatsächlich setzte fast schlagartig (gegen 18.15) eine Vogelwanderung über uns ein. Aus allen Richtungen kamen die wunderschönen roten Scarlet-Ibisse angeflogen und setzten sich vor uns auf die vielen Mangrovenbäume - wie am Weihnachtsbaum die roten Kugeln hockten nun hunderte von Vögeln, fast nur rote, aber auch einige graue und weiße und “unterhielten” sich. Besonders lustig waren die “green parrots”, eine Papageienart, die laut schnatternd immer paarweise angeflogen kamen - insgesamt ein wunderschönes Erlebnis!
Wir blieben hier zwei Nächte, kauften wieder Frischzeug und fuhren dann weiter, an der fast unbewohnten , bis ans Wasser reichenden Steilküste von Venezuela lang. Unser nächster Hafen am 8. Oktober hieß Puerto Caraballeda und dort ankerten wir vor der Marina, die leider seit einem Erdrutsch vor drei Jahren nicht mehr repariert worden ist. Dadurch wirkte sie sehr vergammelt; die Stege waren nur festen Blickes nach unten zu begehen, bei einer großen Lücke war eine alte Holztür darüber gelegt.
Das Restaurant war verlassen, aber es gab wenigstens eine kleine Bar mit Küche in einem ausgedienten kleinen Motorboot, in dem wir gut essen und trinken konnten. Wir bekamen zwar Benzin und Diesel, aber kein Wasser, aber gleich danaben gab es einen schmalen Zugang in eine kleine Bucht mit privaten Bootsanlegestellen und dort bekamen wir Wasser für unseren Tank, der schon ganz leer war!
Am 9. Oktober sollte ja Evelyn einfliegen und so fuhren wir am Nachmittag mit einem öffentlichen Bus Richtung Flughafen. Es war ja der Tag vor der angekündigten großen politischen Demonstration in Caracas und wir waren gespannt, ob wir etwas mitbekommen würden!
Der Flughafen liegt direkt am Meer und wir waren etwas irretiert, da der nationale Flughafen einen anderen Namen hatte, als der direkt daneben liegende internationale Flughafen Caracas. Irgendwie dachten wir, der Caracas-Flughafen müßte mehr im Inland Richtung Stadt liegen, allerdings hatten wir uns über die hohen Berge ringsherum gewundert! Jedenfalls waren wir richtig und hatten noch Zeit, für Evelyn und mich zwei Tickets mit einem Inselhopper von dem Naturschutzpark Los Roques zurück nach Caracas zu kaufen.
Da wir nicht wußten, wie die politische Lage sich in den nächsten Tagen entwickeln würde, Manfred außerdem nur wegen uns die 70 sm von Los Roques zurück nach Caraballeda gegen Wind und Welle hätte fahren müssen, hatten wir beschlossen, daß wir den Inselhopper zurücknehmen. Evelyns Familie hatte Sorge gehabt, ob sie nicht in diese politischen Kämpfe geraten könnte, aber am Flughafen war alles ganz friedlich und trotz Warnungen des Auswärtigen Amtes in Deutschland fühlten wir uns ganz sicher. Evelyn kam ganz pünktlich an und ihr Gepäck bestand zu 70 % aus Geräten und Sachen für uns und ein kleiner Rest waren ihre Badesachen u.ä. Wir fuhren, mit einem Taxi, zurück in die Marina, aßen dort noch eine Kleinigkeit und starteten noch nachts in Richtung Los Roques, denn Evelyn war sowieso zu “aufgekratzt”, um schlafen zu gehen und so konnten wir auch die Nacht gleich durchsegeln. Es waren immerhin 70 sm, wir hatten mit 20-25 Kn guten Wind und rauschten mit einem “Anlieger” , gerade mit geschrickten Schoten, hoch am Wind, nur so dahin. Evelyn tauchte ab und zu nach unten ab, um ein bißchen zu
schlafen und kam dann wieder, um das lang entbehrte Segelgefühl zu genießen und Ausschau nach “Land in Sicht” zu halten. ( Hurra, ab jetzt ist  meine geliebte  neue Digitalkamera wieder an Bord)
Der recht heftige Wind hielt an und so waren wir am nächsten Morgen um 9.30 am süd- östlichen Eingang zu den Los Roques, dem Boco de Sebastopol, einer Einfahrt, die man erst sieht, wenn man kurz davor ist. Rings herum liegen Riffe, an denen sich die Wellen brechen und Manfred fuhr, nun natürlich unter Motor, ganz streng nach Positionsangabe, um ja den richtigen Einschlupf zu finden.
Wir waren froh, als wir dann “durch” waren, das Wasser innerhalb des Riffs wird schlagartig ruhig, und so steuerten wir unseren ersten Ankerplatz an, um erstmal zu frühstücken, denn bei dem Seegang die ganze Nacht durch und noch am Morgen war an essen nicht zu denken. Danach war faulenzen und schlafen angesagt, nicht nur für Evelyn, die ja auch den langen Flug noch hinter sich hatte, sondern auch für uns, die auch nicht geschlafen hatten.
Am nächsten Tag segelten wir innerhalb dieses riesigen Riff- und Mangrovengebietes zum nächsten Ankerplatz Cayo Namusqui und nach der nächsten Nacht per Motor die 3 sm nach
El Gran Roqu.
Der Nationalpark Los Roques ist ein riesiges Riff- und Inselchengebiet mit herrlichem Wasser in allen Farben, nur die Insel El Gran Roque ist bewohnt; hier residiert die Coast Guard und die Inparques, denn man muß für die maximal 14 Tage Aufenthaltserlaubnis bezahlen, immerhin für unser Schiff mit drei Personen ca. 100 Euro -  aber dafür sind wir auch in einem traumhaften Gebiet, fast überall kann man ankern, ein Platz schöner als der andere. Auf Gran Roque ist auch der kleine Flugplatz, von dem Evelyn und ich dann abfliegen werden.  
                           

    Hier bummelten wir durch den kleinen netten Ort, in dem viele Posadas, also diese alten gemütlichen Herbergen, sind und wir schauten fast überall hinein, damit auch Evelyn einen Eindruck davon bekommt.

                            
    Unter einem Baum, direkt im Sand vor dem Strand, aßen wir zu Mittag, denn nun sollte ja eine Woche ohne Zivilisation beginnen, d.h. selber kochen war angesagt.
    Einige letzte Einkäufe im Minimarkt, u.a. auch einen Beutel mit Eis, der wohl gerade bis zum Abend halten würde, denn ich hatte zum Sundowner zum Caipirinha eingeladen - wir hatten nämlich unsere neugewonnenen Freunde von der “Mariposa”, Lorle und Walter wiedergetroffen und uns für den Abend in der Ankerbucht Carenero verabredet, ihrer Meinung nach die schönste Insel hier.
    Das Eis hielt wirklich bis abends und so wurde es ein feuchter und schöner 
    Wiedersehensabend. Evelyn hatte inzwischen den Eindruck bekommen, daß sie - wenn länger an Bord - zum Alkoholiker wird - an den täglichen Sundowner muß sie sich erst gewöhnen!
    Da die Mariposa hier schon öfter war, kannten die beiden schon von früher her auch den Fischer Ezekiel, der hier wohnt - und wieder kamen wir, wie schon auf Tortuga, in den Genuß einer mittäglichen Einladung in des Fischers Behausung. Mit von der Partie waren auch der Holländer Louis mit seiner englischen Frau Mandy und ihren 8-jährigen Zwillingsmädchen, die wir schon in der Marina Puerto la Cruz kennengelernt hatten und mit denen wir uns locker auf den Roques verabredet hatten!
    Hesequiel erwartete uns schon vor seiner Hütte. Jede Schiffsbesatzung brachte eine Beilage und Getränke mit und so saßen wir - insgesamt 10 Personen - am schattigen Biertisch vor Esekiels Hütte, der für uns ein bißchen Lobster als Vorspeise und
    dann mehrere Fische gebraten hatte, dazu hatte er Polenta gekocht. Von uns allen kam Salat, Gemüse, Nudel- und Obstsalat, sowie mehrere Flaschen Wein, Coca Cola usw. dazu - ein reichhaltiges Mahl, das sich bis in den frühen Abend hineinzog. Hesekiel ist kein Kostverächter . Gerne schmust er mit Lorle , Evelyn oder Marianne, lebt er doch mit seinen 71 Jahren seit 30 Jahren alleine auf der Insel, obwohl seine Frau auf Isla Margarita lebt. Nachfolgend ein paar Bilder von diesem schönen Nachmittag

Alle wurden immer lustiger und bei der Heimfahrt mit dem Dinghy fielen erst Manfred und dann auch Lorle ins Wasser, wenn auch ein bißchen aus Spaß, aber so ganz seetüchtig waren wir alle nicht mehr!
So vergingen die Tage mit schwimmen (vorm Frühstück schon das erstemal), schnorcheln, faulenzen und nur einmal noch fuhren wir in den Ort Gran Roques zurück, um unseren “Eintritt” in den Nationalpark zu bezahlen (es wird kontrolliert!) und um unsere Vorräte zu ergänzen. Da nur einmal in der Woche ein Versorgungschiff nach Gran Roque kommt, ist das Angebot der zwei Minimärkte ab dem dritten Tag nach Anlieferung sehr spärlich.
Manfred fing auf dem Weg nach Gran Roque seinen ersten Barrakuda im Alleingang - Evelyn und ich schauten ungerührt zu, wie er den Fisch dann ausnahm und filettierte, schließlich wird das Fischfangen eine echte Nahrungsquelle für ihn werden, wenn er über den Pazifik segelt!! Am Abend kochte dann Evelyn: Fischfilets, Kartoffeln und Zuccinigemüse, sehr lecker!
Am nächsten Tag segelten wir wieder zurück in die Carenerobucht zur Mariposa, denn Lorle und Walter hatten zum bayerischen Abend eingeladen - kamen wir alle doch aus München!
Zum Aperitiv spielten die Biermösl Blas’n, als Vorspeise gab es den gebratenen Rest vom Barrakuda mit Karotten und danach wurden wir mit frisch gebratenen Fleischpflanzerl (Walter kocht hervorragend) und von Manfred selbst gemachtem Berliner Kartoffelsalat verwöhnt - Bier war Ehrensache, wenn wir auch kein bayerisches hatten! Ein toller Abend!

Von Hesekiel wurden wir noch einmal zum Fischessen bei ihm zuhause eingeladen; da er sich wieder ausnahmslos vom von uns gekochten Gemüse ernährte, hatten wir den Verdacht, die Einladungen nur wegen des Gemüses und der Anwesenheit von uns Frauen bekommen zu haben, er flirtete ganz schön mit uns.

Ein letzter Sundowner bei uns an Bord mit Lorle und Walter am Freitag, dem 18. Oktober und schon war die Urlaubszeit für Evelyn und auch für mich vorbei. Am Samstag fuhren wir wieder nach Gran Roque, kauften für die Mariposa und für Manfred groß ein, wurden von Evelyn zum Mittagessen eingeladen und dann war es Zeit, Evelyn zum Flughafen zu bringen, was hier ganz einfach ist. Mit dem Dinghy landet man genau an der Abfertigungshütte an.

Ja, und dann war auch bei Marianne und mir Abschied angesagt. Mein geliebter Schatz kennzeichnete noch alle Lebensmittel und ordnete Wäsche und wichtige Unterlagen und Dokumente, ich glaube , diese Aktivitäten sollten auch ein wenig die steigende Abschiedsnervosität überdecken.
Seit Juni 2001 waren wir fast ununterbrochen auf unserer White Witch. Nie gestritten, immer in großer Harmonie (außer ab und zu beim Segeln), daß Geheimnis unserer Gemeinschaft. Marianne wird mir mit ihrer Liebe, immerwährenden Fröhlichkeit,

 
ihrem Optimismus, und ihrer spontanen Kommunikationsfreude sehr fehlen, ganz zu schweigen von ihrer genialen Art zu organisieren.  Zum Glück gibt es Email, so daß wir uns täglich verständigen können.

       

Doch wird dies ihre Gegenwart nie kompensieren können. 
Beim Abschied flossen denn auch bei mir einige versteckte Tränen als Marianne ins Flugzeug stieg und pünktlich nach  Caracas abflog. -- Ist das nicht ein herrliches Bild? --- Wie eine (meine) Königin winkt sie auf ein baldiges Wiedersehen im Dezember in Kuba.Ich fur wieder zurück in die schöne Caranero Bucht und wurde von Lorle und Walter ganz liebvoll in Vollpension genommen. Zu meinem Geburtstag am 22. Oktober, nochmals vielen Dank für all Eure Glückwünsche, wurde mir ein Champagnerdinner
bereitet, daß hätte ich nie erwartet. Es gab Gänseleberpastete zum Auftakt und Fisch von Hesekiel mit Reis und einem Chilenischen Weißwein. Wir haben uns wie immer nett unterhalten, wenn auch die liebe Marianne fehlte.

Lorle und Walter sind Apotheker und immer froh, wenn sie jemanden treffen, der ihnen technisch ein wenig unter die Arme greifen kann. So konnte ich mich mit der Reparatur Ihres Dinghimotors bedanken

Weiter ging es dann von Caranero zur Isla del Agua, im Westen von Los Roques. Auf dieser Überfahrt fing ich ich noch einen 1m langen Barakuda. Der wurde nach dem Ankerwerfen wieder sorgsam filettiert und abends gegrillt. Ich bin eigentlich kein Fischliebhaber, aber das lag wohl bisher daran, daß wir zuhause ja keinen frischen Fisch serviert bekommen. Hier kommt er zwei Stunden nach dem Fang auf den Tisch und schmeckt wirklich sehr,sehr gut.
Am 25. Oktober starteten Mariposa und White Witch nach Aves, weil ich möglichst schnell nach Bonaire weiterwollte. Dort wartet Post auf mich.
So kam es wieder zu einem traurigen Abschied, diesmal von Lorle und Walter.Es fällt mir immer sehr schwer, mich von lieben Freunden zu trennen.
                                                                                                                                                              


Vielen Dank möchte ich Euch beiden, Lorle und Walter, noch einmal an dieser Stelle sagen. Eure liebenswerte Gastfreundschaft habe ich sehr genossen, und freue mich schon auf ein Wiedersehen, vielleicht in der Karibik, sicher in ein paar Jahren in München.
So, in Bonaire bin ich nach schöner 60 Sm Überfahrt bei  15 Kn Ostwind gut gelandet. Man darf hier nicht ankern, sondern muß an einer kostenpflichtigen Mooringboje liegen. Damit will sich Bonaire, als beliebtes und schönes Tauchparadis vor der Zerstörung der Korallenlandschaft schützen. Außerdem fällt der Grund 100 Meter vom Ufer sofort steil auf 50-100 Meter ab.
Abends bewölkte es sich und in der vom weiten Festland war helles Wetterleuchten zu sehen. Plötzlich nachts um 0300 Uhr wachte ich auf, White Witch schaukelte fürchterlich im Wellengang. Ich raus, was ist passiert ?
Es lief eine tropical Wave durch und der Wind hatte auf 40 Knoten zugelegt, aber nicht wie normal ablandig von Ost, sondern als sog. “Reversal” von West.
Wir lagen auf Leegerwall und drohten bei Brechen der Mooringleinen von der zunehmenden Brandung an Land geschwemmt zu werden. Puh, höchste Konzentration war angesagt.
Einige Schiffe ergriffen die Flucht, legten ab und fuhren von Land weg auf die sichere See hinaus in den Windschatten der vorgelagerten Insel “Kleinbonaire”. Ich wartete ab, da ich mich noch nicht so gut auskannte und ging auf Ankerwache.
Als es hell wurde, drehte der Wind wieder zurück und die Sonne trat heraus, als wäre nichts geschehen. White Witch und Skipper hatten mal wieder Glück gehabt.
Ich hole  hier in Bonaire die Solarmodule vom Zoll ab, die aus Deutschland geschickt wurden. Sie haben ihre Odysse jetzt im Oktober beendet, nachdem sie auf dem Weg nach St. Maarten im März verloren gegangen waren. Außerdem will ich die Luken seitlich an der Bordwand erneuern, ich erwarte sie in den nächsten Tagen von Hallberg Rassy aus Schweden.
Mal sehen , wann sie ankommen. Ich gehe schon mal zum Zoll nachschauen.
Tschüüüß, bis bald

Euer Manfred